Der Hilfebedarf bei familiären Problemen steigt. Eine Ombudsstelle steht Kindern und Jugendlichen in Hessen mit Rat und Tat zur Seite. Das Angebot soll nun ausgebaut werden.

Der Hilfebedarf bei familiären Problemen steigt. Eine Ombudsstelle steht Kindern und Jugendlichen in Hessen mit Rat und Tat zur Seite. Das Angebot soll nun ausgebaut werden.

Die Beratung ist kostenlos und kann anonym erfolgen: An die in Frankfurt angesiedelte Ombudsstelle für Kinder– und Jugendrechte in Hessen können sich junge Menschen wenden, wenn es um Konflikte etwa mit dem Jugendamt geht. Das Angebot soll nun ausgebaut werden, wie die hessische Sozial- und Jugendministerin Heike Hofmann (SPD) ankündigte. Kommendes Jahr soll eine Regionalstelle in Kassel aufgebaut werden, über die Einrichtung einer weiteren in Südhessen wird nachgedacht.

„Der Bedarf ist groß und es ist ein Anstieg zu verzeichnen“, sagte Hofmann. Vergangenes Jahr gab es bei der Ombudsstelle mehr als 300 Anfragen. Hessenweit beziehen den Angaben zufolge rund 30.000 junge Menschen Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe, sie leben beispielsweise in einer Wohngruppe oder Pflegefamilie.

Machtgefälle ausgleichen

Die jungen Menschen sollen bestärkt werden, ihre Rechte wahrzunehmen, sagte Hofmann. Mögliches Thema für die Ombudsstelle könne sein, ob die Höhe des Taschengelds stimmt oder ob eine Betreuungsleistung weiter gewährt wird. Es gehe darum, das Machtgefälle zwischen Behörden und Jugendlichen auszugleichen, sagte Miriam Zeleke, Landesbeauftragte für Beteiligung und Förderung von Kindern und Jugendlichen.

Die Bundesländer müssen seit einer Gesetzesänderung sicherstellen, dass eine nicht weisungsgebundene Ombudsstelle vorhanden ist. Hofmann übergab einen Förderbescheid in Höhe von 350.000 Euro an den Trägerverein, mit dem die Arbeit für das laufende Jahr finanziert werden soll. Dies solle in den kommenden Jahren verstetigt werden. Mit dem Geld soll weiteres Personal eingestellt werden – derzeit hat die Ombudsstelle wegen zu vieler Anfragen einen Aufnahmestopp verhängt.

Steigende Zahlen

Kinder und Jugendliche waren zuletzt zunehmend mit problematischen Situationen in ihren Familien konfrontiert. 2022 erreichte die Zahl der festgestellten, akuten oder latenten Kindeswohlgefährdungen in Hessen nach Angaben des Statistischen Landesamts den Höchststand von 5.600 Fällen. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor.

Knapp die Hälfte der Fälle waren psychische Misshandlungen, fast ebenso oft ging es um Vernachlässigung. In jedem vierten Fall lagen körperliche Misshandlungen vor und in fünf Prozent der Fälle Anzeichen sexueller Gewalt. Auch bei unbegleiteten Einreisen von Minderjährigen aus dem Ausland werden Jugendämter aktiv, die Zahlen waren zuletzt stark angestiegen.

Engpässe bei der Unterbringung

Jedoch auch bei Jugendämtern fehlt Personal und bisweilen auch Kapazität zur Unterbringung. Die Stadt Frankfurt teilt dazu auf Anfrage mit, dass es in Einzelfällen immer wieder zu Engpässen komme, wenn Kinder oder Jugendliche außerhalb ihrer Familie untergebracht werden.

Im regulären Heimbereich sei die Platzsituation deutschlandweit deutlich angespannt, erklärte das Sozialdezernat. Dennoch werde immer versucht, ein passgenaues Angebot zu finden. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, setze man auf ein umfangreiches Einarbeitungskonzept für neue Mitarbeitende.

Weitere Anlaufstellen

Die Ombudsstelle ist telefonisch, per Chat oder Mail erreichbar. Auch auf Instagram ist sie präsent. Wenn Kinder oder Jugendliche außerhalb von Konflikten mit Trägern der Jugendhilfe Rat und Unterstützung suchen, sind neben den Jugendämtern Erziehungs- und Familienberatungsstellen mögliche Anlaufstellen. Diese sind auch ohne Beisein der Eltern ansprechbar. Unter bke-beratung.de ist das Angebot der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung online erreichbar. Weitere Online-Angebote sind krisenschat.de und jugendnotmail.de. Telefonische Unterstützung gibt es bei der Nummer gegen Kummer unter der 116 111.