Gregor Peter Schmitz wirft einen Blick den das Magazin. Diese Woche geht es um Björn Höcke und eine Forsa Umfrage, die auf die Landtagswahlen linsen lässt.

Gregor Peter Schmitz wirft einen Blick den das Magazin. Diese Woche geht es um Björn Höcke und eine Forsa Umfrage, die auf die Landtagswahlen linsen lässt.

Als der stern vorige Woche den US-Erfolgsautor Jonathan Franzen interviewte, nannte dieser feine Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen unsere Bundesrepublik ein Vorbild: „Deutschland übernimmt volle Verantwortung für seine Nazi-Gräueltaten; es gibt sogar Gesetze, die Symbole und Parolen verbieten.“ Franzen kennt das Land gut, er hat Jahre hier gelebt. Natürlich bleibt sein Blick einer von außen, der freilich manchmal mehr sieht.

Ja, Deutschland kann auf vieles stolz sein, selbst wenn es gerade Mode ist, unser Land kurz vor dem Abgrund zu sehen. Dazu gehören unsere freien Medien, funktionierende und unabhängige Gerichte, immer noch existierende Volksparteien, die breite Akzeptanz der Demokratie. Berlin 2024 ist nicht Weimar.

Und doch droht etwas ins Rutschen zu geraten, wenn bundesweit die „Alternative für Deutschland“ (AfD), eine in weiten Teilen extremistische Vereinigung, auf Rang zwei der Umfragen liegt und bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sogar die stärkste Partei werden könnte, wie eine Forsa-Umfrage für stern und RTL ergibt. Damit rückt ein AfD-Mann ins Zentrum und möglicherweise in die Regierungsverantwortung, den man gerichtsfest einen Faschisten nennen darf, Björn Höcke.

Unsere Titelgeschichte soll sich aber nicht allein mit Höcke befassen, sondern all jene in den Blick nehmen, die ihn womöglich wählen werden. Was bewegt diese Menschen?

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Die deutsche Spaltung

Für unseren Titelautor Martin Debes, der aus Thüringen stammt, ist die Antwort-Suche eine sehr persönliche Angelegenheit. Debes teilt die These des Soziologen Steffen Mau, der zufolge Deutschland „ungleich vereint“ sei, da vier Jahrzehnte DDR und drei Jahrzehnte Transformation eine Art Parallelgesellschaft geschaffen hätten. Er schreibt: „Die Diktatur prägte die Menschen, durch Unterdrückung, aber auch mit Propaganda. Für die meisten brachte die selbst errungene Freiheit neue Chancen und Wohlstand. Doch viele litten unter Arbeitslosigkeit und Statusverlust. Die Folgen von Deindustrialisierung, Abwanderung und Elitenaustausch wirken nach. Im Ergebnis sind die Ostdeutschen im Durchschnitt älter und weniger vermögend als die Westdeutschen; auch ist der Anteil der Männer an der Bevölkerung höher als im Westen. Ostdeutsche sind deutlich seltener in Gewerkschaft, Kirche oder einer Partei organisiert. Sie haben ein schlechteres Einkommen, bekommen weniger Kinder. Ihre Lebenserwartung ist niedriger.“ Die von Forsa erhobene Klageliste ist lang: Ukrainekrieg, Kriminalität, Zuwanderung, Inflation, soziale Ungleichheit stehen oben. Die Bedrohung durch Rechtsextremismus oder Klimawandel weiter unten.

Debes resümiert: „Entsprechend mies ist mancherorts die Stimmung. Eine große Minderheit fühlt sich zweitklassig und abgehängt. Ihr Vertrauen in Institutionen ist niedriger, und ihre Ansichten sind radikaler. Und das macht sie anfälliger für populistische und extremistische Bewegungen.“ Wer nun denkt, dies sei ein ostdeutsches Phänomen, der erinnere sich bitte: Die AfD findet auch im Westen viele Wähler. Lesen Sie hier.

Wenn ein Filmstar stirbt, habe ich immer den gleichen Impuls: einmal alle Filme durchzuschauen. Bei Alain Delon ist das eine doppelte Herausforderung. Er hat nicht nur sehr viele Filme gedreht (mehr als 80), sondern neben unbestrittenen Meisterwerken auch viel Schrott. Ohnehin hat Delon in 88 Jahren kaum einen Quatsch ausgelassen. Aber als er starb, schien Frankreich kurz stillzustehen. Also dachte ich wieder einmal: Andere Länder gehen mit ihren Stars, mit deren Stärken wie Schwächen, sanfter um. Vielleicht weil sie wissen, dass selbst große Stars Menschen sind, und zwar nicht immer große.