Teilzeit-Arbeit und Frührente: Leiden in Deutschland Produktivität und Leistungsbereitschaft? Ein Ministerpräsident macht sich jedenfalls Sorgen - überraschenderweise ein SPD-Mann.

Teilzeit-Arbeit und Frührente: Leiden in Deutschland Produktivität und Leistungsbereitschaft? Ein Ministerpräsident macht sich jedenfalls Sorgen – überraschenderweise ein SPD-Mann.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat in der Debatte um das Arbeitsvolumen in Deutschland zu mehr Einsatz und höherer Produktivität aufgerufen. „Mich sorgt es, wenn zu viele Menschen meinen, ohne oder mit wenig Arbeit gut leben zu können“, sagte er dem „Tagesspiegel“ (Mittwoch). „Der Stellenwert von Arbeit ist höher, als viele von uns das aktuell glauben. Wenn wir unseren hohen Wohlstand bewahren wollen, werden wir gesamt-gesellschaftlich auch weiter sehr viel anpacken müssen.“ 

Fast alle Arbeitgeber sagten ihm, „dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr voll arbeiten wollen“, sagte Weil. „Da hat sich gesellschaftlich etwas verändert, es haben sich Prioritäten verschoben.“ Vor allem müsse die Produktivität steigen. „Wir müssen um so viel produktiver sein, wie andere billiger sind“, sagte der Regierungschef. „Außerdem müssen wir uns noch mehr um die Förderung junger Leute kümmern. In der Industrie wird trotz aller Automatisierung auch zukünftig ein großer Arbeitskräftebedarf bleiben.“

Vor einigen Wochen hatte es bereits eine kontroverse Debatte über das Thema Leistungsbereitschaft gegeben. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sagte im Dezember: „Wir wachsen nicht mehr. Wir sind Schlusslicht, wir steigen ab. In Deutschland gibt es gar keine Leistungsbereitschaft mehr.“ Arbeitsminister Hubertus Heil, wie Weil ein Sozialdemokrat, warf der Union daraufhin vor, mit ihrer Kritik an angeblich mangelnder Leistungsbereitschaft die rund 45 Millionen Beschäftigten zu beleidigen. Linnemann unterstelle den Erwerbstätigen pauschal Faulheit – das sei eine „Unverschämtheit“, so Heil.