Renate Künast war für die Grünen Abgeordnete im Berliner Landesparlament und im Bundestag, Fraktionsvorsitzende und Ministerin. Jetzt ist Schluss. Aber nicht ganz: Einige Themen lassen sie nicht los.
Die Grünen-Politikerin Renate Künast will nach ihrem Ausscheiden aus dem Deutschen Bundestag die Hände nicht in den Schoß legen. „Hochleistungssportler müssen, wenn sie aufhören, abtrainieren. Das gilt, glaube ich, auch für Politiker“, sagte die Berliner Abgeordnete dem „Tagesspiegel“.
„Es gibt dieses Lied: „Kein Schwein ruft mich an. Keine Sau interessiert sich für mich.“ Davor, dass mir das passiert, habe ich Respekt“, so die 69-Jährige. „Ich will ja auch nicht gänzlich in Rente gehen.“
Künast will sich ums Thema Hate Speech kümmern
Sie suche schon noch eine Aufgabe, sagte sie im Interview für den „Tagesspiegel„-Podcast „Eine Runde Ringbahn“. „Ich habe mich zum Beispiel lange mit Hate Speech und digitaler Gewalt beschäftigt. Da würde ich mich gerne weiter einbringen. Und auch das Thema Ernährung lässt mich nicht los.“
Aus Künasts Sicht ist es mit Blick auf ihre politische Karriere aber Zeit, zu gehen: „Es kam der Punkt, an dem ich mich gefragt habe: Willst du nochmal 70, 80 Stunden die Woche machen, in denen du um alle Details kämpfst und ständig zehn Bälle in der Luft hast?“, so die Politikerin.
„Irgendwann hast du das alles schon acht Mal gemacht und denkst: Nee, das ist jetzt in meinem Lebensplan nicht mehr vorgesehen. Da müssen andere ran.“ Und gerade die letzte Koalition habe sie erschöpft. „Diese ganze Zockerei.“
Anfang des Jahres ist sie nachts oft aufgewacht
Zur Frage, wie ihre Gefühlslage wenige Wochen vor dem Ende ihrer Zeit als Bundestagsabgeordnete sei, sagte sie: „Ganz komisch. Vielleicht habe ich ein kleines Plan-Defizit, weil ich davon ausgegangen bin, dass es bis September geht. Anfang des Jahres fing es dann an, dass ich nachts aufwachte und mir Gedanken machte, was ich noch alles erledigen muss.“
Künast hielt in der Woche vor Weihnachten ihre letzte Rede im Plenarsaal des Bundestags. Die Politikerin, die 1955 in Recklinghausen geboren wurde, saß ab 1985 für die Grünen zunächst im Berliner Abgeordnetenhaus.
Von 2001 bis 2005 war sie die erste Bundesagrarministerin der Grünen. Sie kam 2002 in den Bundestag und war von 2005 bis 2013 Grünen-Fraktionschefin. 2011 kandidierte sie für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin von Berlin, unterlag aber Klaus Wowereit von der SPD.