
Friedrich Merz hat den Grünen auf die Mailbox gesprochen, um sie von seinem Sondervermögen zu überzeugen. Florian Schroeder antwortet Merz mit einer eigenen Sprachnachricht.
Hi Fritzi, ich bin’s, der Flori. Eine deiner 84 Millionen Sekretärinnen und Sekretäre in Deutschland. War das schon gegendert? Wenn du bis hierhin zugehört hast, bitte leg jetzt nicht auf. Also, pass auf, ich bin ein bisschen aufgeregt. Ich wollte dir nur kurz sagen … wobei, da fällt mir auf: „Ich wollte dir nur kurz sagen“ ist eine dieser vollkommen idiotischen WhatsApp-Sprachnachrichtenfloskeln. Warum sagt man, was man sagen will, statt es einfach zu tun. Das ist so bescheuert wie ein Schauspieler auf der Bühne, der sagt: „Ich laufe jetzt da rüber“ und man möchte rufen: „Dann tu’s doch einfach, dann sehe ich es auch!“
Entschuldige, ich schweife ab, wie das so ist bei so Klatschtanten wie uns Sekretärinnen.
Also Fritz, ich habe zwei Punkte. Der erste ist die Frage, wann ich dir deinen Kaffee bringen darf und ob du den heute gern mit oder ohne Zucker möchtest. Und ob es Kuhmilch oder Hafermilch … wobei, die Frage muss ich dir ja gar nicht stellen. Aber ob du die Milch einfach so möchtest oder neumodisch – also aufgeschäumt als Latte oder als Cappu. Nein, ich kann mir deine Antwort schon denken: Kaffee schwarz wie die Union soll es sein, richtig? Im Gegensatz zu jenen, deren Zustimmung du einfach voraussetzt, hast du ja selbst ganz gern die Wahl, nicht wahr? Na ja, das sind so Feinheiten, aber mit denen hast du es ja sowieso nicht so.
Endlich wieder ein Kanzler, bei dem man sich andienen darf
Der zweite Punkt ist: Ich mag es, dass wir bald wieder einen Kanzler haben, dem man sich andienen darf, nein, muss, einer, der einem das Gefühl gibt, dass er nicht nur physisch drei Köpfe größer ist. Einer, der das auch gar nicht zu kaschieren versucht – außer mit diesem Blick von unten, den du draufhast. Bei anderen wäre das ein Hundeblick, bei dir ist er auch der Ausdruck deiner herrlichen Arroganz, die mich anmacht – auf allen Ebenen. Wenn ich den Blick hinter deiner runden Brille sehe, kribbelt es mich am ganzen Körper. Für dich, Fritzi, gehe ich „all in!“, „whatever it takes“.
Das Besondere an dir ist: Endlich haben wir nach den ganzen Merkel- und Scholz-Luschen im Kanzleramt jemanden, der die Monarchie wieder einführt – mindestens gefühlt. Einer, der gar nicht versteht, warum an Stellen gelacht wird, an denen er das nicht befohlen hat. Du hast Jahrzehnte gewartet darauf, dass du endlich der sein kannst, der du schon immer sein wolltest. Genau wie die Thronfolger in den Königshäusern.
Du bist ein Ansager, einer, der den Ton angibt, der sagt, wer zuzustimmen hat, wie und vor allem wofür. Einer, der auch Deals machen kann – zum Beispiel die Annalena nach New York schicken. Obwohl, langsam, das ist ein Gerücht. Aber ich wäre dir dankbar ergeben, wenn du mir, wenn ich dir den Kaffee in die Ludwig-Erhard-Suite des Konrad-Adenauer-Hauses bringe, sagen würdest, ob Annalenas Engagement bei der UN wirklich Teil eines Deals war? Unter dem Motto: Helga oder Annalena – Hauptsache, eine Frau. Sollen doch mal beide dankbar sein, dass beide für einen einzigen Job infrage kommen. Das hätte es früher nicht gegeben!
Nun, Fritz, deine Großmannsherrenart, sich die Welt untertan zu machen, das ist endlich wieder christlich-demokratische Politik in Reinkultur. Zugegeben, nicht besonders diplomatisch und auch eher ungeschickt eingefädelt. Aber hey, Diplomatie, das war ja Teil dieser Merkeljahre, die du hinter dir lassen wolltest. Merkeljahre sind Hundejahre, und Lehrjahre sind keine Herrenjahre, aber jetzt kommt die Herrenmoral vom Alten Fritz!
Kein Kanzler der Herzen, ein Kanzler für den Bauch
Jetzt wird nicht mehr alles langsam vom Ende her gedacht, sondern vom Anfang, also eigentlich wird gar nicht mehr gedacht. Eine Kanzlerin für den Kopf, das war Merkel. Du bist kein Kanzler der Herzen, das warst du nie und das willst du auch gar nicht sein. Nein, du bist der Kanzler für den Bauch. Einer, der aus einer Laune heraus agiert, einer, der einfach mal ein paar Bälle in die Luft wirft und erst danach bemerkt, dass er die meisten gar nicht auffangen kann. Ein intuitiver Jongleur eben.
Du hast in Bezug auf unsere Verteidigung gesagt, „Deutschland ist wieder da!“ Und das gilt weit darüber hinaus. International setzt die Politik konsequent auf Haudegen wie dich, auf erratisch-erruptive Typen. Und auch hier muss Deutschland international wettbewerbsfähig bleiben, und das geht nur mit dir, Fritz. Nur du lässt uns anschlussfähig an die Achse der Willigen sein, die glauben, Demokratie bestehe darin, einzig dem Meister und seinen meisterhaften Ideen dankbar zu dienen. Dieser einmalige Führungsstil, der nur Gefolgsleute oder Gegner kennt, nur Sieger oder Verlierer. Für mich bist du ein Sieger, Fritz. Auf ganzer Linie. Einfach, weil du Führungsanspruch ausstrahlst und die Chuzpe hast, diesen aus nichts, aber auch wirklich gar nichts abzuleiten. Das ist dein menschliches Sondervermögen, Fritzi. Ich wünsche dir und uns, dass es uns nicht allzu teuer zu stehen kommt.
Verdammt, jetzt habe ich so lange geredet, jetzt ist der Kaffee kalt. Bis dann, dein fleißiges Bienchen Flori.