Wie bauen Männer heute ihre Beziehungen auf, fragt eine Studie. Es gibt nur drei Grundmuster: Neo-Traditionalisten, Egalitäre und Progressive. Und alle drei Typen haben ihre Schattenseiten.

Wie bauen Männer heute ihre Beziehungen auf, fragt eine Studie. Es gibt nur drei Grundmuster: Neo-Traditionalisten, Egalitäre und Progressive. Und alle drei Typen haben ihre Schattenseiten.

Forscher in Kanada fragten in einer im Sommer 2023 veröffentlichten Studie, mit welchen Vorstellungen Männer ihre Beziehungen angehen. Sie fanden drei Grundtypen von Männlichkeit, die prägen, wie Männer sich eine intime Beziehung vorstellen. Der Studienleiter von der University of British Columbia analysierte dazu ausführliche Interviews mit 92 heterosexuellen Männern im Alter von 19 bis 43 Jahren. Trotz unterschiedlichem kulturellem Hintergrund zeigten sich drei Grundmuster. Frauen können also nur zwischen diese drei Modellen wählen.

Neo-Traditionalisten: Männer, die weitgehend traditionellen Geschlechterrollen folgen, und sich beispielsweise als Ernährer und Beschützer in ihrer Beziehung sehen.

Egalitäre: Männer, die eine gleichberechtigte Partnerschaft anstreben. Sie legen Wert auf Gegenseitigkeit und einen fairen Anteil von Geben und Nehmen.

Progressive: Männer, die daran arbeiten, die Gleichstellung der Geschlechter in ihrer Partnerschaft durch Gespräche mit ihrem Partner zu stärken, um festzulegen, wer was tut.Doppel Twins 20.35h

Doch wie kann man sich die drei Typen nun konkret vorstellen? Einige Zitate sollen die Begriffe mit Leben füllen. Bei den Neotraditionalisten ist die Zeit tatsächlich ein wenig in den 1950ern stehen geblieben. Die Männer haben eine klare Auffassung von ihren Pflichten, erwarten von den Frauen aber ein sehr traditionelle Rollenauffassung. „Die meiste Zeit erledigt sie die Hausarbeit … während ich die männlichen Pflichten erledige, wie vielleicht das Autowaschen. Außerdem gehe ich manchmal einkaufen und erledige auch Malerarbeiten im Haus.“ Der Mann sieht sich als fairen Patriarchen: „Der Mann ist das Oberhaupt der Familie … er ist dafür verantwortlich, dass die Beziehungen gleichberechtigt sind.“

Beim egalitären Konzept müssen dagegen häufig Kompromisse ausgehandelt werden. Das Ideal scheint die Aufteilung der Pflichten per Excel-Tabelle zu sein. „Es gab Konflikte, bei denen meine Freundin das Gefühl hatte, sie würde öfter kochen als ich, was stimmte“, sagt ein Vertreter dieses Typus. „Wir haben das so gelöst, dass wir einen Essenstermin schon Tage im Voraus planen. Wenn sie zum Beispiel drei Tage kocht, koche ich auch drei Tage. Dann denke ich, dass wir durch einen starreren Zeitplan wie diesen, einen besser quantifizierbaren Zeitplan, in der Lage waren, die Aufgaben noch gleichmäßiger aufzuteilen.“Liebesworte 08-40

Das progressive Modell macht hingegen viel Gedankenarbeit nötig, meint Justin. „Es erfordert Arbeit, eine Person zu sein, die eine gleichberechtigte Beziehung pflegt. Es erfordert Selbstreflexion, Reflexion über unsere Gesellschaft, Reflexion darüber, was du als Person willst, was dein Partner als Person will, und es erfordert viel emotionale Selbstbeobachtung, um eine Beziehung aufzubauen, die gleichberechtigt ist, Sicherheit, in der Verletzlichkeit geschätzt wird, wo Intimität eingebaut ist.“

Erforschung der Lebenswirklichkeit in Beziehungen

Dieses Projekt ist die neueste Studie eines Forschungsprogramms zur Männergesundheit, das den Zusammenhang zwischen Männlichkeit und psychischer Gesundheit bei Männern untersucht. „Wir wollten verstehen, wie verschiedene Arten von Männlichkeiten die Beziehungen von Männern und ihre psychische Gesundheit beeinflussen. Wir fanden heraus, dass diese männlichen Typen sowohl mit unterschiedlichen Vorteilen als auch mit Herausforderungen verbunden waren. Das kleine Projekt steht in einem großen Zusammenhang. Seit den 1980er-Jahren verändern sich Geschlechterrollen, Identitäten und Beziehungen rasant. Die Diskussionen sind allen bekannt, aber es mangelt an Forschungen, wie sich der Wandel konkret in Beziehungen niederschlägt.“

Wünsche

Es sei nur wenig darüber bekannt, wie jüngere Männer in ihrem Privatleben daran arbeiten, heutzutage Partnerschaften aufzubauen, so Dr. Oliffe. Das ganze Forschungsprojekt soll einen Weg für gesündere Beziehungen aufzeigen, um so die Gesundheit von Männern, ihren Partnerinnen und den Familien zu fördern. Männer, die sich aktiv für die Gleichstellung der Geschlechter und soziale Gerechtigkeit einsetzen, erreichen ein besseres psychisches Wohlbefinden. Männer, die die aktuellen Gleichstellungsideale in Frage stellen, sind der Isolation oder Kritik von anderen ausgesetzt, was sich auch auf ihre psychische Gesundheit auswirken kann. Dazu kamen in den Interviews kleine Pannen zutage: Egalitäre Männer, die im Prinzip die Gleichberechtigung hochhalten, haben Schwierigkeiten, wenn es darum geht, die häuslichen Aufgaben tatsächlich 50 zu 50 aufzuteilen.

Quelle: Social Science & Medicine