Eine Raumsonde ist nach Forscherberechnungen so tief wie keine zuvor in die Atmosphäre der Sonne eingedrungen. Und sie erzielte noch einen weiteren Rekord.

Eine Raumsonde ist nach Forscherberechnungen so tief wie keine zuvor in die Atmosphäre der Sonne eingedrungen. Und sie erzielte noch einen weiteren Rekord.

Sie sei in guter Verfassung und arbeite normal, schreibt die NASA stolz. Gemeint ist die Raumsonde „Parker Solar Probe“, die gerade Historisches geleistet hat. Nach Berechnungen der US-Raumfahrtbehörde ist die Sonde zu Weihnachten so nah an der Sonne vorbeigeflogen wie kein menschengemachtes Objekt zuvor. Demnach kam „Parker Solar Probe“ am Mittag bis auf 6,1 Millionen Kilometer an die Oberfläche der Sonne heran. Nachprüfen lässt sich das jedoch noch nicht, da die Sonde mehrere Tage keinen Kontakt zur Erde hat.

Funksignal am 27. Dezember erwartet

Erst am 27. Dezember (US-Ostküstenzeit) erwartet die NASA ein kurzes Funksignal der Sonde. Daten werde es erst Ende Januar geben, wenn die Hauptantenne der Sonde zur Erde zeige, sagte der Astrophysiker Volker Bothmer von der Universität Göttingen wenige Tage vor dem Vorbeiflug. „Es wird aber einige Jahre dauern, bis wir alle Daten ausgewertet und verstanden haben.“ Bothmer leitet die deutsche Beteiligung an der Mission und hat unter anderem ihr Konzept sowie eine Weitwinkelkamera mitentwickelt.

Sonde bricht alle Rekorde

Die Sonde von der Größe eines Kleinwagens hatte nach NASA-Berechnungen an ihrem sonnennächsten Punkt eine Geschwindigkeit von etwa 690.000 Kilometer pro Stunde und hielt Temperaturen von rund 1.000 Grad Celsius aus. Sie sei damit schneller geflogen als jedes andere bislang vom Menschen gebaute Objekt. Zum Schutz der Instrumente hat sie einen 11,4 Zentimeter dicken Hitzeschild, der vor allem aus Kohlenstoff besteht. Er ist nach NASA-Angaben sogar für eine Temperatur von rund 1.400 Grad konstruiert. 

Die Forscher erwarten unter anderem Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnenwinds, einem Strom geladener Teilchen, den die Sonne permanent aussendet, und darüber, wie Sonnenstürme genau zustande kommen. Diese werden nach Eruptionen auf der Sonne ins All geschleudert.

Eintauchen in die Sonnenkorona

Die ersten Sonnen-Sonden waren bereits in den 1970er Jahren gestartet. Die deutsch-amerikanischen Sonden „Helios 1“ und „Helios 2“ hielten jedoch mit rund 45 Millionen Kilometern einen gebührenden Abstand zum Hitzeball.

Die im August 2018 gestartete, rund 700 Kilogramm schwere Sonde «Parker Solar Probe» umkreist die Sonne bislang auf stark elliptischen Bahnen und gelangt daher immer wieder abwechselnd in Sonnennähe und Sonnenferne. Bereits bei ihrem ersten Vorbeiflug im Oktober 2018 war sie laut Nasa mit 42,7 Millionen Kilometern so nahe an die Sonne herangekommen wie kein anderes Raumschiff zuvor. 2021 durchflog sie als erste Sonde die äußerste Atmosphärenschicht der Sonne – Korona genannt. 2023 kam sie sogar auf etwas mehr als 7 Millionen Kilometer an die Oberfläche der Sonne heran. 

Die Nähe von rund sechs Millionen Kilometern bedeutet laut Bothmer ein nochmals tieferes Eintauchen in die Sonnenkorona. „Wir werden dadurch Daten aus Bereichen der Sonnenatmosphäre bekommen, die es niemals zuvor gegeben hat. In dieser Nähe befinden wir uns dann in den Geburtsregionen des Sonnenwindes und der Sonnenstürme.“

Zum Vergleich: Die Erde ist im Schnitt etwa 150 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, der sonnennächste Planet Merkur rund 58 Millionen Kilometer. 

Am 22. März und 19. Juni werde sich die Sonde der Sonne voraussichtlich erneut auf rund sechs Millionen Kilometer Entfernung annähern, sagte Bothmer. Was danach geschehen soll, werde derzeit erörtert.