„Bolle Jos“ war lange ein Phantom. Bis die Behörden den Drogenboss fanden, vergingen Jahre. Am Ende führten die Spuren nach Sierra Leone. Und genau dort gibt es ein Problem.
Nach jahrelanger Fahndung ist einer der meistgesuchten Drogenbosse Europas in Sierra Leone ausfindig gemacht worden. Seit einem halben Jahr sei absolut sicher, dass sich der Niederländer Jos Leijdekkers, der eine Schlüsselfigur des internationalen Kokainhandels sei, in dem westafrikanischen Land Sierra Leone aufhalte, teilte die niederländische Polizei mit.
Leijdekkers, besser bekannt unter dem Namen „Bolle Jos“ ist einer der meistgesuchten Drogenbosse und Kriminellen Europas. Er wurde im vergangenen Jahr in den Niederlanden in Abwesenheit wegen des Schmuggels von knapp sieben Tonnen Kokain und der Anordnung eines Mordes zu 24 Jahren Haft verurteilt. Ein belgisches Gericht verurteilte ihn im September wegen Drogenhandels und Körperverletzung zu zehn Jahren Gefängnis. Zuletzt hatten die Fahnder ihn in der Türkei vermutet.Drogenverbot am Bremer HBF – Reportage 12.07
Die Behörden gehen davon aus, dass der 33-Jährige mit dem Kokainschmuggel insbesondere über die Häfen Rotterdam und Antwerpen Dutzende Millionen Euro verdient hat. Für Hinweise, die zu Leijdekkers Festnahme führen, wurde eine Belohnung von 200.000 Euro ausgelobt.
Drogenboss in Sierra Leone vor europäischen Behörden sicher
Wie der öffentlich-rechtliche Sender NOS in den Abendnachrichten „Een Vandaag“ am Samstag berichtete, sei der Drogenboss auf Bildern gemeinsam mit dem Präsidenten des westafrikanischen Landes gesichtet worden. Der niederländische Sender zeigte eine Videosequenz, die den Kriminellen neben der Tochter des Präsidenten in einer Kirche zeigen soll. Sierra Leone habe eine Scharnierfunktion im Kokainhandel zwischen Südamerika und Europa.PAID CRIME 30 Asservat: Die Bananenkiste
Es sei allerdings schwierig, den Gesuchten in die Niederlande zu schaffen, da es mit Sierra Leone kein Auslieferungsabkommen gebe und Leijdekkers möglicherweise die Staatsangehörigkeit des Landes angenommen habe, berichtete NOS.
Das westafrikanische Sierra Leone gehört trotz reicher Bodenschätze wie Diamanten, Gold und Bauxit zu den zehn am wenigsten entwickelten Staaten der Welt. Auf dem Korruptionsranking der NGO Transparency International landet das Land mit rund 8,5 Millionen Einwohnern und regelmäßigen demokratischen Wahlen auf Platz 108 von 180 der korruptesten Staaten. Wie in anderen Küstenstaaten in Westafrika dienen die Häfen als wichtige Anlaufstelle für Drogen aus Südamerika auf dem weiteren Weg nach Europa.