Mit Schüttgut gefüllte Beete anstelle von Grün und blühender Blumen findet man in manchen Vorgärten. Die Steinwüsten sind aber nicht zulässig. Im Emsland wird der Landkreis jetzt aktiv.

Mit Schüttgut gefüllte Beete anstelle von Grün und blühender Blumen findet man in manchen Vorgärten. Die Steinwüsten sind aber nicht zulässig. Im Emsland wird der Landkreis jetzt aktiv.

Einen Vorgarten mit Kies oder Steinen zu füllen erscheint pflegeleichter als Rasen oder Blumenbeete anzulegen. Allerdings sind sogenannte Schottergärten vielerorts verboten, da sie dem Natur- und Klimaschutz widersprechen. Wo nichts blüht, finden Insekten keine Nahrung; versiegelte Flächen begünstigen darüber hinaus Überschwemmungen. Beim Verbot der Steinwüsten geht es also nicht um die Frage der Ästhetik und auch nicht darum, dass der Staat den Bürgerinnen und Bürgern die Gartengestaltung vorschreiben will.

Für den Landkreis Emsland sind Schottergärten, die gegen niedersächsisches Baurecht verstoßen, aufgrund eines anonymen Schreibens seit ein paar Wochen ein großes Thema. Der Landkreis ist die Bauaufsichtsbehörde. Gleich 100 angebliche Schottergärten allein in der Samtgemeinde Spelle hat der anonyme Hinweisgeber in seinem Brief aufgeführt.

„Die negativen Wirkungen von Schotter- und Kiesgärten sowie komplett gepflasterter Vorgärten auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt, das Klima (Hitzestau) und den Wasserhaushalt und das Grundwasser sind bekannt“, zitierte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ aus dem Schreiben. 

„Die Überprüfung der Schottergärten soll noch in diesem Monat starten“, sagte Anja Rohde, Sprecherin des Landkreises Emsland der dpa. Über den Start der Kontrollen in der Gemeinde Spelle hatte zuerst der NDR berichtet. 

Umweltminister: Schottergärten schaden der Natur

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) verlinkte auf der Plattform X den NDR-Bericht und schreibt dazu: „Schotter- oder Betongärten schaden der Natur, dem Wasserhaushalt und dem Klima.“

Gemäß der niedersächsischen Bauordnung müssen nicht überbaute Flächen auf Grundstücken begrünt beziehungsweise bepflanzt werden, wenn keine andere zulässige Nutzung etwa als Terrasse dem entgegensteht. Kommunen können den Rückbau von Schottergärten anordnen. Das hatte das niedersächsische Oberverwaltungsgericht mit Sitz in Lüneburg Anfang 2023 entschieden. Erfolglos geklagt hatten die Besitzer eines Einfamilienhauses in Diepholz, die im Vorgarten zwei insgesamt 50 Quadratmeter große Kiesbeete mit einzelnen Pflanzen nicht umgestalten wollten.

Die Städte und Gemeinden in Niedersachsen gehen unterschiedlich mit dem Thema um, wie eine dpa-Umfrage im vergangenen Jahr ergab. Systematische Kontrollen der Bauaufsichtsbehörden gibt es nicht überall.

Naturschutzbund spricht von Schotterwüsten

Nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) müssten Schottergärten eigentlich als Schotterwüsten bezeichnet werden. Der Name habe sich für Bereiche eingebürgert, die großflächig mit Kies, Schotter und Felsen bedeckt seien. Pflanzen gebe es hier keine oder nur vereinzelt, etwa als singuläres Gehölz, Gras oder als Kübelpflanze. 

Die Kontrollen der 100 beanstandeten Schottergärten im Emsland werden sich laut der Landkreissprecherin über einen längeren Zeitraum hinziehen. Es liege keine Eilbedürftigkeit vor, sagte Rohde. Wird tatsächlich ein Verstoß gegen das Baurecht festgestellt, werde ein bauaufsichtliches Verfahren eingeleitet. Neben der Anordnung des Rückbaus komme auch die Festsetzung von Zwangsgeldern in Betracht.

Generell setze der Landkreis Emsland auf Prävention, betonte die Sprecherin. In einer Broschüre werden den Kommunen konkrete Tipps zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung in der Bauplanung gegeben. Dazu gehört zum Beispiel, dass für Stellplätze oder Zuwege wasserdurchlässige Beläge verwendet werden müssen oder zur Einfriedung Hecken beziehungsweise Zäune statt Mauern vorgeschrieben werden.