Wenn die Nase verstopft ist und es im Hals kratzt, schwören viele auf Hühnersuppe. Das Hausmittel soll die Beschwerden einer Erkältung lindern. Wir verraten, was da dran ist.
Vor allem im Herbst und Winter fangen sich viele Menschen eine Erkältung ein. Um Beschwerenden zu lindern, nutzen viele Erkältete Hausmittel. Eines der beliebtesten ist die gute alte Hühnersuppe: Rund ein Drittel der bald 3000 befragten Europäer:innen einer Studie des Universitätsklinikums Essen greifen zu dem Klassiker, wenn es sie im Hals kratzt, sie der Husten plagt und die Nase tropft. Doch ist das Hausmittel auch wirklich wirkungsvoll, um Symptome zu lindern?
Eine Erkältung gehört zu den häufigsten Infektionen – Erwachsene bekommen im Schnitt zwei bis vier Erkältungen im Jahr. Bei Kindern können es bis zu zehn Erkrankungen im Jahr sein. Meist sind Viren für die verschnupfte Nase und das Halskratzen verantwortlich. Rund 200 Viren können einen grippalen Effekt verursachen, darunter Rhinoviren und Adeno-Viren. Meist beginnt es mit einem Kratzen im Hals, gefolgt von Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Husten. In der Regel sind die Symptome meist innerhalb von sieben Tagen verschwunden. Auch wenn die Entzündung der oberen Atemwege, die durch die Erkältung ausgelöst wird, zu den milden Infektionen zählt, sind die Beschwerden sehr unangenehm.
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Wirkung der Hühnersuppe in einer Laborstudie untersucht
Kein Wunder also, dass nach Hausmitteln gesucht wird, die Linderung versprechen. Die warme Hühnersuppe ist der Klassiker unter den Hausmitteln. In ihr stecken je nach Zubereitungsart Hühnchenfleisch und Fett, Sellerie sowie Karotten in einer Brühe. „Studien, ob Hühnersuppe oder heiße Milch mit Honig bei einer Erkältung wirklich helfen, gibt es kaum. Diese Nahrungsmittel sind auch zu vielfältig, als dass sich alle ihre möglichen Effekte in einer Studie einfangen ließen“, sagte Ernährungsforscher Axel Lorent gegenüber „Spektrum“.
Doch: Im Jahr 2000 haben Wissenschaftler:innen eine selbstgemachte Hühnersuppe und eine aus dem Supermarktregal im Labor untersucht. Sie haben im Reagenzglas die Wirkung der Suppen auf ein Serum getestet. Dieses Serum hat Entzündungen und Infektionen im menschlichen Körper nachgeahmt. Das Ergebnis: Die Hühnersuppe wirkte sich verlangsamend auf bestimmte weiße Blutkörperchen aus. „Dabei handelt es sich um sogenannte Neutrophile, die für Entzündungsprozesse mitverantwortlich sind. Neutrophile werden zum Beispiel bei grippalen Infekten in großen Mengen freigesetzt und sorgen unter anderem dafür, dass die Schleimhäute der oberen Atemwege anschwellen“, erklärte Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Krankenkasse Barmer in einer Mitteilung. Sie war nicht an der Studie beteiligt.
Die Forschenden gehen davon aus, dass die Hühnersuppe sich positiv auf entzündungshemmende Vorgänge im Körper auswirken könnte. Allerdings haben die Wissenschaftler:innen nur ein Serum im Labor untersucht – wie sich die Hühnersuppe im menschlichen Organismus auswirkt, kann diese Art von Studie nicht klären. Heißt: Es kann lediglich als ein Anhaltspunkt für die positive Wirkung von Hühnersuppe gewertet werden.
Wärme der Suppe hilft auf jeden Fall bei einer Erkältung
Hühnerfleisch enthalte außerdem den Einweißstoff Cystein, der entzündungshemmend wirke und einen abschwellenden Effekt auf die Schleimhäute habe, sagte Ursula Marschall. „Hühnersuppe hilft auch schon durch ihre Wärme, wenn sie heiß verzehrt wird. Sie verbessert die Durchblutung, wodurch die Immunzellen besser überall hingelangen.“
Und: Die Flüssigkeitszufuhr über die Suppe ist ein Vorteil. Viel zu trinken (viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen), ist bei einer Erkältung das A und O – so trocknen die Schleimhäute nicht aus, der Schleim in Nase und Hals bleibt flüssig und kann besser abgesondert werden. Außerdem sollten Erkältete im Bett bleiben und sich auskurieren. Der Körper braucht bei einem Infekt Ruhe und Schlaf. So können Erkrankte die Abwehrarbeit des Körpers unterstützen.
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Quellen: Studie Hühnersuppe, Gesundheitsstiftung, Barmer, Spektrum, Studie Universitätsklinikum Essen