Badesee statt Freibad, Natur statt Chlor – klingt gut? Geht so. Wer nicht aufpasst, landet in einem Gewässer mit Blaualgen oder Zerkarien und kommt krank nach Hause. Hierauf sollte man ein Auge haben.

Badesee statt Freibad, Natur statt Chlor – klingt gut? Geht so. Wer nicht aufpasst, landet in einem Gewässer mit Blaualgen oder Zerkarien und kommt krank nach Hause. Hierauf sollte man ein Auge haben.

Ein bisschen planschen, ein bisschen tauchen, mit der Luftmatratze stundenlang im Wasser treiben – wohl dem, der einen Badesee in der Nähe hat. Abseits von gechlorten Freibadbecken und Sprungturmgepose lässt es sich in der freien Natur immer noch am besten baden, oder nicht? In den meisten Badegewässern in Deutschland kann man bedenkenlos schwimmen, die Wasserqualität ist gut bis sehr gut. Sind die Temperaturen allerdings hoch, können die Gewässer zur Gesundheitsgefahr werden, mitunter ist dann sogar eine Sperrung des Badesees nötig. 

Blaualgen produzieren wasserlösliche Gifte

2023 wurden in Deutschland 155 von 2291 untersuchten Badegewässern zum Schutz von Badenden vorsorglich geschlossen, manchmal nur zeitweise, manchmal für die komplette Saison. Grund dafür war eine schlechte hygienische Wasserqualität. In den meisten Fällen (94) waren dafür Blaualgen verantwortlich. Diese Cyanobakterien sind in Deutschland weit verbreitet. Gefördert wird die Algenbildung durch anhaltende hohe Temperaturen mit viel Sonne und wenig Wind. Sowohl in Seen, vorzugsweise in großen flachen, aber auch im Meer kann es zu massiger Blaualgenvermehrung kommen. Sprung vom 10er: Wie gefährlich ist er und worauf kann man achten 18.12

Für Badende und auch Tiere sind diese Blaualgen ein Problem, denn Cyanobakterien produzieren Gifte, die im Wasser löslich sind. In hoher Konzentration sind diese gesundheitsgefährdend. Durch verschlucken oder Hautkontakt können die Gifte beim Menschen unter anderem Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Gliederschmerzen, Ohrenschmerzen und Bindehautentzündungen verursachen. Auch allergische Reaktionen und Hautreizungen sind möglich.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz rät daher davon ab, in Gewässern zu baden, die grünlich oder bläulich-grün gefärbt wirken, auf denen Schlierenbildung, Algenteppiche oder eine wolkenartige Verteilung im Wasser zu sehen sind, wo tote Fische an der Wasseroberfläche treiben und wenn man beim knietiefen Stehen im Wasser kaum mehr die Füße sehen kann.

Fiese Wundinfektionen durch Vibrionen

Die stäbchenförmigen Bakterien kommen in Süß- und Salzwasser vor und sind auch Bestandteil der normalen Bakterienflora in der Nord- und Ostsee, schreibt das Robert-Koch Institut (RKI). Bei diesen Vibrionen handelt es sich nicht um Vibrio-Stämme, welche die Cholera auslösen können. Steigt die Wassertemperatur über 20 Grad an, steigt auch der Vibrionengehalt schnell. Bei solchen Temperaturen und einem niedrigen Salzgehalt im Wasser (0,5-2,5 Prozent) vermehren sich die Bakterien stark.

Vibrionen gelangen meist über Hautverletzungen in den Körper. Die ersten Symptome treten etwa 12 bis 72 Stunden nach einer Infektion auf. Ein frühes Symptom einer Infektion mit Vibrio vulnificus kann unverhältnismäßig starker Schmerz in der Wundregion sein, so das RKI. Zu den weiteren Symptomen gehören gastroenteritische Infektionen, aber auch Wundinfektionen. Erbrechen, Durchfall, Fieber und Schüttelfrost sind möglich, in schlimmen Fällen kann es auch zu einer Sepsis oder Nekrose kommen. Schwere Krankheitsverläufe können tödlich enden. Menschen mit chronischen Krankheiten und Immunschwäche sind besonders gefährdet. Mehr zu Vibriosen hier.

Bademeister Freibad Protokoll Gewalt 16 Uhr

Badedermatitis durch Zerkarien

Wer nach dem Baden an starkem Juckreiz, Hautrötungen oder Quaddeln leidet, hat sich wahrscheinlich eine Badedermatitis eingefangen, verursacht von Zerkarien. Zerkarien sind Larven von Saugwürmern. Es handelt sich dabei um Parasiten, die meist tierische Wirte befallen, aber eben auch Menschen. Die Larven können sich aber auch in die Haut von Menschen einbohren und eine juckende allergische Hautreaktion auslösen. Der Befall ist jedoch oberflächlich und wird als ungefährlich angesehen, da der Mensch einen Fehlwirt darstellt. Die Zerkarien könnten nicht weiter in den Körper vordringen und sterben ab.

Eine Badedermatitis ist in der Rergel harmlos, aber hartnäckig. In schlimmen Fällen kann ein Zerkarien-Befall aber auch zu Fieber und Schockzuständen führen. Salben helfen gegen den Juckreiz. Wer kratzt, riskiert Hautentzündungen. In der Regel klingt eine Zerkariendermatitis in 10 bis 20 Tagen von allein wieder ab. Es empfiehlt sich, flache Uferbereiche zu meiden, nach dem Schwimmen die Bekleidung zu wechseln und die Haut kräftig abzurubbeln, um eine Zerkariendermatitis zu meiden. 

Wie es aktuell um die deutschen Badegewässer bestellt ist, kann man über eine Karte des Umweltbundesamts einsehen.

Quelle: Umweltbundesamt, BUND, RKI, Sozialministerium