Wie fair teilen sich Paare die Hausarbeit? Dazu haben Frauen und Männer eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung, zeigt eine Befragung. Das hat auch Folgen für den Arbeitsmarkt.

Wie fair teilen sich Paare die Hausarbeit? Dazu haben Frauen und Männer eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung, zeigt eine Befragung. Das hat auch Folgen für den Arbeitsmarkt.

Der Mann geht Arbeiten, die Frau kümmert sich um Haushalt und Kinder. So sah die Welt in den 50er Jahren aus. Heute stellen sich viele Paare die Rollenverteilung ein bisschen gleichberechtigter vor. Doch die Wahrnehmung, wer wie viel zur Hausarbeit beiträgt, geht zwischen den Geschlechtern deutlich auseinander. Das zeigt eine repräsentative Online-Befragung des Instituts Arbeit und Qualifikation im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung.

Für die Studie über Arbeitsaufteilung, Geschlechterrollen und Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurden 1600 Männer und Frauen aus heterosexuellen Paarbeziehungen gefragt, wie die Zuständigkeiten bei ihnen zu Hause verteilt sind. Dabei gaben 68 Prozent der Männer an, dass beide Partner für alle oder zumindest die meisten Aufgaben im Haushalt gemeinsam zuständig seien. Von den befragten Frauen hingegen sahen nur 44 Prozent für alle oder die meisten Tätigkeiten eine gemeinsame Zuständigkeit. Mehr als die Hälfte der Frauen (54 Prozent) erklärte stattdessen, sie selbst sei immer oder meistens zuständig. Von den Männern sagten hingegen nur 22 Prozent, dass die Partnerin meistens zuständig sei.

Besonders interessant: Selbst wenn man nur die Paare betrachtet, bei denen beide Vollzeit einer Erwerbsarbeit nachgehen, ändert sich an den Zahlen kaum etwas. Auch in dieser Gruppe sind 70 Prozent der Männer der Meinung, im Großen und Ganzen seien beide zuständig, aber nur 48 Prozent der Frauen sehen das genauso. Und auch hier sagen 50 Prozent der Frauen, die Hausarbeit sei neben dem Vollzeit-Job überwiegend ihre Sache, aber nur 22 Prozent der Männer sehen die Hauptlast bei ihrer Partnerin.

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Frauen investieren mehr in Hausarbeit

Wie ist diese Diskrepanz in der Wahrnehmung zu erklären? Meinen viele Männer nur, dass die Aufgaben recht gleichverteilt sind, obwohl sie tatsächlich deutlich weniger machen? Oder überschätzen die Frauen ihrerseits ihre Rolle im Haushalt? Komplett auflösen kann die Studie die Frage nicht. Weitere Antworten legen aber nahe, „dass es eher die Männer sind, die ihre Beteiligung überschätzen“, schreiben die Autorinnen.

Denn gefragt wurde auch, wie viele Stunden die Befragten nach eigener Einschätzung pro Woche für Haushaltsaufgaben aufwenden. Und siehe da: Männer, die für alle Tätigkeiten eine gemeinsame Zuständigkeit sehen, wenden offenbar deutlich weniger Zeit für Haushaltsaufgaben auf, als es die Frauen tun. So gaben die Männer aus dieser Gruppe an, im Schnitt 6,7 Stunden pro Woche in Haushaltsaufgaben zu investieren, bei den Frauen aus der gleichen Gruppe waren es 10,6 Stunden.

Männersachen und Frauensachen

Bei der Frage, welche Tätigkeiten in wessen Zuständigkeitsbereich fallen, sieht man, dass die Welt der 50er Jahre noch nicht ganz verschwunden ist. So sind kleine Reparaturen im Paarhaushalt aus Sicht beider Geschlechter ganz klar Männersache. Wäsche waschen, Essen machen und Kinderbetreuung liegen hingegen weit überwiegend in der Zuständigkeit der Frauen. Eine auffallende Diskrepanz gibt es beim Thema Finanzen: Während die Mehrheit der Männer meint, Versicherungen und finanzielle Angelegenheiten seien ihre Domäne, sehen die Frauen das ebenso sehr als ihre Sache an.

Wer was macht, wird laut der Untersuchung hauptsächlich von den Frauen bestimmt. „Männer und Frauen stimmen weitgehend darin überein, dass die Aufteilung der Aufgaben nach eigenen Fähigkeiten und Vorstellungen erfolgte und dass die Vorstellungen der Frauen dabei das ausschlaggebende Kriterium waren“, heißt es in der Studie. Gehaltsreport 18.00

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Trotzdem sind es am Ende die Frauen, die unzufriedener mit der Aufgabenteilung in der Partnerschaft sind. Auf einer Skala von 0 (sehr unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) erreichten die Männer im Schnitt eine 7,7 und die Frauen eine 6,8. Die Frauen, die sich überwiegend allein für Haushaltsdinge zuständig fühlten, waren deutlich unzufriedener als diejenigen, die sich die Aufgaben mit dem Partner teilten.

Die Aufgabenteilung hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Eine stärkere Belastung der Frauen mit Haushaltsarbeit führt laut Analyse dazu, dass diese im Schnitt weniger Erwerbsarbeit leisten. Das gilt insbesondere dann, wenn Kinder im Spiel sind. Die Autorinnen fordern daher weitere Anstrengungen von Politik und Unternehmen, um eine bessere Vereinbarkeit von Erwerbs- und Care-Arbeit zu schaffen – für Männer und für Frauen. „Wir dürfen uns nicht wundern, wenn Frauen nach der Kinderphase nicht wieder voll erwerbstätig sind“, sagt Luisa Kunze, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung. Sie fordert: „Männer müssen ihre Verantwortung in Haushalt und Familie stärker wahrnehmen und für diesen Zweck auch Angebote wie Brückenteilzeit und flexible Arbeitszeitmodelle häufiger in Anspruch nehmen.“