Es ist DIE Sensation der Popwelt: Oasis kommen zurück! Nur einen überrascht das nicht. Hier schreibt der ehemalige Viva-Moderator, Autor und Podcaster Nilz Bokelberg, warum er die Reunion schon im Dezember 2023 voraussagte.

Es ist DIE Sensation der Popwelt: Oasis kommen zurück! Nur einen überrascht das nicht. Hier schreibt der ehemalige Viva-Moderator, Autor und Podcaster Nilz Bokelberg, warum er die Reunion schon im Dezember 2023 voraussagte.

Absoluter Atemstillstand in der Popkultur-Welt. Was heute passiert ist, das kann man in seiner epischen Größe kaum in Worte fassen. Das ist, als würde der Papst wirklich eine Herrenboutique in Wuppertal eröffnen oder Peter Neururer auf einmal die Bayern trainieren. Eine Welt, in der möglich ist, was heute geschah – in der ist alles möglich, vor allem alles Gute. Denn: Oasis treten wieder zusammen auf! Erst gestern haben sie auf ihren Social Media Accounts angegeben, dass es heute um acht Uhr morgens, natürlich britischer Zeit, eine Ankündigung geben würde. 

Tourgerüchte machten schnell die Runde, wobei einige auch meinten, dass es der Band zuzutrauen sei, dass sie nur ein Deluxe Boxset irgendeines alten Albums ankündigen. Aber, es bestätigte sich: Oasis sind wieder vereint. Die Gebrüder Gallagher haben das Kriegsbeil begraben und können sich anscheinend vorstellen, wieder eine Bühne miteinander zu teilen. Denn sie haben direkt 14 Termine für Großbritannien und Irland im nächsten Jahr bekannt gegeben.

Nilz Bokelberg, 47, wurde als Moderator beim Musiksender Viva bekannt, für den er von 1993 bis 1998 arbeitete. Später studierte er Regie und moderierte das DSF-Quiz „Sofaduell“. Seit 2010 ist er auch als Autor tätig, schreibt Bücher wie „Endlich gute Musik“ und Drehbücher. Zudem moderiert er heute Podcasts wie „Die Nilz Bokelberg Erfahrung“.
© Monika Skolimowska

Nun ist Oasis eine Band, die nicht einfach nur Fans hat. Menschen, die sich als Oasis-Fans identifizieren, nehmen ihr Fandom ganz besonders ernst. Die kennen jede B-Seite, wissen die Setliste von jedem Konzert auswendig, können aus dem Stand die fünf besten Disse von Noel gegen Liam und umgekehrt zitieren, wissen auch alles über alle Neben- und Nachfolge-Projekte und hassen selbstverständlich „Wonderwall“. Aber eins haben sie ganz und gar nicht kommen sehen: diese Reunion. Ihr Glaube, die Gallagher Brüder so gut zu kennen, dass sie diese Wiedervereinigung kategorisch ausschließen konnten, hat sie blind davor gemacht, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Das ist natürlich Hybris und das hat sie jetzt eiskalt erwischt. 

„Die Beleidigungen von Liam in Richtung Noel wurden weniger“

Aber, liebe Leserinnen und Leser, wissen sie, wer dieses ganze Spektakel schon im Dezember vorausgesagt hat? Wer instinktiv wusste, dass die Band dieses Jahr wieder zusammenkommen würde? Wer dafür ausgelacht wurde, im Brustton der Überzeugung zu verkünden, dass 2024 das Oasis-Jahr werden würde? Nun. Es gibt wenig schlimmeres als Menschen, die „ich hab’s dir ja gesagt“ sagen, aber vielleicht gilt das bei Popkultur-Ereignissen nicht, was ich hoffe, denn: Ich hab es wirklich die ganze Zeit gesagt. Ich bin der Popkultur-Nostradamus. Nur dass ich recht habe, mit meinen Voraussagen.

Es lag in der Luft. Die Beleidigungen von Liam in Richtung Noel online wurden weniger und etwas milder. Die Solo-Projekte der beiden liefen zwar okay, aber waren nie der ganz große Wurf. Immer etwas halbgar. Man tingelte so durch etwas größere Konzerthallen. Aber wenn man einmal Rockstar war und vom süßen Nektar der Stadion-Shows probiert hat, und es gäbe einen Weg dorthin zurück, der nur einen Funken Selbstdisziplin erfordern würde – und zwar in Form von „den eigenen Bruder nicht verprügeln“ – wer wäre so doof, diese Chance liegenzulassen? Antwort: Nicht mal ein Gallagher, auch wenn Fans und Beobachter das wohl erwartet haben.Oasis Ingo

Brauchen sie das Geld? Vielleicht nicht. Auch wenn gesagt wird, dass Noels Scheidung gerade eine kleine Finanzspritze gut vertragen kann. Aber wenn irgendjemand auf dieser Welt noch zum Rockstar geboren ist, dann sind es diese beiden Lads aus Manchester. Und das muss sie fuchsig gemacht haben, zu sehen, wie zum Beispiel die alten Britpop-Rivalen von Blur 2023 wieder zusammengefunden haben und auf Anhieb das Wembley Stadion zwei Nächte hintereinander ausverkauften. Da ahnte ich schon: Das können die Gallaghers auf keinen Fall auf sich sitzen lassen. 

Die Oasis-Brüder sind allein „nicht mal halb so gut wie zusammen“

Und es gibt sie eben, diese Schicksalsgemeinschaften. Allein sind die beiden nicht mal halb so gut wie zusammen. Und auch wenn die letzten Oasis-Alben nicht mehr diese Bretter waren wie die ersten: Es war immer noch dieses geniale Zusammenspiel von Noels musikalischem und Liams performativem Talent, dass diese Band so einzigartig machte. Ein unsichtbares Band, wie es vielleicht nur Geschwister haben können, in dem man sich automatisch ergänzt. Die Popkultur ist voll davon: Die Carpenters, die Kaulitz Brüder, die Jackson Five, Malcolm und Angus Young und, und, und. We are family. 

Nun, es ist ein großer Tag für alle, die jemals „Don’t Look Back In Anger“ in der Karaokebar voller Inbrunst geschmettert haben. Für alle, die mal mit „Champagne Supernova“ auf den Kopfhörern durch die stille, nächtliche und am besten noch verschneite Stadt nach einer Party nach Hause gelaufen sind. Für alle, die sofort Tränen in den Augen haben, wenn „Live Forever“ plötzlich aus den Supermarktboxen schallt. Kurzum: Für alle, denen Rock noch nicht egal ist und die gerne an Wunder glauben. Am Samstag geht der Online-Vorverkauf für die Oasis-Shows los. Da werden Wunder dann auch wieder dringend benötigt.