Traditionell werden die Verkündungen der Nobelpreisträger mit der Bekanntgabe in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften beschlossen. Geht der Preis erneut in die USA?

Traditionell werden die Verkündungen der Nobelpreisträger mit der Bekanntgabe in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften beschlossen. Geht der Preis erneut in die USA?

30 Jahre nach der bislang einzigen Auszeichnung eines deutschen Volkswirts in der Preiskategorie wird heute verkündet, wer den diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhält. Frühestens um 11.45 Uhr wird die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekanntgeben, wen sie diesmal mit dem renommierten Preis auszeichnet. Wer ihn bekommt und wer dafür nominiert worden ist, wird von den Nobel-Institutionen vorab traditionell streng geheim gehalten. 

Im vergangenen Jahr war die US-Ökonomin Claudia Goldin für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt mit dem Wirtschaftsnobelpreis geehrt worden. Das war aus gleich zwei Gründen besonders: Zum einen ist die Professorin der Elite-Universität Harvard erst die dritte Frau gewesen, die die Auszeichnung in dieser Kategorie erhalten hat. Zum anderen wurde ihr der Preis alleine zugesprochen – in den fünf Jahren davor hatten ihn sich jeweils zwei oder drei Preisträger geteilt.

Domäne der US-Ökonomen

Eines ist mit dem Nobelpreis für Goldin dagegen gleich geblieben: die Dominanz der USA in dieser Preiskategorie. Im Jahr zuvor waren der frühere US-Notenbankchef Ben Bernanke und die ebenfalls amerikanischen Ökonomen Douglas Diamond und Philip Dybvig für ihre Erforschung von Banken und Finanzkrisen mit dem Nobelpreis geehrt worden, und generell geht die Auszeichnung überaus häufig an Preisträger, die aus den USA stammen oder die zumindest an US-Universitäten tätig sind. 

Deutsche Ökonomen tippen abermals auf Preisträger, die in den USA wirken. Der Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, Moritz Schularick, sieht die Zeit für Daron Acemoglu vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) gekommen, der mit seiner Forschung zeigt, wie wichtig gesellschaftliche Institutionen für den Wohlstand eines Landes sind. Auch Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, hält Acemoglu für einen würdigen Preisträger. Er nennt außerdem den vielzitierten Ökonomen Andrei Shleifer von der Harvard-Universität als Favoriten. 

Clemens Fuest als Präsident des Ifo-Instituts hat derweil Janet Currie von der Princeton-Universität als seine Favoritin auf dem Zettel stehen: Sie hat sich laut Fuest mit bahnbrechenden Forschungen zum Zusammenhang zwischen Wirtschaft, der Entwicklung von Kindern und mentaler Gesundheit um die Wirtschaftswissenschaften verdient gemacht. 

30 Jahre seit Auszeichnung von Reinhard Selten

Die erste und bislang einzige Auszeichnung für einen Deutschen jährt sich in diesem Jahr zum 30. Mal: Im Jahr 1994 war der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten (1930-2016) zusammen mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. 

In der vergangenen Woche waren bereits die Nobelpreisträger in den Preiskategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden verkündet worden. Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht im Gegensatz zu diesen Auszeichnungen nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833-1896) zurück, sondern wird seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Zentralbank gestiftet. 

Dennoch wird der Wirtschaftsnobelpreis ebenso wie die weiteren Preise an Nobels Todestag am 10. Dezember feierlich überreicht. Er ist auch mit demselben Preisgeld wie die anderen Auszeichnungen verbunden – in diesem Jahr sind das elf Millionen schwedische Kronen (knapp 970.000 Euro) pro Kategorie.