Obwohl ein Mangel an Wohnungen in vielen Städten Mecklenburg-Vorpommerns die Mieten nach oben treibt, wird wenig neu gebaut. Der Bauverband warnt vor einem weiteren Kapazitätsabbau in der Branche.
Trotz zuletzt wieder verbesserter Auftragslage blickt die Bauwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern mit Sorge in die Zukunft. In einer Umfrage des Landesbauverbandes gaben zwei Drittel der befragten Unternehmen an, dass sie für die kommenden drei Jahre mit einem schrumpfenden Geschäft rechnen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Anteil der Skeptiker noch einmal spürbar erhöht. Als größte Risikofaktoren werden eine drohende Auftragsflaute, Fachkräftemangel und fehlende Planungssicherheit genannt.
„Wir müssen uns doch nur umschauen. Es ist so viel Arbeit da. Man muss uns nur von der Leine lassen“, sagte Verbandspräsident Thomas Maync in Schwerin. Er erneuerte seine Forderung an Bund, Land und Kommunen, angesichts des enormen Sanierungsbedarfs im Bereich der öffentlichen Infrastruktur die erforderlichen Investitionen auszulösen und wirksame Anreize für den weiterhin sehr verhaltenen Wohnungsbau zu setzen.
Weniger Baugenehmigungen
Nach Angaben des Bauverbandes wurden in Mecklenburg-Vorpommern von Januar bis Oktober 2024 landesweit 2261 Baugenehmigungen für Wohnhäuser erteilt. Das war nur etwa die Hälfte wie im gesamten Jahr 2023 und nur noch etwa ein Drittel im Vergleich zum Gesamtjahr 2022. Besonders drastisch fiel der Rückgang bei Ein- und Zweifamilienhäusern aus. Als Gründe dafür nannte Maync gestiegene Baukosten, höhere Zinsen für Baudarlehen und fehlendes Bauland. „Erschließungsunternehmen halten sich derzeit sehr zurück“, sagte der Verbandspräsident.
Komme es nicht bald zu einer Trendumkehr, würden weitere Kapazitäten in der Baubranche abgebaut, mit Folgen für deren Leistungsfähigkeit. Zur Zeit beschäftigten die im Verband organisierten Firmen im Land etwa 13.300 Menschen. Schon jetzt sei es schwer, altersbedingt ausscheidende Kollegen zu ersetzen, weil der Nachwuchs fehle. Pro Jahr würden etwa 250 Lehrlinge eingestellt, laut Mayns halb so viele, wie Bauleute in Rente gehen. Mitte der 1990er Jahre habe die Baubranche in Mecklenburg-Vorpommern noch mehr als 50.000 Beschäftigte gezählt.
Hohe Baukosten ließen Umsätze leicht steigen
Nach Angaben des Bauverbandes lagen die Umsätze der Bauunternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten von Januar bis Oktober 2024 mit insgesamt 1,8 Milliarden Euro 4,4 Prozent über dem Vorjahreswert. Doch dürfte das Plus vor allem auf gestiegene Baupreise und höhere Löhne zurückgehen. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden lag um 1,3 Prozent unter Vorjahresniveau.
Umsatzstärkster Bereich war mit 772 Millionen Euro erneut der Wirtschaftsbau, der gegenüber dem Vorjahreszeitraum 11,4 Prozent zulegte. Der öffentlich finanzierte Bau verzeichnete bei einem Umsatzplus von 9,4 Prozent auf 673 Millionen Euro. Sorgenkind bleibt der Wohnungsbau. In diesem Bereich lag der Umsatz mit 378 Millionen Euro 13,7 Prozent unter dem Niveau des schon schwachen Vorjahres.
Auftragseingänge als Hoffnungsschimmer
Die Auftragseingänge in den ersten zehn Monaten gelten als momentaner Hoffnungsschimmer. Die Neuorder summierte sich bis Ende Oktober auf 1,5 Milliarden Euro. Das waren 13,3 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Besonders die Investitionen von Kommunen, Land und Bund legen nochmals zu, um 21,5 Prozent. Angesichts sinkender Steuereinnahmen befürchtet der Verband allerdings eine Trendumkehr bei der öffentlichen Hand. Im Wohnungsbau nahm die Nachfrage wieder zu. Das Auftragsplus gegenüber dem sehr schwachen Vorjahr betrug 22,1 Prozent.
Für die statistischen Erhebungen wurden laut Bauverband Angaben von Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten herangezogen.