Die Energiepreise in Deutschland sind hoch. Wer im Eigenheim wohnt, hat es selbst in der Hand, die Heizkosten zu senken. Ein großer Hebel ist die Fassadendämmung – heißt es. 

Die Energiepreise in Deutschland sind hoch. Wer im Eigenheim wohnt, hat es selbst in der Hand, die Heizkosten zu senken. Ein großer Hebel ist die Fassadendämmung – heißt es. 

Das Thema Fassadendämmung reizt zuweilen die Gemüter von Investoren, Häuslebauern und Immobilienkäufern. Schöner wird das gedämmte Gebäude nicht, dafür kostet die Dämmung mitunter viel Geld. Und was bringt es wirklich, alte Gemäuer zu dämmen? Für Tim Wolf ist Dämmung keine Frage des Ob, sondern des Wie. „Wir Menschen gehen im Winter ja auch mit einer dickeren Jacke raus, damit unser Körper nicht auskühlt.“ Wolf ist Gründer und Geschäftsführer des jungen Berliner Unternehmens „Wir Dämmen Dein Haus“. Er verdient sein Geld damit, dass Immobilienbesitzer in Dämmung investieren.

Mit seiner Meinung steht er aber bei weitem nicht alleine da. Seit geraumer Zeit werben Fachleute aus den Bereichen Energie und Immobilien für mehr Dämmung, auch der Staat unterstützt Sanierungsvorhaben. Mittlerweile gibt es sogar gewisse Dämmpflichten für Neubauten und bei Fassadenänderungen. 

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Besonderen Handlungsbedarf sieht Wolf beim klassischen Einfamilienhaus. „Da gibt es einfach besonders viel Außenfläche, über die Wärme verloren geht oder Hitze hineinkommt, im Vergleich zum Beispiel zu einem Mehrfamilienhaus“, sagt der Dämmexperte. Besitzer von Immobilien, die vor 1978 gebaut wurden, sind besonders betroffen. Denn erst im November 1977 trat die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft. „Vor der Verordnung haben sich nur wenige fürs Dämmen interessiert, auch weil Heizen so günstig war“, sagt Wolf. Laut den Verbraucherzentralen geht in solch alten, unsanierten Häusern rund ein Drittel der Heizwärme durch die Außenwände verloren. 

Pflichten für Hausbesitzer

Heute ist das anders. Wer zum Beispiel an der Außenwand der eigenen Immobilie baulich etwas verändert, der ist per Gebäudeenergiegesetz (GEG) dazu verpflichtet, die Dämmung zu checken. Liegt der sogenannte U-Wert, ein Maß für die Wärmemenge, die das Haus durch ein Bauteil verlässt, unter dem gesetzlichen Standard, müssen Immobilienbesitzer nachbessern. Auch die Verbraucherzentralen empfehlen, die Fassade zu dämmen, wenn diese ohnehin neu gemacht werden muss. Dann verringern sich die zusätzlichen Sanierungskosten deutlich. Die Verbraucherzentralen haben dazu ein Rechenbeispiel veröffentlicht.

Manch ein Hausbesitzer hat es übrigens recht leicht beim Dämmen der Fassaden. Denn wer eine Immobilie mit zweischaligem Mauerwerk besitzt, kann einfach nachbessern. Zweischalig bedeutet, dass das Haus von zwei Mauern umgeben ist, bei Klinkerfassaden ist das häufig der Fall. Dazwischen ist der Regel einfach Luft. „Diese Bauweise ist vor allem in alten norddeutschen Häusern weit verbreitet“, sagt Wolf. Die Luft isoliert schon ganz gut, aber noch besser ist es, wenn dort statt Luft Dämmmaterial ist. Über kleine Löcher in der Fassade kann zum Beispiel mit der sogenannten Einblasdämmung nachgerüstet werden. Dabei bläst eine Maschine den Dämmstoff in Form von Flocken oder Granulat ein – ohne, dass die ganze Fassade geöffnet oder neu gemacht werden muss.

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Seit dem Jahr 2016 gibt es zudem eine weitere Pflicht für Bestandsbauten, die Decken und Dächer betrifft. Im Gesetz heißt es, dass alle obersten Geschossdecken gedämmt sein müssen, wenn das Dach nicht bereits gedämmt und der Mindestwärmeschutz nicht eingehalten sind. Das ergibt Sinn, schließlich steigt die Wärme nach oben, das Dach ist also oft eine Schwachstelle. Solche Aufträge erhalten Wolf und sein Team oft – immerhin ist die Dämmung der obersten Geschossdecke, also des Dachbodens, auch besonders einfach, sagt er. Auch hier können Immobilienbesitzer auf die Einblasdämmung zurückgreifen. Der Untergrund muss dazu nicht einmal eben sein. Dafür kann der Dachboden dann nicht mehr betreten werden. „Wer nicht auf den Stauraum verzichten möchte, kann auch einen zweiten Boden über der Dämmung einziehen“, sagt Wolf. Ab 25 Euro pro Quadratmeter geht es hier los, für einen Dachboden mit 80 Quadratmetern fallen also Kosten in Höhe von mindestens 2000 Euro an. 

Aber wie viel lässt sich nun wirklich mit den Maßnahmen einsparen? Dabei kommt es immer auf das einzelne Gebäude und dessen Bauweise und Zustand an. Letztlich kann es Jahre dauern, bis sich umfangreiche Maßnahmen finanziell rentieren. Einige pauschale Werte gibt es aber: Laut Wolf und anderen Experten kann die Dämmung von Dachboden, Flach- oder Spitzdach zwischen 10 und 20 Prozent des Energiebedarfs einsparen. Wer die Kellerdecke dämmt, kann das gleiche obendrauf rechnen. Bei der Fassade sei der Hebel mit 20 bis 35 Prozent weniger Heizenergie am größten. Und: „Bei einer kostengünstigen Einblasdämmung kann sich der Invest schon nach fünf bis sieben Jahren auszahlen“, sagt Wolf. 

Hausbesitzer, die dämmen wollen, können sich über die Steuererklärung 20 Prozent der Kosten aufgeteilt auf drei Jahre zurückholen. Menschen, die eine umfassende Sanierung ihrer Immobilie planen, sollten besser zusammen mit einem Energieberater einen Sanierungsfahrplan erstellen lassen. Die genaue Förderhöhe hängt da von den Maßnahmen ab. Dafür gibt es das Geld direkt.