Mehr als tausend illegale Camper wollten in der Nacht zum Dienstag im Harz ein großes Feuer entzünden. Die Behörden verhinderten das. Sie haben auch eine Vermutung, wie lange die Camper noch bleiben.

Mehr als tausend illegale Camper wollten in der Nacht zum Dienstag im Harz ein großes Feuer entzünden. Die Behörden verhinderten das. Sie haben auch eine Vermutung, wie lange die Camper noch bleiben.

Illegalen Camper wollen nach bisherigen Erkenntnissen der Behörden noch bis Anfang September im Harz bleiben. Das sagte die für Sicherheit und Ordnung zuständige Kreisrätin des Landkreises Goslar, Marlies Dornieden (CDU), bei einer Pressekonferenz. Weiter erläuterte sie, dass Einsatzkräfte in der Nacht ein großes illegales Lagerfeuer verhinderten. Anlässlich des Vollmondes in der Nacht zum Dienstag wollten mehr als tausend illegale Camper der sogenannten Rainbow-Family ein Ritualfeuer entzünden, wie sie sagte. Die Behörden rechnete nach Angaben des Leiters des Einsatzbereiches der Polizei Göttingen, Thomas Reuter, mit einem Feuer in der Größe eines Osterfeuers.

Hunderte Einsatzkräfte waren den Angaben nach von Montagnachmittag bis zum Dienstagmorgen im Einsatz, um die Menschen am Entzünden des Feuers zu hindern. Es habe viel Holz für das Ritualfeuer bereitgelegen, sagte Reuter. Er geht nach eigenen Worten davon aus, dass das Feuer entzündet worden wäre, wenn die Polizei eher abgerückt wäre. Außerdem seien auch Zelte beschlagnahmt worden.

Polizei: Camper sind friedlich

Die Mitglieder der Rainbow-Family seien zwar einsichtig und friedlich, würden Anweisungen aber nicht befolgen, etwa zum Löschen von Feuern. Es habe einen Angriff auf einen Polizisten gegeben, sagte Reuter. Auch am Dienstagvormittag war die Stimmung friedlich, wie ein dpa-Fotograf berichtete.

Rund 1.500 Menschen, die sich unter anderem für den Weltfrieden einsetzen, zelten seit mehr als einer Woche auf der etwa 200 Hektar großen Fläche in einem Landschaftsschutzgebiet in den Landkreisen Göttingen und Goslar. Das Waldgebiet liegt nahe Bad Grund und Clausthal-Zellerfeld. Die Landkreise haben ein allgemeines Betretungsverbote für die Fläche verhängt und Geldbußen von bis zu 5.000 Euro angedroht. Die Camperinnen und Camper kommen aus 63 Ländern. Sie siedelten am 11. August aus dem südniedersächsischen Uslar in den Harz über, wie Kreisrätin Dornieden sagte. Dort waren ebenfalls Betretungsverbote verhängt worden.

Unter anderem wegen mehrerer angelegter Feuerstellen haben die Landkreise Sorgen vor Gefahren für die Menschen, wie etwa möglichen Waldbränden, sagte Dornieden. Es gebe einen großen Hauptzeltplatz sowie eine Küche im Wald. Wild parkende Autos blockierten zudem Rettungswege und würden abgeschleppt – inzwischen mehr als 100, sagte der Leiter des Ordnungsamtes des Landkreises Göttingen Patrick Moritz. Auch die Sozialämter blicken demnach auf das Zeltlager, da sich dort auch Kinder aufhalten.

Lage soll täglich bewertet werden

Die Behörden gehen derzeit davon aus, dass die Camper in etwa bis zum 3. September in dem Waldgebiet bleiben wollen, sagte Dornieden. So lange sei der Aufenthalt in Uslar geplant gewesen. Mit der Vollmond-Nacht sei der Zenit aber vermutlich überschritten. Das Betretungsverbot, das heute ausläuft, solle vorerst um vermutlich eine Woche verlängert werden. Unter anderem mit Drohnenüberflügen solle die Lage vor Ort dann täglich bewertet werden – und ob ein erneuter größerer Einsatz notwendig ist. Eine großangelegte Räumung sei nicht geplant, sagte die Kreisrätin. Dafür bräuchte es unverhältnismäßig viele Einsatzkräfte, weil das Gebiet groß und unwegsam sei.

Die Kreise hatten laut Dornieden auch alternative, legale Ausweichaufenthaltsorte gesucht – allerdings ohne Erfolg. „Hätten wir das im Vorfeld gewusst, hätte man sicher Möglichkeiten gefunden“, ergänzte sie. Bereits vor einigen Jahren bei einer ähnlichen Veranstaltung in Nordmazedonien hätten sich Teilnehmer für Deutschland als nächsten Standort ausgesprochen.

Irritation um Betretungsverbot für Journalisten

Für Irritation sorgte die Allgemeinverfügung mit dem Betretungsverbot zwischenzeitlich bei Pressevertretern. Denn: Diesen war das Betreten des Gebietes und die Beobachtung des Einsatzes in der Nacht auf Dienstag ebenfalls untersagt. Das sei zum Schutz der Journalisten und Journalistinnen gewesen, argumentierte Ordnungsamtsleiter Moritz und verwies unter anderem auf die Waldbrandgefahr. Der Deutsche Journalistenverband in Niedersachsen verurteilte das Vorgehen. „Bei allem Verständnis für Sicherheit und Naturschutz darf die Berichterstattung bei polizeilichen Maßnahmen nicht komplett unterbunden werden“, sagte Landesgeschäftsführerin Christiane Eickmann. 

In der neuen Allgemeinverfügung ab Mittwoch solle Journalisten nun eine Betretungserlaubnis unter Berücksichtigung der Gefahrenlage eingeräumt werden, sagte Dornieden. Die Pressefreiheit sei eines der höchsten Güter nach dem Grundgesetz, betonte sie.