Bei dem Waldbrand-Inferno rund um Los Angeles scheint auch der Klimawandel eine Rolle gespielt zu haben. Nun droht bereits die nächste Katastrophe in der gebeutelten Region. 

Bei dem Waldbrand-Inferno rund um Los Angeles scheint auch der Klimawandel eine Rolle gespielt zu haben. Nun droht bereits die nächste Katastrophe in der gebeutelten Region. 

Noch während die letzten Brände rund um Los Angeles schwelen, hat die wissenschaftliche Analyse der Feuer begonnen. Eine neue Studie des internationalen Forschungsverbundes „World Weather Attribution“ (WWA) kommt nun zu dem Schluss, dass die verheerenden Flächenbrände in Südkalifornien vom Klimawandel beeinflusst sein könnten. In der WWA erforschen Klimaforscher und -forscherinnen aus mehreren Ländern gemeinsam, wie sich Klimawandel auf Extremereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen oder große Brände auswirkt. Dieser noch junge Forschungszweig heißt „Attributionsforschung“ und arbeitet mit Wetterdaten und Modellierungen.

Für die neue Studie berechneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Risiko für sogenanntes „Feuerwetter“ in Südkalifornien. Darunter versteht man Bedingungen wie anhaltende Trockenheit zusammen mit niedriger Luftfeuchtigkeit, ausgedörrter Vegetation und starken Winden, die die Ausbreitung von Feuern beschleunigen.STERN PAID 05_25 Los Angeles 17.45

Klimawandel erhöht Waldbrand-Gefahr

Der neuen Analyse zufolge erhöht der Klimawandel schon heute das Risiko für Feuerwetter in der Region: Es ist heute durch die Erderwärmung von 1,3 Grad seit vorindustriellen Zeiten um 35 Prozent wahrscheinlicher als das ohne Erwärmung der Fall wäre. Ähnliches beobachten Forscher auch außerhalb von Kalifornien: „Wir wissen aus mehreren Studien, dass der Klimawandel Wetterbedingungen, die Waldbrände begünstigen, also sogenanntes ‚Feuerwetter‘, in vielen Regionen der Welt verstärkt“, sagt Jakob Zscheischler, Leiter des Departments „Compound Environmental Risks“ am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. „Wärmere Luft führt beispielsweise bei gleich viel verfügbarem Wasser zu größerer Lufttrockenheit, was Feuer begünstigt“, so Zscheischler. Der Mathematiker war an der neuen WWA-Studie nicht beteiligt, sondern ordnete sie zusammen mit mehreren unabhängigen Wissenschaftlern für das deutsche Science Media Center in Köln ein. 

Dabei weisen die externen Forscher wie auch die WWA selbst auf Unsicherheiten in den neuen Daten hin, zum Beispiel weil der Einfluss von Wind in vielen Klimamodellen bislang zu wenig berücksichtigt wurde. Sicher scheint dagegen, dass in Südkalifornien der ausgebliebene Regen zwischen Oktober und Dezember 2024 die Pflanzendecke stark austrocknen ließ – und dass solche ungewöhnlich trockenen Wetterperioden mit dem Klimawandel mehr als doppelt so wahrscheinlich sind wie ohne die menschengemachte Erderwärmung.

„Wetterschaukeln“ begünstigen Flächenbrände

Eine andere gerade erschienene Studie weist noch auf ein weiteres Phänomen hin: Seit Mitte des 20. Jahrhunderts treten deutlich öfter „Wetterschaukeln“ auf, bei denen sehr feuchte und sehr trockene Perioden sich schnell abwechseln. Der rasche Wechsel begünstigt Flächenbrände, weil in der feuchten Periode Büsche und Gräser kräftig wachsen, dann aber ausdörren und so reichlich Zunder für Feuer liefern.

Speziell in Südkalifornien verstärkte das pazifische „El Niño“-Klimaphänomen diesen Effekt: Es hatte im Winter 2023/2024 mit viel Niederschlag die Pflanzen üppig sprießen lassen. Doch dann folgten ein ungewöhnlich trockener Sommer, Herbst und Winter. Ideale Bedingungen für die ausufernden Brände im Januar 2025.

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Nicht direkt vom Klimawandel beeinflusst scheinen die in diesem Winter besonders stürmischen Santa-Ana-Winde aus den kalifornischen Bergen. Sie trafen auf eine besonders trockene Vegetation, in der ein einziger Funke reichte, um gewaltige Brände zu entzünden, die sich von Hügelkette zu Hügelkette und bis weit in die Megastadt Los Angeles vorfraßen. Was genau die diversen Brände auslöste, wird noch ermittelt. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind inzwischen die Zündfunken von oberirdisch verlaufenden Stromleitungen eine der wichtigsten Brandursachen. Seit dem 7. Januar verwüsteten die Feuer im Raum Los Angeles eine Fläche von mehr als 150 Quadratkilometern und zerstörten mehr als 16.000 Häuser, mindestens 28 Menschen starben.

Nach den Feuern droht nun die nächste Katastrophe

Inzwischen sind die großen Brände nach Angaben der Behörden größtenteils unter Kontrolle. Doch Kalifornien bereitet sich schon auf die möglicherweise nächste Katastrophe vor: Seit Tagen regnet es, was zwar hilft, die letzten Feuer zu löschen, doch auf den ausgeglühten kahlen Böden drohen nun auch noch Überflutungen: „Setzen hier zeitnah Starkniederschläge ein, kann der Boden das Niederschlagswasser nicht ausreichend aufnehmen“, erklärt der bekannte Feuerökologe Johann Goldammer. „Es kommt zu Oberflächenabfluss, Sturzfluten verbunden mit Schlamm- und Hangrutschungen und mittel- bis langfristig zu anhaltender Bodenerosion.“ Goldammer leitet das Global Fire Monitoring Centre und die Arbeitsgruppe Feuerökologie an der Universität Freiburg.

Die kalifornischen Behörden rufen bereits zu erhöhter Wachsamkeit wegen möglicher Überflutungen auf – ausgerechnet in den Vororten von Los Angeles, die bereits vom Feuer so hart gebeutelt wurden.