Die Fantastischen Vier haben es erneut getan. Ihr elftes Album kommt raus. Darin geht es um ernste Themen, aber mit ganz viel Spaß und Augenzwinkern. Der Sound ist retro, aber das ist so gewollt.

Die Fantastischen Vier haben es erneut getan. Ihr elftes Album kommt raus. Darin geht es um ernste Themen, aber mit ganz viel Spaß und Augenzwinkern. Der Sound ist retro, aber das ist so gewollt.

Acht Top-Drei-Alben, davon vier sogar auf Platz eins der Deutschen Charts und eine 35-jährige gemeinsame Karriere als Quartett: Die Fantastischen Vier machten deutschsprachigen Hip-Hop salon- und radiofähig und katapultierten sich damit in den Pop-Olymp. Dort haben es sich die gebürtigen Stuttgarter seit vielen, vielen Jahren gemütlich gemacht. Nun bringen sie ihr elftes Studioalbum heraus, ihren elften sogenannten Long-Player. Dabei sind sie selbst genau das: Long-Player – lange dabei, alte Hasen im Musikgeschäft. Und so ist es nur logisch, dass sie ihr neues Album genau so nennen: „Long Player„. 

Wer denkt, dass die Platte mit den 16 neuen Songs eine Rückschau ist, der irrt. Vielmehr beschäftigen sich die „Fantas„, wie sie von ihren Fans liebevoll genannt werden, auf dem Album mit Zeit, Endlichkeit, Vergangenheit und Zukunft. Eben die Themen, die die Band jetzt, wo alle vier Bandmitglieder Mitte Fünfzig sind, umtreiben.

Smudo: Zeit geht viel zu schnell vorbei

Michael Schmidt, besser bekannt als Smudo, sagte laut Mitteilung der Agentur DefNash Entertainment: „Die Zeit geht viel zu schnell vorbei und hinterher fragt man sich, was habe ich denn daraus gemacht?“ Die Fantastischen Vier haben jedenfalls eine Menge aus ihrer bisherigen Zeit gemacht – mehr als sechs Millionen verkaufte Tonträger, mehrere Echos, ein Bambi und viele andere Musikpreise sprechen für sich. Und irgendwie – der Bandname verrät es schon – hatten Michael Beck (Michi), Thomas Dürr (Thomas D), Andreas Rieke (And.Ypsilon) und Michael Schmidt – schon immer großes Selbstbewusstsein.

Im Titeltrack heißt es denn auch: „Auf langen Wegen sieht man mehr. Von Anfang an Long Player. Los Leute, kommt ’n bisschen näher, ein Leben lang legendär. Gehen noch ein Stück, nehmen euch mit, bis zum Ende Long Player.“ Sie sind sozusagen gekommen, um zu bleiben. Wenn es auch mal im Rücken zwackt, bleiben sie optimistisch, lebensfroh und auftrittshungrig. So rappen sie in dem Song „Weekendfeeling“: „Scheiß egal, wievielter Frühling – 30 Jahre Weekendfeeling. Alle deine Lieblingslieder. Und wir spielen, spielen, spielen, sie wieder.“ Und im Refrain: „Alle kommen und feiern dich, keiner weiß, wie alt du bist.“

„Fantas“ wollten wie in den 90ern klingen

Ihrem Sound bleibt die Combo treu – und das ganz bewusst. Die „Fantas“ wollten auf ihrem neuen Album wieder wie in den 90ern klingen, nicht wie die Musik, die die Teenies aktuell hören. Allerdings hat es gedauert, bis sie diese Entscheidung getroffen hatten. Smudo sagt: „Während ich bei dem letzten Album noch ein bisschen die aktuellen Sachen verstanden habe, fühle ich mich jetzt zuweilen wirklich abgekoppelt. Ich höre es mir an und ich verstehe es immer öfter nicht.“ Die logische Schlussfolgerung: „Es macht überhaupt keinen Sinn zu versuchen, modern zu klingen, wenn man es einfach nicht ist.“

Das Album ist also durchaus retro – vielleicht sogar nostalgisch. Doch eines stellt Smudo klar: „Aber bloß nicht nach der Devise früher war alles besser. Wir sind fachlich, technisch und inspirativ gereist: als wenn wir die Songs vor 20 oder 30 Jahren gemacht hätten.“

Sinnfrage: Was hat im Leben noch Bestand?

Doch bei aller guten Laune stellen Smudo und Co. auch nachdenkliche Fragen. In „Bestandsaufnahme“ etwa rappt Thomas D: „Seitdem mein Leben begann und mein Ende beginnt, denke ich ständig daran und nehm‘, was immer es bringt. Ich geh‘ nicht dagegen an, denn dieses Leben – es rinnt mir durch die Hände wie Sand, und sag‘ mir, was hat noch Bestand?“. 

Diese Frage beantworten die Fantastischen Vier dann im letzten Track des Albums „Inferno“ folgendermaßen: „Doch unsere Taten, das, was wir erschaffen haben, das bleibt.“ Doch noch im selben Song hinterfragen sie auch das gleich wieder: „An was wird man sich erinnern, wenn ich nicht mehr bin, und macht das, was mir wichtig ist, auch wirklich Sinn?“

Die Fantastischen Vier sehen offenbar weiterhin den Sinn darin, gemeinsam Musik zu machen. Denn auch wenn einer der Songs „Aufhören“ heißt, rappen sie darin: „Es ist ja nicht so, als wär’s uns egal. Als würden wir nicht drüber reden, normal. Als hätten wir nicht tausend Zweifel pro Jahr. Doch aufhören, was war das nochmal?“. Fans können also beruhigt sein und sich auch auf eine baldige Tour freuen, denn schon im Dezember geht es los.

Dass sie bei ihren Live-Auftritten für Partystimmung sorgen werden, ist klar. Denn die Fantastischen Vier sind für ihre energiegeladene Performance bekannt. Dabei werfen sie auf ihrem Album einen durchaus ironischen Blick auf sich selbst und ihre Fans, die ja größtenteils auch ein paar Jahrzehnte älter geworden sind. In „44 Tausend“ heißt es im Refrain: „44.000 People springen auf und ab wie wild. Gesundheitszustand, jetzt egal. Wenn’s dumm läuft, halt zum letzten Mal.“ Doch wie Smudo so schön sagt: „Vom Ende des Tunnels aus betrachtet ist rückblickend das Vergangene das echte Leben.“