Trotz seiner Dankbarkeit gegenüber Deutschland denkt Kida Khodr Ramadan über einen Weggang nach. Was ihn noch hält und was ihn stört.

Trotz seiner Dankbarkeit gegenüber Deutschland denkt Kida Khodr Ramadan über einen Weggang nach. Was ihn noch hält und was ihn stört.

Der deutsch-libanesische Schauspieler Kida Khodr Ramadan (48) sieht die Entwicklung in Deutschland mit wachsender Sorge. „Ich habe Deutschland viel zu verdanken. Nichtsdestotrotz würde ich dieses Land jetzt vielleicht verlassen, wenn ich keine kleinen Kinder hätte“, erklärt der „4 Blocks“-Star in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“. Allerdings wisse er auch nicht wohin: „Es ist grade überall sehr hart und es gibt sehr viel Rassismus auf der ganzen Welt.“

Besonders die aktuelle Stimmung in Deutschland bereitet ihm Sorgen: „Rassismus wird deutlicher gezeigt, der Nachbar hat kein Problem mehr damit zu sagen, dass er AfD-Wähler ist.“ Diese Entwicklung bekomme auch sein 14-jähriger Sohn zu spüren. Er frage ihn jetzt, warum die Menschen ihn als etwas anderes sehen, er spreche doch genauso gut Deutsch wie die: „Es ist total schwer, einem Kind zu erklären, warum es eine Partei gibt, die ihn nicht mag.“

Kida Khodr Ramadan: „Wenn man Erfolg hat in Deutschland, hat man ein Problem“

Gleichzeitig kritisiert der Schauspieler den Umgang mit erfolgreichen Menschen hierzulande: „Wenn man Erfolg hat in Deutschland, hat man ein Problem. Dann wollen sie dich sofort unterkriegen.“ Die deutsche Mentalität stört ihn in dieser Hinsicht offenbar teilweise: „Der Deutsche, auch wenn ich selber einer bin, bleibt sehr dezent. Der findet alles super, perfekt, aber er findet auch immer noch ein kleines Loch, in das er reinstochern kann.“ Das sei total traurig, so Ramadan.

Dennoch betont der 48-Jährige auch seine Dankbarkeit gegenüber Deutschland. Als Flüchtlingskind in den 1970er Jahren nach Deutschland gekommen, weiß er die Vorzüge natürlich sehr zu schätzen: „In Deutschland kann man zum Arzt gehen, wenn man krank ist, es gibt ein System, das im Vergleich super funktioniert. Und ich kann hier meine Meinung sagen. Das kannst du in anderen Ländern nicht.“ Positiv hebt er auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (70) hervor. Sie habe eine gute Flüchtlingspolitik gemacht und er sei ein großer Fan: „Sie hat gut getan. Am Anfang hat man sie ein bisschen gehated. Aber am Ende waren ihre Resultate da.“ Olaf Scholz sei für ihn kein Bundeskanzler: „Den nehme ich gar nicht wahr.“

Seit August befindet sich Ramadan im offenen Vollzug, nachdem er wegen wiederholten Fahrens ohne Führerschein zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Dennoch darf er aktuell auch seinen neuen Film „Haltlos“ promoten, der am 26. Oktober in die Kinos kommt und Anfang der Woche in Berlin Premiere feierte – mit Ramadan vor Ort. „Ich werde behandelt wie jeder Insasse“, berichtet er von seiner Haftsituation. „Ich werde meine Strafe absitzen und brauche kein Mitleid. Nur Geduld.“ An seine Fans richtet er einen klaren Appell: „Und wenn es Menschen da draußen gibt, die mich als Vorbild sehen, dann hoffentlich nicht in dieser Hinsicht. Meine Kunst hundert Prozent, aber kein Mensch sollte ohne Führerschein ins Auto steigen.“