Der Konjunkturmotor stottert, viele Firmen sparen auch beim Personal. Das bekommen in Niedersachsen auch Menschen mit Behinderung zu spüren, wie eine Untersuchung zeigt.
Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung ist in Niedersachsen im vergangenen Jahr wieder angestiegen. Nach einem vierprozentigen Rückgang 2022 habe sich die Zahl 2023 im Jahresdurchschnitt wieder um rund vier Prozent auf 13.325 erhöht, heißt es im jüngsten Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institutes. Die Arbeitslosenquote liege in dieser Personengruppe damit bei mehr als zehn Prozent.
Und der Trend setze sich fort: Im Oktober 2024 habe es in Niedersachsen bereits 14.230 Arbeitslose mit Behinderung gegeben, sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Wirtschaftskrise gehe für Menschen mit Behinderung im Hinblick auf Chancengerechtigkeit mit einem deutlichen Rückschritt einher, sagte die Sprecherin von Aktion Mensch, Christina Marx.
Die meisten Firmen verfehlen Einstellungsquote
Ein Problem sieht das Inklusionsbarometer auch in der fehlenden Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Fast 17.000 Unternehmen in Niedersachsen sind gesetzlich dazu aufgefordert, mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze an Menschen mit Behinderung zu vergeben. Doch nur 37 Prozent dieser Betriebe würden die Quote erfüllen.
Mehr als jedes vierte Unternehmen im Bundesland beschäftige dagegen keinen einzigen Menschen mit Behinderung. Im Schnitt liege die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderung bei 4,2 Prozent. Insbesondere die Privatwirtschaft liege mit 3,9 Prozent weit unter dem Soll.
Ab 20 Mitarbeitenden sind Arbeitgeber verpflichtet, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Erfüllt ein Arbeitgeber die Pflichtquote von fünf Prozent nicht, muss er für jeden unbesetzten Pflichtarbeitsplatz eine Ausgleichsabgabe bezahlen. Die Studie kommt seit 2013 jedes Jahr heraus, sie basiert vor allem auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.