Zauberin Sophie Lloyd verkleidete sich als Mann, um in einen Club von Magiern aufgenommen zu werden. Als sie sich als Frau zu erkennen gab, flog sie raus – und verschwand spurlos.
Sophie Lloyd war eine große Zauberin, so brillant, dass sie alle anderen Zauberer des Magic Circle täuschen konnte. Sie erschien dort nämlich im Jahr 1990 als Raymond Lloyd – als Mann, denn als Frau hätte sie keinen Zutritt zu dem elitären Club erhalten.
Das sollte sich 18 Monate später ändern. Am 9. Oktober 1991 nahm der Magic Circle ganz offiziell die erste Gruppe von Frauen in seinen Kreis auf. Nun gab Sophie Lloyd sich als Frau zu erkennen – und wurde hinausgeworfen. Die griesgrämigen Magier zollten ihrem Verwandlungstrick keinen Respekt, sie straften die „absichtliche Täuschung“ und verbannten Lloyd aus ihrer Gemeinschaft.Die kühle Jahreszeit steht vor der Tür: 10 Filme mit “Harry Potter”-Magie 13.45
Der Magic Circle mit Sitz in London wurde 1905 gegründet und zählt die berühmten Illusionisten David Copperfield und Criss Angel zu seinen Ehrenmitgliedern. Jetzt will der Zauber-Club altes Unrecht gut machen und Sophie Lloyd wieder aufnehmen. Doch offenbar hat sich die Magierin weggezaubert, sie ist jedenfalls nicht zu finden.
Zirkel will Unrecht an Zauberin wiedergutmachen
„Es ist fast so, als hätte man sie einfach verschwinden lassen und versucht, die Sache unter den Teppich zu kehren, aber jetzt ist die Geschichte an die Öffentlichkeit gelangt, und wir wollen dieses Unrecht unbedingt wiedergutmachen“, sagte Laura London, die erste weibliche Vorsitzende des Magic Circle dem „Guardian“. „Ich denke, es wäre schon wunderbar für uns, einfach nur mit ihr zusammenzusitzen und ihre Seite der Geschichte zu erfahren. Aber darüber hinaus könnten wir sie wieder in die Gesellschaft einladen, was unglaublich wäre.“
Die Berichte über den Fall könnten dazu führen, dass sich Loyd selbst meldet. Andernfalls dürfte es schwierig werden, die Zauberin aufzuspüren. 1991 war die Zeit vor dem Internet, dazu das britische Meldewesen – sollte Sophie Lloyd geheiratet und dabei den Namen gewechselt haben, kann man sie kaum identifizieren. Hexe 15.01 Uhr
Zwei Jahre Training
Tatsächlich war Lloyd mit einem genialen Plan in den Club gelangt. Mastermind war die Zauberin Jenny Winstanley, die als erste Frau in den magischen Zirkel aufgenommen werden wollte. Sie selbst traute sich die Täuschung nicht zu und tat sich mit der Schauspielern Lloyd zusammen. Deren Formen waren geeigneter, die Rolle eines Mannes darzustellen. Gemeinsam schufen sie die Kunstfigur Raymond, mit der sie sogar die erfahrensten Zauberer täuschten.
„Ich habe es für Jenny getan“, sagte Lloyd 1991 in einem Interview mit dem Sender CBS. „Sie fand es so unfair, dass Zauberinnen nicht in den Circle kommen konnten.“
Nach dem Rauswurf verriet Winstanley in einem Radiointerview das Vorgehen. Es gab nämlich ein Problem: Sophie konnte gar nicht zaubern. Also musste sie zunächst ein perfekter Zauberer werden und dann ein Mann. Um in die Gesellschaft aufgenommen zu werden, führte sie 20 Minuten lang ihre Tricks vor, danach ging sie mit dem Prüfer ein Bier trinken.
„Wir wollten wirklich beweisen, dass Frauen genauso gut sind wie Männer“, erzählte Winstanley. „Es ging nicht nur darum, eine Perücke, eine Brille und den weiten Anzug anzuziehen und loszugehen. Wir mussten die Figur zwei Jahre lang studieren. Und ich denke, das ist uns sehr gut gelungen.“
„Ich wollte immer die erste Frau im magischen Zirkel sein“, sagte Winstanley. Sie starb 2004 bei einem Autounfall. Auf Sophie Lloyd deuten nur einige lokale Zeitungsartikel aus dem Jahr 1997 hin. Winstanleys Sohn Nick Allen hat keine Verbindung zu ihr.
„Die Spur verliert sich 1997, also wissen wir wirklich nicht, was mit ihr passiert ist“, sagte Laura London. „Aber ich würde mir wünschen, dass wir vielleicht einen Abschluss dieser außergewöhnlichen Tat ermöglichen und sie wissen lassen können, dass sie in Erinnerung bleibt und in die Geschichte eingehen wird.“ Eine Karriere als Zauberin hat Sophie Lloyd jedenfalls nicht angestrebt. Im Radio sagte sie damals: „Um ehrlich zu sein, ich stehe nicht auf diese Zauberei.“