Bayern-Trainer Kompany lässt sich für sein Heimdebüt etwas einfallen. Er stellt fünf Offensive auf, überträgt Kimmich eine Hybrid-Rolle und hat Erfolg. Auch dank Videobeweis und Rekordler Müller.

Bayern-Trainer Kompany lässt sich für sein Heimdebüt etwas einfallen. Er stellt fünf Offensive auf, überträgt Kimmich eine Hybrid-Rolle und hat Erfolg. Auch dank Videobeweis und Rekordler Müller.

Ganz schön mutig, Vincent Kompany. Mit einer gewagten Offensiv-Taktik und Nationalspieler Joshua Kimmich in einer innovativen Hybrid-Rolle hat der neue Bayern-Trainer bei seinem Heimdebüt einen Erfolg gegen den SC Freiburg gefeiert. Das 2:0 (1:0) in der Allianz-Arena und der optimale Sechs-Punkte-Start des Rekordmeisters in der Fußball-Bundesliga waren als Ergebnis verdient. Torjäger Harry Kane traf vom Elfmeterpunkt (38. Minute). Und Bayerns Rekordspieler Thomas Müller legte als Joker das 2:0 nach (78.). In der Nachspielzeit schoss Freiburgs Lucas Höler einen Handelfmeter über das Tor.

Das erste Saisontor des Engländers, der vor dem Anpfiff die Torjäger-Kanone des „Kicker“ für seine 36 Treffer in der Vorsaison erhalten hatte, war dabei einer der Schlüsselmomente des Spiels. Denn der Elfmeter befeuerte mal wieder die unendliche Diskussion um Handspiele im Strafraum und den Einsatz des VAR (Video Assistant Referee). 

Was war passiert? Kane köpfte im Luftduell mit Max Rosenfelder dem SC-Verteidiger auf den Oberarm. Absicht bei Rosenfelder? Nein. Abgespreizter Arm? Ja. Videoassistent Harm Osmers meldete sich nach der Eckballentscheidung von Schiedsrichter Christian Dingert. 

Der 44 Jahre alte Referee schaute sich die Szene am Spielfeldrand an – und zeigte dann auf den Punkt. Die Freiburger inklusive Trainer Julian Schuster reagierten entsetzt. Kane blieb cool, trat an und verwandelte auch seinen sechsten Elfer in der Bundesliga ganz sicher. Beim Nachlegen taten sich die Bayern gegen widerstandsfähige Freiburger lange schwer, bis Thomas Müller stach. Und wie! Eine Vorlage holte Müller mit dem rechten Fuß aus der Luft, versetzte den Gegenspieler im Strafraum und schloss erfolgreich mit links ab. 

„Die Offensiven auf dem Feld haben“

Wilder, aktiver, unterhaltender Fußball war angesagt in der ausverkauften Münchner Arena. Kompany wollte den Bayern-Fans bei seinem ersten Heimauftritt als Bayern-Chefcoach etwas bieten. Entsprechend stellte er und richtete seine Elf aus. „Es ist ein Heimspiel – und wir müssen die offensiven Spieler auf dem Feld haben“, sagte der 38 Jahre alte Belgier vor dem Anpfiff beim Streamingdienst DAZN. 

Kane, Musiala, Gnabry, Olise, Tel – so lautete die geballte Offensiv-Power. Und hinten? Standen Dayot Upamecano und Minjae Kim, die erneut Kompanys Vertrauen als zentrale Verteidiger bekamen, oft alleine da. Kimmich spielte keinen klassischen Rechtsverteidiger, sondern agierte oft zentral vor der Abwehr, schob sich wie Raphael Guerreiro weit vor. Straffe Positionen wie unter Thomas Tuchel sind bei Kompany in München out.

Rekordspieler Müller im 710. Bayern-Einsatz

Den Gegner stresst das enorm. Eine Woche nach dem 3:1-Topstart gegen den VfB Stuttgart taten sich die Breisgauer schwer, ihr Angriffsspiel zu entwickeln. Nach einem Freistoß von Vincenzo Grifo kam Lukas Kübler immerhin mal zum Abschluss – Manuel Neuer wehrte den Ball ab (57.), ebenso wie einen Versuch von Patrick Osterhage (60.). 

Großen Applaus gab es von den 75 000 Zuschauern, als Thomas Müller eingewechselt wurde. Mit 710. Pflichtspielen ist der 34-Jährige jetzt alleiniger Rekordspieler des FC Bayern vor Sepp Maier. Der 80-Jährige war vor dem Spiel gemeinsam mit einstigen Teamkollegen wie Uli Hoeneß, Paul Breitner oder Hans-Georg Schwarzenbeck 50 Jahre nach dem ersten Münchner Europapokalsieg im Meisterwettbewerb 1974 geehrt worden. Müller war 19 Minuten auf dem Platz, als ihn die Bayern-Fans als Torschützen feierten. Und in der Schlussphase bekam dann auch noch Leon Goretzka einen Kurzeinsatz als Innenverteidiger.