Noch nie stand der Hamburger SV in dieser Saison auf einem Aufstiegsplatz. Dazu verletzte sich in der Länderspiel-Pause der beste Torjäger. Doch der HSV gab darauf im Topspiel eine starke Antwort.

Noch nie stand der Hamburger SV in dieser Saison auf einem Aufstiegsplatz. Dazu verletzte sich in der Länderspiel-Pause der beste Torjäger. Doch der HSV gab darauf im Topspiel eine starke Antwort.

So ausgelassen hat man Steffen Baumgart in dieser Saison noch nicht jubeln sehen. Der Hamburger SV und sein Trainer sind der große Gewinner dieses Zweitliga-Spieltags. Denn der HSV siegte am Sonntag nicht nur im Topspiel gegen den 1. FC Magdeburg mit 3:1 (3:0). Er steht nun auch zum ersten Mal seit Saisonbeginn auf einem der ersten drei Tabellenplätze.

„Ich bin nicht das größte Feierbiest nach Siegen“, sagte Baumgart bei Sky. Aber dieser Erfolg „war in der Art und Weise heute für mich besonders“.

Nur Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf (3:0 bei Jahn Regensburg) und der Karlsruher SC (1:0 beim SSV Ulm 1846) stehen in der Tabelle noch vor dem HSV. Der KSC ist nach den Niederlagen von Magdeburg und Paderborn (0:3 beim 1. FC Kaiserslautern) jetzt das einzige Team der Liga, das noch kein Spiel in dieser Saison verloren hat.

Glatzel-Ersatz trifft

Noch wichtiger als der Tabellenstand nach knapp einem Viertel der Saison ist den Hamburgern aber die Erkenntnis: Sie können den monatelangen Ausfall ihres Torjägers Robert Glatzel (Sehnenabriss im Hüftbereich) zumindest vorerst problemlos auffangen.

Der Glatzel-Ersatz Ransford-Yeboah Königsdörffer traf gegen Magdeburg schon in der fünften Minute zum 1:0. Der zweite Stürmer Davie Selke (45.+1) schoss vor der Pause ebenfalls ein Tor. Dazwischen legte der Außenverteidiger Noah Katterbach (42.) noch ein erfolgreiches Solo hin.

Baumgart hatte vor der Partie extra betont, keinen namhaften neuen Stürmer wie Eric Maxim Choupo-Moting oder Anthony Modeste verpflichten zu wollen. Er setzt stattdessen auf seinen vorhandenen Kader.

Sieg in Unterzahl

Diese vertrauensbildende Maßnahme zeigte nur wenige Tage nach Glatzels Operation gleich eine Wirkung: Die HSV-Spieler feierten, indem sie nach dem 1:0 ein Trikot ihres verletzten Stars hochhielten und damit den Zusammenhalt dieses Teams demonstrierten. Und dann gerieten die Hamburger auch nicht mehr in Gefahr, als die Partie in der zweiten Halbzeit nach einer Roten Karte für Sebastian Schonlau (57.) und dem Anschlusstor durch Martijn Kaars (63./Foulelfmeter) noch einmal kurz zu kippen drohte.

„Es war überragend, wie wir es zu zehnt verteidigt haben“, sagte der Torschütze Katterbach. „Und es ist schön zu sehen, dass der Prozess Formen annimmt. Die Entwicklung als Mannschaft ist super. Da müssen wir jetzt weitermachen.“

Pragmatisches Verteidigen, wo es in den vergangenen Jahren immer nur dogmatisch nach vorn ging: Diese Weiterentwicklung des HSV unter Baumgart nötigt auch dem früheren Hamburger und heutigen Magdeburger Trainer Respekt ab. „Ein enorm guter Kader, der seine Facetten verändert hat“, sagte Christian Titz über seinen Ex-Club.

Und so zeigt die Tabelle der 2. Bundesliga aktuell ein frühes, aber dennoch kein zufälliges Bild: Großen Clubs wie Schalke 04 und Hertha BSC fehlt auch in ihrem zweiten Zweitliga-Jahr immer noch die Stabilität. Oben stehen stattdessen Teams, die diese Liga und ihre Eigenheiten schon seit Jahren kennen. Und dazu zählt in seiner siebten Zweitliga-Saison mittlerweile auch der HSV.