
Wohnraum ist knapp, die Armut wächst und viele Menschen leben auf der Straße. Wie soll man ihnen am besten helfen – und gleichzeitig Kosten sparen? Die Stadt Hannover hat einen Plan.
Die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover will ihre Strategie im Kampf gegen Obdachlosigkeit neu ausrichten. In den kommenden fünf Jahren sollten mehr Obdachlose und Geflüchtete in Wohnungen und Wohnprojekten untergebracht werden, die Zahl der entsprechenden Plätze solle von derzeit 2.126 auf rund 5.000 steigen, teilte die Stadt zu dem Projekt mit, das der Ratspolitik im Sozialausschuss vorgestellt wurde. Gleichzeitig soll die Zahl der Plätze in Gemeinschaftsunterkünften von über 4.200 auf 2.000 sinken.
Derzeit verfügt die Landeshauptstadt den Angaben zufolge über 8.395 Plätze für geflüchtete und wohnungslose Menschen. Unter anderem verfügt die Stadt demnach über elf Notunterkünfte (1.568 Plätze), 49 Gemeinschaftsunterkünfte (4.259 Plätze), 17 Wohnprojekten (1.126 Plätze) und 446 Wohnungen (rund 1.000 Plätze).
Zugang zu Wohnraum
„Dort, wo es möglich ist, setzen wir auf den Housing-First-Ansatz und wir wollen insgesamt den Wohnungsanteil in der städtischen Unterbringung erhöhen“, kündigte Hannover Oberbürgermeister Belit Onay an. „Der Zugang zu Wohnraum ist der Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe“, betonte der Grünen-Politiker. Die betroffenen Menschen sollten ein besseres Angebot zur Unterbringung erhalten, gleichzeitig sollten die Kosten sinken.
Das Modell „Housing First“ sieht vor, dass obdachlose Menschen zuerst eine Wohnung erhalten, um dann ihren Alltag besser regeln und Hilfe leichter annehmen zu können. Hannovers Sozialdezernentin Sylvia Bruns erklärte, das Konzept aus Wohnungen, Wohnprojekten und Gemeinschaftsunterkünften bleibe erhalten, im Vordergrund stehe aber langfristig die Unterbringung in Wohnungen.
Teure Hotels nicht länger anmieten
Die Neuausrichtung sei notwendig, weil die vorhandenen Kapazitätenmittelfristig nicht ausreichten, teilte die Stadt mit. Neue Standorte sollten möglichst innenstadtnah liegen. Bislang würden Betroffene zunächst in Notschlafstellen oder Notunterkünften aufgenommen, bevor sie in eine Wohnung wechseln. „Künftig soll die sofortige Unterbringung in autarken Wohnungen im Vordergrund stehen“, sagte Onay.
In Hannover entfallen den Angaben zufolge künftig knapp 1.500 Unterbringungsplätze, weil teure Hotels, die als Notunterkünfte dienten, nicht länger angemietet werden sollten. Auch befristet genutzte Standorte sollten aufgegeben werden. Durch Neubau seien dagegen rund 300 Plätze entstanden, weitere Projekte mit über 600 Plätzen seien in Planung. Auch seien Notkapazitäten für etwa 1.000 Menschen geplant.