Will Donald Trump die Wahl gewinnen, braucht er Pennsylvania. Bei einer Rede dort wetterte er nun über von Kamala Harris ermöglichte Verbrechen. Und empfahl „brutale Gewalt“.
Es ist einer der umkämpftesten Bundesstaaten: Wollen Donald Trump und Kamala Harris die Präsidentschaft gewinnen, müssen sie Pennsylvania jeweils für sich entscheiden. Der republikanische Kandidat setze bei einer Rede dort nun auf rhetorische Eskalation. Die beste Methode zur Prävention von Verbrechen sei Gewalt, behauptete er.
„Diese Läden müssen dichtmachen, sie zahlen keine Miete mehr“, behauptete er bei der Wahlkampfveranstaltung in Eerie. Schuld sei der laxe Umgang mit Ladendieben und anderen Verbrechern, die man einfach nicht hart genug anpacke, so Trump. Seine Lösung: Gewalt. „Man braucht nur einen gewalttätigen Tag“, erklärte er. „Eine brutale Stunde – und ich meine wirklich brutal – und es spricht sich herum. Es wird augenblicklich aufhören.“
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Donald Trump setzt auf Polizeigewalt
Der vom Publikum bejubelte Vorschlag kommt vielen Beobachtern bekannt vor. „Wer hat ihn ‘The Purge‘ schauen lassen?“, wundert sich nicht nur X-Nutzer Bill DeMayo. In dem Horrorfilm wird Kriminalität bekämpft, indem für zwölf Stunden auch die brutalsten Verbrechen wie Mord erlaubt sind. Mit vorhersehbaren Folgen.
Tatsächlich herrscht in Trumps Vision weniger allgemeine Anarchie, weniger gruselig ist sie aber nicht: Der Präsidentschaftskandidat will zwar nicht jedem Gewalt erlauben. Polizisten sollen in seiner Vorstellung aber endlich frei zuschlagen können. „Sie wollen es, aber sie dürfen nicht“, behauptet Trump in Bezug auf die Polizei und die Grenzbeamten. „Sie dürfen nicht, weil die liberale Linke es ihnen verbietet. Die wollen sie zerstören.“ Kaum greife ein Polizist mal zu hart zu, „verliert er seine Pensionsansprüche, seine Familie, sein Haus“, so Trump. Die eine „brutale“ Stunde solle das richten.
„Klarer Scherz“
Sein Wahlkampfteam versuchte, die Eskalation im Nachhinein einzufangen. Die Polizeigewalt sei „klar im Scherz vorgeschlagen worden“, erklärte Sprecher Steven Cheung gegenüber „Politico“. „Präsident Trump war immer der Präsident für Recht und Ordnung und er betont nun weiter die Wichtigkeit, die bestehenden Gesetze durchzusetzen.“ Seine Gegenkandidatin Kamala Harris hätte dagegen in ihrer Zeit als Oberstaatsanwältin in Kalifornien „komplette Anarchie“ erlaubt.
Die Attacke gegen Harris findet sich auch in Trumps Rede. Sie habe zugelassen, „dass man Waren im Wert von 950 Dollar stehlen darf, ohne Folgen zu haben“, behauptete Trump. In dem Bundesstaat war während Harris‘ Amtszeit ein Volksentscheid verabschiedet worden, der Diebstähle unter dem genannten Wert nicht mehr als Verbrechen, sondern nur noch als Vergehen bewertete. Harris hatte damit allerdings nichts zu tun: Die Gesetzesinitiative hatte Arnold Schwarzenegger in seiner Zeit als Gouverneur verabschiedet – also ein Republikaner. Harris hatte sich gegenüber dem Gesetz neutral gezeigt, sie stand als Staatsanwältin eher wegen zu harten Vorgehens in der Kritik.
Umkämpfter Swing State
Dass Trumps Ausfall in Pennsylvania erfolgte, dürfte kein Zufall sein. Der Swing State gilt als einer der wichtigsten Bundesstaaten, um einen Wahlerfolg zu sichern. Weil Pennsylvania von den sieben umkämpften Staaten die meisten Wahlmänner stellt, könnte der Bundesstaat am Ende entscheidend sein. 2016 noch von Trump gewonnen, konnte ihn 2020 Joe Biden für sich gewinnen. In beiden Fällen lag die Differenz nur bei einem knappen Prozentpunkt der Wählerstimmen. „Wenn wir Pennsylvania gewinnen, haben wir gewonnen“, betonte Trump entsprechend am Sonntag in seiner Rede. Aktuell liegt Harris hier in Umfragen mit einem Prozentpunkt haarscharf vor Trump.