Der Konjunkturmotor stottert, viele Firmen sparen deswegen auch beim Personal. Diese negative Entwicklung bekommen auch Menschen mit Behinderung zu spüren, wie eine Untersuchung zeigt.
Die Situation von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt hat sich einer Studie zufolge verschlechtert. Aus dieser Gruppe waren in Baden-Württemberg im Oktober 16.400 Menschen ohne Arbeit und damit beinahe sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor, heißt es in einer Untersuchung des Handelsblatt Research Institutes und des Vereins Aktion Mensch. Die Wirtschaftskrise gehe für Menschen mit Behinderung im Hinblick auf Chancengerechtigkeit mit einem deutlichen Rückschritt einher, sagte die Sprecherin von Aktion Mensch, Christina Marx, in Bonn.
Ab 20 Mitarbeitenden sind Arbeitgeber verpflichtet, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen – das sind den Angaben zufolge rund 25.000 Unternehmen in Baden-Württemberg, Tendenz im Vergleich zu den Vorjahren steigend. Tatsächlich sei die Anzahl an Arbeitsplätzen für Arbeitnehmer mit Behinderung also gestiegen. Die gesamtwirtschaftliche Beschäftigungsquote ist dennoch auf unter vier Prozent gesunken. Lediglich 35 Prozent der verpflichteten Unternehmen erfüllen laut Mitteilung die Fünf-Prozent-Quote vollständig. Keinerlei Menschen mit Behinderung beschäftigt dagegen noch immer mehr als jedes vierte Unternehmen. Insbesondere die Privatwirtschaft liege mit einer Einstellungsquote von 3,7 Prozent weit unter dem Soll.
Erfüllt ein Arbeitgeber die Pflichtquote von fünf Prozent nicht, muss er für jeden unbesetzten Pflichtarbeitsplatz eine Ausgleichsabgabe bezahlen. Diese wurde Anfang des Jahres deutlich erhöht. Man erhoffe sich von der schärferen Sanktionierung, dass sie sich positiv auf die Beschäftigungszahl von Menschen mit Behinderung auswirke. Marx sagte weiter, ein Nichterfüllen der Beschäftigungspflicht sei kein Kavaliersdelikt – denn es gehe um nichts Geringeres als das Recht auf Teilhabe am Arbeitsmarkt. Chancengleichheit müsse losgelöst von konjunkturellen Entwicklungen Bestand haben.