Sie war gefesselt und wurde getötet: Vor mehr als 30 Jahren fiel eine Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer. Jetzt will die Polizei den Cold Case aus Niedersachsen lösen.

Sie war gefesselt und wurde getötet: Vor mehr als 30 Jahren fiel eine Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer. Jetzt will die Polizei den Cold Case aus Niedersachsen lösen.

Es muss ein furchtbarer Anblick gewesen sein, damals im Sommer 1994. Zwei Studentinnen sind am 20. August gegen 14 Uhr auf einem Bundeswehrgelände nördlich von Hannover unterwegs – in einem mehr als einen Meter tiefen Erdloch entdecken sie die bereits skelettierte Leiche einer Frau. Ihre Hände sind mit Handschellen gefesselt, ein billiges Massenprodukt aus Asien.

Die Frau wurde Opfer eines Tötungsdelikts, das ist der herbeigerufenen Polizei schnell klar. Die kriminaltechnischen Untersuchungen geben wenig später endgültige Gewissheit – und sie verraten noch mehr: Der Leichnam muss vor seiner Entdeckung mindestens zwei Jahre in dem Erdloch unweit der Autobahn 2 gelegen haben, wurde also vermutlich zwischen 1989 und 1992 umgebracht. Aber von wem?

Cold Case aus Hannover seit 30 Jahren ungeklärt

Das auch heute noch, mehr als 30 Jahre nach dem Leichenfund in der „Bothfelder Heide“ vollkommen unklar. Mehr noch: Die Ermittler wissen nicht einmal, um wen es sich bei der toten Frau handelt. Drei Jahrzehnte konnte das Tötungsdelikt nicht aufgeklärt werden, nun nehmen Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei Hannover einen neuen Anlauf.

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Die Beamten hoffen, dass irgendwer irgendeinen Hinweis zur Identität der Getöteten machen kann und steuern ihren Cold Case aus dem Jahr 1994 zur Interpol-Kampagne „Identify Me“ bei. Die internationale Polizeibehörde will mit der Aktion alte, ungeklärte Mordfälle aufklären – helfen soll dabei die Identifizierung der (zunächst nur) weiblichen Opfer. Insgesamt 46 ungeklärte Tötungsdelikte stellt Interpol in diesem Jahr öffentlichkeitswirksam vor, neun davon aus Deutschland – die unbekannte Leiche aus der „Bothfelder Heide“ ist eines davon.

Die Untersuchungen haben den Angaben zufolge ergeben, dass die tote Frau vom Truppenübungsplatz bei Hannover vermutlich zwischen 1934 und 1957 geboren und damit im Alter zwischen 30 und 55 Jahren getötet wurde. 

„Die Unbekannte war von zierlicher Statur, hatte rötlich braunes Haar und eine Konfektionsgröße von 36 bis 38“, teilt die Polizeidirektion Hannover mit. Ihre Schuhgröße soll bei 36 bis 39 gelegen haben.

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Und: Die Tote hatte offenbar schlechte Zähne. „Viele waren verfault oder abgebröckelt, vor allem im Schneidezahnbereich, der kosmetisch mit Verblendkronen wiederhergestellt worden war.“ Die Ermittler vermuten, dass die Frau Zahnbehandlungen von schlechter Qualität in Europa in Anspruch genommen hat.

Polizei hofft auf Hinweise zu getöteter Frau

Auch die Kleidung der Toten könnte zur Identifizierung beitragen, hoffen die Fahnder der Kripo Hannover. Zum Zeitpunkt ihres Todes trug sei ein markantes türkisfarbenes Shirt mit der Aufschrift „Little Italy – New York City“, ein blaues Adidas-Sweatshirt, einen BH mit Spitzeneinsatz der Größe 75 A bis 70 B sowie weiße Tennissocken. Außerdem trug sie eine Panzerkette aus einer dünnen Goldlegierung mit einer Länge von 78 Zentimetern.

Die Getötete trug ein markantes Shirt und eine Kette
© Polizeidirektion Hannover

Denn die Ermittler wissen: Die meisten Morde sind Beziehungstaten, heißt: Täter und Opfer kannten sich. Wer den Namen einer getöteten Person kennt, ist damit möglicherweise schon einen Schritt näher am Täter dran. Genau darauf setzt die Polizei – und hofft, dass ein Zeuge anhand der Beschreibungen auch mehr als 30 Jahre nach dem Tod der Frau Angaben zu ihr machen kann. Denn Mord verjährt in Deutschland nie.

Hinweise zu der unbekannten Toten nehmen die Polizeidirektion Hannover unter der Telefonnummer (0511) 1095555 oder per E-Mail an [email protected] sowie jede andere Polizeidienststelle entgegen. Der Cold Case aus der „Bothfelder Heide“ soll auch am 6. November 2024 ab 20.15 Uhr im ZDF-Fahndungsmagazin „Aktenzeichen XY … ungelöst“ vorgestellt werden.

Quellen: Polizeidirektion Hannover, Interpol, Bundeskriminalamt, Nachrichtenagentur DPA