Nach anfänglichem Fehlstart blüht Mats Hummels bei der AS Rom derzeit auf. Sein Trainer hat großen Anteil daran. Er bringt auch eine neue Seite des 36-Jährigen hervor.
Als das Stadtduell zwischen der AS Rom und Lazio Rom längst zu Gunsten des Heimteams entschieden ist, wird das Derbyfeuer noch mal entfacht. Der Brandstifter heißt Mats Hummels. Es läuft die dritte Minute der Nachspielzeit und die heimische Roma führt komfortabel mit 2:0. Der 36-Jährige geht an der Seitenlinie in einen Zweikampf gegen Lazios Castellanos – energisch, aber nicht unsportlich. Dann wird es unübersichtlich.
Nach dem Tackle springt Hummels auf, sichtlich wütend, und drückt seinem Gegenspieler den Unterarm gegen die Brust. Kurz darauf geht er zu Boden, schlägt die Hände vors Gesicht. Der Lazio-Angreifer hat ihm offenbar einen Kopfstoß verpasst. Die Szene eskaliert, eine Rudelbildung entsteht. Und Castellanos fliegt mit Rot vom Platz.
Während das Gedränge noch in vollem Gange ist, rappelt Hummels sich auf, um die Situation weiter anzuheizen. Dieses Mal mit Gesten in Richtung Publikum. „Also das sieht man selten, dass Mats Hummels so aus der Haut fährt, wie jetzt gerade“, sagt Dazn-Kommentator Uli Hebel zu der Szene. In der Tat zeigt der Routinier sich in Rom nun von einer neuen Seite. Sowohl spielerisch als auch mental. Noch vor wenigen Wochen hätte damit niemand gerechnet.
Trainerwechsel leitet Hummels-Wende ein
Anfangs lief es für Hummels nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund zur AS Rom nämlich überhaupt nicht. Auch, weil der damalige Trainer Ivan Jurić den Abwehrspieler konsequent auf die Bank setzte. Unter dem Kroaten kam Hummels zu einem einzigen Einsatz von gut 20 Minuten. Zu allem Übel erzielte er dabei kurz nach seiner Einwechslung auch noch ein Eigentor. Das Spiel in Florenz ging mit 1:5 verloren. Ein Debakel.
Nicht nur für Hummels lief es schlecht, auch sein Verein blieb hinter den Erwartungen zurück. Die Konsequenz: Coach Jurić, der erst Mitte September von Daniele de Rossi übernommen hatte, wurde im November schon wieder entlassen – nach nur zwölf Spielen. Kurz danach verkündete die Roma, dass der gebürtige Römer Claudio Ranieri nach fünf Jahren Pause als Trainer in seine Heimatstadt zurückkehrt. Die Rückholaktion sollte für Hummels eine Wende einläuten.
Ranieri zeigte sich von Beginn an offener gegenüber dem 36-Jährigen. „Warum sollte dieser Junge nicht spielen? Wir werden sehen. Klar ist er in einem gewissen Alter und so weiter, aber wir werden sehen“, sagte der Coach nach seiner offiziellen Vorstellung. „Ich nehme denjenigen, der mich gewinnen lässt.“
Rom-Trainer schwärmt mittlerweile vom Ex-Dortmunder
Fortan wurde Hummels häufiger eingewechselt und durfte dann sogar von Anfang an spielen. Bei seinem Startelf-Debüt für die Roma im Europa-League-Spiel gegen Tottenham Hotspur verursachte er zwar einen Foulelfmeter, sorgte später aber für den Last-Minute-Ausgleich. Er habe noch keine Topform erreicht, sei aber eine „Schlüsselfigur in der Abwehr“ gewesen, sagte Trainer Ranieri nach der Partie. „Ich glaube, dass er in der Abwehr nicht nur gut, sondern außergewöhnlich gut sein kann“, so der 73-jährige Italiener damals. Damit sollte er recht behalten.
Ranieri setzte trotz mancher Fehler weiterhin auf Hummels. Das zahlt der seinem Coach nun mit einer steigenden Formkurve zurück. Beim 163. Stadtduell gegen Lazio stand er erneut in der Startelf, glänzte mit Zweikampfstärke und Übersicht.
Mittlerweile spricht Ranieri in höchsten Tönen von ihm. Hummels habe auch in herausfordernden Zeiten Durchsetzungsvermögen und Professionalität gezeigt, schwärmte der Trainer kürzlich im Interview mit der italienischen Zeitung „Gazzetta dello Sport“. Einen Seitenhieb in Richtung seines Vorgängers konnte er sich dabei nicht verkneifen. Hummels habe „100 Prozent gegeben, auch wenn der Trainer (Ranieris Vorgänger Ivan Jurić) das nicht gesehen hat“, so der 73-Jährige.
Hummels jetzt gesetzt?
Auch Hummels selbst ist zufrieden mit seiner Entwicklung bei der Roma. „Ich komme wieder in den Spielrhythmus, trainiere regelmäßig und bin wieder in Form. Insgesamt bin ich zufrieden“, sagte er der italienischen Tageszeitung „Il Messaggero“. Einen großen Anteil daran habe Trainer Ranieri: „Er ließ keinen Zweifel daran, dass ich bei ihm eine wichtige Rolle spielen würde. Er sagte mir sofort, dass er mich spielen lasse und ich sein Vertrauen hätte“, so Hummels.
Wie die Szene gegen Lazio zeigt, hat Ranieri das italienische Feuer in dem Ex-Dortmunder entfacht, der vorerst gesetzt sein dürfte. Für die kommenden Spiele nach der Winterpause kann der Coach Hummels‘ Erfahrung gut gebrauchen. Schließlich belegt die AS Rom trotz des Derbysieges gegen den Stadtrivalen aktuell nur den 10. Platz in der Serie A. Hält Hummels seine Form, könnte er dauerhaft zur Schlüsselfigur im Abwehrzentrum der Roma werden. Einen Vorgeschmack davon, was in ihm steckt, hat er den Italienern jetzt endlich gegeben.
Quellen: „Dazn„, Nachrichtenagentur DPA