Eine geführte Tour auf einer Gletscherzunge endet mit einem tragischen Unglück. Ein Tourist stirbt, nach zweien wird lange Zeit gesucht. Dann kann die Polizei schließlich Entwarnung geben.

Eine geführte Tour auf einer Gletscherzunge endet mit einem tragischen Unglück. Ein Tourist stirbt, nach zweien wird lange Zeit gesucht. Dann kann die Polizei schließlich Entwarnung geben.

Erst kürzlich ein erneuter Vulkanausbruch, nun ein Unglück auf einem Gletscher: Islands einzigartige Natur hat abermals ihre dramatische wie gefährliche Kraft bewiesen. Bei einem Einsturz einer Eishöhle in der Nähe der Gletscherlagune Jökulsarlon ist ein Tourist aus den USA ums Leben gekommen. Seine Partnerin – auch sie US-Bürgerin – wurde nach Polizeiangaben schwer verletzt per Hubschrauber in ein Krankenhaus in Reykjavik gebracht. Sie befand sich demnach aber in einem stabilen Zustand. 

Lange Zeit war zudem unklar, ob nicht noch zwei Touristen vermisst wurden. Dutzende Rettungskräfte suchten nach ihnen. Rund 24 Stunden nach dem Unglück dann die Entwarnung durch die Polizei: Niemand sei unter dem Eis eingeschlossen, die Suche werde eingestellt. In Wirklichkeit seien nur 23 Menschen Teil der betroffenen Reisegruppe gewesen, nicht 25 wie bislang angenommen.

Es scheine klar, dass bei der Registrierung für die Tour etwas nicht korrekt gewesen sei und es widersprüchliche Angaben zur Anzahl der teilnehmenden Personen gegeben habe. Man habe es dennoch für wichtig empfunden, die Suche solange fortzusetzen, bis klar geworden sei, dass sich niemand unter dem Eis befunden habe. Der Einsatz sei damit abgeschlossen.

Das Unglück hatte sich am Sonntag auf dem Gletscher Breidamerkurjökull in der Nähe der Gletscherlagune Jökulsarlon im Südosten Islands ereignet. Das US-Paar gehörte zu einer Gruppe ausländischer Touristen, die die Eishöhle bei einer Führung erkundet hatte. Die Touristen kamen nach Polizeiangaben aus verschiedenen Ländern.

Schauplatz für James Bond und Tomb Raider

Island mit seinen Gletschern und Geysiren, Vulkanen und Wasserfällen ist unter anderem bei vielen Outdoor-Freunden aus Deutschland ein sehr beliebtes Reiseziel. Im vergangenen Jahr besuchten knapp 140.000 Deutsche die Nordatlantik-Insel. Insgesamt kamen rund 2,2 Millionen Menschen auf die Insel, die selbst nur weniger als 400.000 Einwohner hat.

Neben anderen Naturspektakel zählen gerade Wanderungen über Gletscherzungen und durch Eishöhlen zu den beliebtesten Dingen, die Touristen auf Island unternehmen können. Auch Bootstouren auf dem Jökulsarlon sind eine spektakuläre Erfahrung: Auf dem Wasser des Gletschersees treiben viele Eisberge, die vom Gletscher Vatnajökull und seinem Ausläufer Breidamerkurjökull abgebrochen sind. Die spektakuläre Szenerie diente bereits als Schauplatz für mehrere Filmproduktionen, darunter James-Bond- und Tomb-Raider-Filme.

So schön die Szenerie, so schwierig waren nach dem Eishöhlen-Einsturz die Sucharbeiten nach den vermeintlich Vermissten: Wegen der gefährlichen Bedingungen vor Ort und der Dunkelheit wurde die Suche in der Nacht unterbrochen, am frühen Morgen bereits mit voller Kraft wiederaufgenommen. Eine Drohnenaufnahme des isländischen Rundfunksenders RÚV zeigte Dutzende Arbeitskräfte, die vor allem mit den Händen und Schaufeln in den mit schwarzem Sandgestein bedeckten Eismassen nach den Verschollenen suchten. Schwere Maschinen konnten sie dabei aufgrund des unwegsamen Geländes nicht verwenden.

Feuer und Eis

Erst vor wenigen Tagen hatte sich Islands raue Natur von ihrer atemberaubenden Seite gezeigt: Auf der Reykjanes-Halbinsel nahe der Hauptstadt Reykjavik hatte Ende vergangener Woche der sechste Vulkanausbruch innerhalb von neun Monaten begonnen. Begleitet wurde das von zahlreichen Erdbeben.

Die Lava sprudelte anfänglich aus einem schätzungsweise fast vier Kilometer langen Erdriss, mittlerweile konzentriert sich die Eruption vor allem auf zwei Spalte im nördlichen Teil des Ausbruchsgebietes, ohne dass derzeit eine Gefahr für Menschen oder den Fischerort Grindavík besteht. Bei einem vorherigen Ausbruch waren in Grindavík drei Häuser von den Lavamassen erfasst und zerstört worden.

Der Höhleneinsturz ereignete sich weit davon entfernt: Der betroffene Gletscher befindet sich etwa 300 Kilometer östlich vom Vulkangebiet.