Die F-47, die neue Stealth-Waffe der USA, soll China im Südpazifik entgegentreten. Ein Jet der 6. Generation ohne Leitwerk, unterstützt von Drohnen, mit 3000 km Reichweite.
Die USA haben die Weichen für das Kampfflugzeug der nächsten, der 6. Generation gestellt. Der Entwurf von Boeing – die F-47 – setzte sich im Wettbewerb der Next-Generation-Air-Dominance-Initiative (NGAD) der US Air Force durch. Die Tragweite dieser Entscheidung zeigte sich im Rahmen ihrer Ankündigung: US-Präsident Donald Trump gab die Nachricht am 21. März 2025 im Oval Office bekannt, gemeinsam mit Verteidigungsminister Pete Hegseth und dem Stabschef der Luftwaffe, General David Allvin.
F-47 ist das Herz eines Luftkampfsystems
Wegen der enormen Kosten – es ist von 300 Millionen US-Dollar pro Jet die Rede – wurde diese Weichenstellung von der Biden-Regierung an die nachfolgende Administration übergeben. Boeing erhielt nun den Zuschlag für den Entwicklungs- und Herstellungsvertrag über 20 Milliarden Dollar.
Der NGAD-Kampfjet gilt als Nachfolger des Tarnkappenjägers F-22 Raptor, des derzeit kampfstärksten Jets der USA. Die F-22 steht allerdings bereits seit 2005 im Dienst, ein erster Prototyp, die YF-22, flog schon am 29. September 1990. Es ist kein Geheimnis, dass die F-47 vor allem für Einsätze im Südpazifik konzipiert wird, um dort insbesondere China entgegenzutreten. Sie bildet das Herz eines völlig neuen Luftkampfsystems, in dem auch luftkampffähige Drohnen – sogenannte Collaborative Combat Aircraft (CCA) – eine zentrale Rolle spielen.
Rasche Serienproduktion
Die lobenden Worte Trumps bieten inhaltlich wenig Greifbares. „So etwas hat noch niemand zuvor gesehen“, erklärte er bei der Beschreibung der F-47. „In Bezug auf alle Eigenschaften eines Kampfjets gab es noch nie etwas, das ihm auch nur annähernd nahekam – von der Geschwindigkeit über die Manövrierfähigkeit bis hin zur Nutzlast. […] Die F-47 wird das fortschrittlichste, leistungsfähigste und tödlichste Flugzeug sein, das je gebaut wurde.“ Und: „Amerikas Feinde werden es nicht kommen sehen.“
Die F-47 ist als „Penetrating Counter-Air“-Plattform konzipiert – ein Langstreckenjäger, der tief in feindliches Gebiet eindringen kann, unterstützt von Drohnen, mit Fokus auf Sensorik und Bewaffnung. Trump stellte in Aussicht, dass die Serienproduktion noch vor Ende seiner Amtszeit 2029 beginnen könne. Diese Beschleunigung soll durch neuartige digitale Entwicklungsarbeit möglich werden. Luftwaffenchef Allvin erklärte, die F-47 werde weniger als die F-22 kosten und dank ihres modularen Aufbaus anpassungsfähiger auf zukünftige Bedrohungen reagieren können – ein Vorteil gegenüber den 183 gebauten F-22.Art Kampfrohnen USA 09.18
Design als Nur-Flügler
Im Design stechen einige Merkmale hervor, allen voran das Fehlen eines hinteren Leitwerks, was die Stealth-Eigenschaften verbessert. Ende Dezember 2024 präsentierte China einen flugfähigen Prototypen ebenfalls ohne Leitwerk, die J-36. Ein Leitwerk reflektiert vor allem seitlich eintreffende Radarstrahlen, die im Südpazifik als möglichem Kriegsgebiet wegen zahlreicher Schiffe und Inseln kaum zu vermeiden sind. Bisherige Visualisierungen zeigen eine klassische Tarnkappennase, eine gewölbte Kanzel und eine insgesamt abgeflachte Rumpfform. Untypisch für Tarnkappen-Designs sind jedoch die Vorflügel (Canards) und der markante Aufwärtswinkel der Tragflächen.
Die F-47 soll eine größere Reichweite bieten – es ist von über 3000 Kilometern die Rede. Wie andere Entwürfe von Jets der 6. Generation wird sie Manövrierfähigkeit gegen Reichweite eintauschen. Dieser Jet wird kein Jagdflugzeug im klassischen Sinne sein, sondern als Träger weitreichender Waffen und Koordinator von Begleitdrohnen fungieren, der eigentliche „Luftkampf“ soll in großer Entfernung stattfinden. Die Zeiten von „Top Gun“-Manövern neigen sich dem Ende zu.
USA führend in der Entwicklung
Trump betonte zudem, dass die USA bei der Entwicklung eines Jets der 6. Generation die Führung innehätten – eine Antwort auf den Flug der chinesischen J-36. Experimentelle X-Flugzeuge der USA, die Technologien der F-47 testen, fliegen nach Angaben der Airforce seit 2020, allerdings ohne öffentliche Filmaufnahmen. Das mag stimmen, aber der einstige gewaltige Vorsprung der USA in der Stealth-Technologie ist zusammengeschmolzen.
Vielleicht ein Zufall: Die „47“ im Namen erinnert an den US-Jäger des Zweiten Weltkriegs, die Republic P-47 „Jug“. Zugleich ist Donald Trump der 47. Präsident der USA.
Quellen: The Strategist, Air Force, TWZ, Breaking Defence
