Das neue Jahr beginnt in NRW nach ersten Meldungen alles in allem friedlich. Für Polizei und Feuerwehr ist die Silvesternacht dennoch vielfach unruhig. Ein Mann stirbt beim Böllern.
Der Jahreswechsel ist in NRW nach ersten Meldungen der Polizei ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Landesweit feierten demnach Zehntausende Menschen weitgehend friedlich auf den Straßen den Beginn des neuen Jahres. Überschattet wurde die weitgehend friedliche Silvesternacht von einem tödlichen Unglück nach der Explosion eines wohl nicht zugelassenen Böllers sowie mehreren Pyrotechnik-Angriffen auf Einsatzkräfte.
„Wir hatten vor allem kleinere Einsätze, große Tumulte sind ausgeblieben“, sagte ein Sprecher der Polizei gegen 3.00 Uhr. Mehrere Leitstellen berichteten am Morgen von einem durchaus hohen, aber für eine Silvesternacht nicht außergewöhnlichen Einsatzaufkommen.
Landesweit wurden die Feierlichkeiten mit starker Polizeipräsenz begleitet. Einen Großeinsatz mit mehr als 7.300 Polizistinnen und Polizisten hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag angekündigt. „Wer meint, Silvester als Chaos-Show zu inszenieren, bekommt es mit der Polizei zu tun“, hatte Reul gesagt.
Ein Toter nach Explosion von illegalem Feuerwerkskörper
Für Feuerwehrleute und Rettungskräfte war die Silvesternacht vielfach arbeitsreich: Auch in diesem Jahr rückten sie zu zahlreichen Bränden und Unfällen mit Raketen und Böllern aus.
In Geseke starb ein 24-Jähriger, als er am Rande einer familiären Silvesterfeier einen wohl nicht zugelassenen Feuerwerkskörper zündete. Die eingesetzten Rettungskräfte konnten nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen.
In Duisburg wurde ein Mann schwer verletzt, als ein Böller in seiner Hand explodierte. Er kam in ein Krankenhaus, wie die Feuerwehr mitteilte. Auch in Bocholt im Münsterland erlitt ein Mensch schwerste Verletzungen durch Feuerwerkskörper und kam in eine Klinik.
Jugendliche werfen Rakete auf Schlafenden
Am Bonner Hauptbahnhof feuerten Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren eine Silvesterrakete auf einen schlafenden Obdachlosen ab. Der Mann erlitt einen Schock, wie die Polizei mitteilte. Die Verdächtigen sollen die Tat mit einem Mobiltelefon gefilmt haben. Drei der vier Jugendlichen seien auf Bildern der Überwachungskamera erkannt und gestellt worden.
Immer wieder rückte die Feuerwehr aus, weil Feuerwerkskörper Mülltonnen, Buschwerk oder Balkone in Brand gesteckt hatten. In Duisburg zerstörte die Detonation eines verbotenen Böllers Teile eines Restaurants. Die Ermittlungen zu dem Vorfall dauerten an, hieß es von der Duisburger Polizei.
Einsatzkräfte mit Feuerwerk beschossen
Mehrere Polizeileitstellen berichteten auch von Angriffen mit Pyrotechnik auf Einsatzkräfte. So beschossen Unbekannte in mehreren Kölner Stadtteilen Polizei und Feuerwehr mit Feuerwerkskörpern. Zwei Beamte seien durch Böller verletzt worden. So sei bei einer Kollegin ein fliegender Böller im Stadtteil Porz zwischen Helm und Einsatzanzug geraten, berichtete ein Sprecher der Polizei. Sie kam mit Verbrennungen am Hals in ein Krankenhaus.
In Gelsenkirchen warfen Unbekannte zwei Raketen und einen Böller auf Feuerwehrleute, die gerade einen Mülltonnenbrand löschten. Auch in Leverkusen sind laut Polizei Einsatzkräfte während der Löscharbeiten mit Pyrotechnik beworfen worden, die in unmittelbarer Nähe explodierten. In Hagen nahm die Polizei einen 24-Jährigen in Gewahrsam, der einen Streifenwagen mit Böllern beworfen hatte.
In Lünen sowie in Dortmund seien Rettungskräfte und Polizei unkontrollierten Böllerwürfen ausgesetzt gewesen, hieß es in einer Bilanz der dortigen Polizei. Eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes und ein Polizeibeamter wurden leicht verletzt.
Böllerverbotszonen nur teilweise respektiert
Köln hatte eine große Zone in der Innenstadt festgelegt, in der nicht geböllert werden durfte. Es gehe darum, die Belastung der Anwohner durch Lärm und Müll gering zu halten und Polizisten und Rettungskräfte zu schützen, hatte die Stadt mitgeteilt. Insbesondere am Rhein nahe der Altstadt sei dieses Böllerverbot rund um den Jahreswechsel immer wieder missachtet worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Dort sei im dichten Gedränge immer wieder unkontrolliert Feuerwerk gezündet worden.
In Düsseldorf war in der Altstadt und an Teilen des Rheinufers das Böllern verboten. Die Verbote seien allerdings nur teilweise befolgt worden, hieß es auch bei der Düsseldorfer Polizei. 148 Verstöße wurden laut Polizei registriert. Mehr als 2.500 Feuerwerkskörper beschlagnahmten die Beamten und vernichteten sie in mit Wasser gefüllten Containern.
Andere Städte wie Essen, Duisburg und Dortmund hatten auf ein örtliches Böllerverbot verzichtet. Man setze auf die Einsicht der Menschen, sagte ein Sprecher in Dortmund. Die Polizei habe aber vor allem bekannte Hotspots im Blick, sagte ein Essener Polizeisprecher.
Video-Überwachung an Silvester-Hotspots
Dazu sei beispielsweise eine mobile Videoüberwachungseinheit, die sonst in der Essener Innenstadt im Einsatz sei, zur Beobachtung an den Wasserturm an der Steeler Straße verlagert worden, so die Polizei. Dort habe es in der Vergangenheit öfter Ausschreitungen gegeben. Die Duisburger Polizei hatte eine Anlage an der Paulskirche in der Industriestadt aufgebaut.
In der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern sowie Pflege- und Kinderheimen ist bundesweit das Zünden von Pyrotechnik generell verboten.