Angela Merkel ist beliebt und ihr neues Buch ein Verkaufsschlager. Das brachte einige interessante Werke von Annalena Baerbock, Markus Söder und Olaf Scholz hervor.

Angela Merkel ist beliebt und ihr neues Buch ein Verkaufsschlager. Das brachte einige interessante Werke von Annalena Baerbock, Markus Söder und Olaf Scholz hervor.

Noch nie war Angela Merkel so wertvoll wie heute. Das gilt zumindest aus Perspektive ihres Verlags. Allein am ersten Tag verkaufte sich ihr Buch „Freiheit“ 35.000-mal. Anfang Dezember waren schon mehr als 200.000 Exemplare zu jeweils 42 Euro weg. Eine gewisse Merkel-Sentimentalität nach drei Jahren Ampelgehampel wird dem Absatz so wenig geschadet haben wie das Weihnachtsgeschäft. Aus gegebenem Anlass hier eine Warnung an die Fangemeinde: Angela Merkel wird am 24. Dezember unter vielen Tannenbäumen liegen, aber zwei Monate später trotzdem nicht als Erlöserin auf irgendeinem Wahlzettel stehen.

Die Kandidaten, für die es am 23. Februar wirklich um Macht und Einfluss geht, verfolgen Merkels Verkaufszahlen allerdings mit großem Interesse. Und einige haben sehr schnell reagiert. Kein Wunder, schließlich kommt der Wahlkampf früher als erwartet. Die Parteien brauchen jeden Euro für ihre Kampagnen. Deshalb hat so mancher Polit-Promi noch schnell in die Tasten gehauen. In diesem Heft vor Heiligabend wollen wir die wichtigsten Werke vorstellen. Vielleicht finden Sie kurz vor dem Fest noch ein Buch, das die Last-Minute-Klassiker Parfüm und lustige Socken ersetzen kann.

Manches Werk erscheint auffallend lieblos. In Annalena Baerbocks „Mein Kanzler – Was Robert besser kann als ich“ wirkt die Leidenschaft aufgesetzt, Umfang (nur 13 Seiten inklusive Inhaltsverzeichnis, Glossar und Namensregister) und Inhalt sind dünn.

Merkels Selfie-Syrer 13:46

Die Bücher der Politiker

Andere arbeiten experimentell, zum Beispiel Olaf Scholz. Sein Buch heißt: „Das ist etwas, das …“. Zu beachten ist, dass der Autor in seiner typischen Diktion eine unfertige Satzkonstruktion als Titel gewählt hat. Damit signalisiert er, dass es sich hier um eine nicht abgeschlossene Geschichte handelt. Zudem hat Scholz nur knapp 80 Seiten Text geliefert, 615 Seiten sind dagegen weißes Papier, auf dem die Leserinnen und Leser selbst seine Erfolgsgeschichte zu Ende denken dürfen. Als Orientierung hat Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt schon mal einen Beispieltext vorab verfasst: „Das verkannte Genie – Wie aus drei Jahren Kanzler doch noch drei Jahrzehnte wurden“.

Wer richtig schmökern will, greift besser zu Markus Söders „Der lange Weg nach Nirgendwo“. Der Abenteuerroman über einen ehrgeizigen Politiker aus Franken, der zahlreiche Anläufe auf die Kanzlerschaft unternimmt, jedes Mal am Widerstand seiner von finsteren Gesellen dominierten Schwester scheitert und sich hinterher an allen rächt, beruht auf einer wahren Geschichte. Trotzdem ist manches frei erfunden, einiges widersprüchlich und vieles nicht ganz ernst zu nehmen. Aber Söder ist ein unterhaltsamer Erzähler. Das Buch hat 280 Seiten Text und enthält 4250 Selfies sowie ein Extra mit fränkischen Bratwurstrezepten.

Zwei ursprünglich angekündigte Bücher fehlen. Friedrich Merz’ programmatisches Werk „Klarheit“ wird wohl vor der Wahl nicht mehr fertig. Wie der Verlag mitgeteilt hat, formuliert der Autor noch immer am Kapitel über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern in die Ukraine. Das Lektorat soll angemerkt haben, den bisher 1139 Seiten des Kapitels fehle es an Stringenz.

Und Christian Lindner wollte eigentlich in einem Ratgeber vermitteln, wie man mit Ausdauer und Teamgeist über die nächste Hürde kommt. Doch der Autor brachte alle drei Anläufe, das Buch zu schreiben, nicht zu Ende. Deshalb hat ihn der Verlagsleiter jetzt nach einer kurzen offenen Feldschlacht aus dem Programm geschmissen.