Katzen gelten als eigensinnig, manch einer findet sie gar arrogant. Doch scheinbar sind die Tiere empathischer als gedacht. 

Katzen gelten als eigensinnig, manch einer findet sie gar arrogant. Doch scheinbar sind die Tiere empathischer als gedacht. 

Katzen gelten anders als Hunde als eher eigenständige, manchmal gar unnahbare und in ihrer Zuneigung wankelmütige Tiere. Diese gewisse unempathische, gar gleichgültige Ader wird Katzen aber offenbar zu Unrecht unterstellt. Eine Untersuchung der Kognitionspsychologin Jennifer Vonk von der Oakland University legt nahe, dass Katzen trauern, wenn ein anderes Haustier in ihrem Haushalt stirbt – sogar dann, wenn es der Familienhund ist.

Eine Tatsache, die Jennifer Vonk erst nicht glauben konnte, als sie immer wieder Geschichten darüber hörte, dass Katzen Anzeichen von Trauer zeigen. Bei ihren eigenen Stubentigern konnte sie ein solches Verhalten nämlich nicht erkennen. Also hat sie das Phänomen genauer untersucht. Dafür haben Vonk und ihre Kollegin 412 Katzenhalterinnen und Halter befragt und insgesamt 452 Stubentiger in die Forschungsarbeit eingeschlossen, in deren Haushalt ein anderes Haustier verstorben ist. 

Die Studie basiert allerdings auf den Aussagen der Besitzerinnen und Besitzer. Diese stellten Verhaltensänderungen an ihren Miezen fest, nach dem Tod eines felligen Kompagnons. Manche Katzen schliefen schlecht, verweigerten das Fressen oder machten jaulende Geräusche. Andere wollten mehr Nähe zu ihrer Bezugspersonen oder vernachlässigten ihre Lieblingsspiele. Andere Katzen versteckten sich eher, verbrachten Zeit alleine oder suchten nach dem verblichenen Gefährten, so die Forscherinnen.

GEO+ Int Katzenpsychologie 9:51

Allerdings räumte die Kognitionspsychologin ein, dass die Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden müssten. Je stärker die Besitzer ihre Bindung zu den Katzen beschrieben haben, desto eher haben sie geschildert, dass die Tiere ihre Aufmerksamkeit suchen oder trauern würden. Es könnte also sein, dass die Besitzer ihre eigene Trauer auf die noch verbleibende Katze projizierten.

Trauer bei Katzen

Aber: Ein Verhalten, was sich als Trauer deuten lässt wurde auch schon an Affen beobachtet. Und Hunde scheinen ebenso um ihre verstorbenen Artgenossen zu trauern. Eine Untersuchung unter Beteilung eines Forschungsteams der Universität Bern deutet zumindest darauf hin. Die Tiere verhielten sich ähnlich wie Katzen: Sie spielten weniger, fraßen weniger und winselten häufiger, wenn einer ihrer tierischen Freunde gestorben war.

„Wenn wir trauern, neigen wir dazu, schlecht zu schlafen, weniger zu essen und definitiv weniger verspielt zu sein“, sagte Jennifer Vonk gegenüber „Times„. Die Studie deutet darauf hin, dass Katzen umso stärker betroffen waren, je länger sie mit dem verstorbenen Haustier zusammenlebten, während das Miterleben des Todes und die Anzahl der Haustiere im Haushalt keinen Einfluss hatten.

Katzen falsch eingeschätzt

Katzen Gesundheitseffekte auf den Menschen 18.33

„Im Gegensatz zu Hunden neigen wir dazu zu denken, dass Katzen unnahbar und nicht sozial sind“, erklärte Jennifer Vonk gegenüber der „Times“. Sie stellte jedoch fest, dass Katzen in freier Wildbahn dazu neigen, sich zusammenzuschließen und Hierarchien zu bilden. „Ich glaube, wir haben sie falsch charakterisiert.“

Katzen scheinen also doch nicht so gleichgültig zu sein, wie manch einer meint. Ein Experiment aus dem Jahr 2019 deutet zumindest auch darauf hin, dass Katzen mit ihren Besitzern eine Bindung eingehen. Die Forschenden gingen davon aus, dass Frauchen und Herrchen bei ihren Katzen ein Wohlbefinden auslösen. Die Forschenden haben junge und ausgewachsene Katzen an einem Test teilnehmen lassen. Die Katzen verbrachten zwei Minuten mit ihren Besitzern. Herrchen oder Frauchen gingen für zwei Minuten aus dem Raum. Danach verbrachten sie erneut zwei Minuten mit ihren Miezen. Um die Beziehung der Tiere zu ihren Besitzern messbar zu machen, haben die Forschenden das Stressreaktionen der Katzen gemessen. Das Ergebnis: 64,3 Prozent der Testtiere waren ihren Besitzern zugetan.