Das Dschungelcamp wird fast geflutet und auch die Tränenkanäle der Kandidaten laufen über. Sam Dylan hingegen findet alles so schlimm, dass er Schlangen anschreit.
Kurze Frage bevor es in medias res geht: Kennt hier noch jemand die schottische Band Wet Wet Wet? Sänger Marti Pellow war ein „Schuss“, wie man in den 80ern zu sagen pflegte, wenn jemand außerordentlich attraktiv daher kam. Damals hatten „die Jungs“, wie man erwachsene Männer auch augenzwinkernd nannte, einige Hits: „Wishing I Was Lucky“, „Angel Eyes“ und ja, auch das im Radio zu Tode genudelte „Love Is All Around“. Wet Wet Wet, sie wären aus Gründen prädestiniert gewesen als Soundtrack-Lieferanten für Tag zwei im Dschungelcamp.
Die Gründe: Es schüttete so heftig, dass sich Sturzbäche den Weg durchs Camp brachen. Nass, nass, nass. Während die anderen Kandidaten ins Dschungeltelefon flüchteten, nahm Sam Dylan das Unwetter persönlich: „Sorry, das geht gar nicht, das ist jetzt nicht witzig!“ schimpfte er und warf einen genervten Blick gen Himmel. Oder wollte er sich womöglich doch bei den RTL-Verantwortlichen beschweren? Bis heute hält sich ja bei einigen TV-Zuschauern hartnäckig das Gerücht, das Dschungelcamp sei bloß eine Kulisse in Köln, in der Praktikanten Plüsch-Affen in falsche Bäume hängen während überarbeitete Produktions-Assistentinnen die Gummi-Taranteln taktisch im Klo platzieren. FS Dschungelcamp Tag 2
Dschungelcamp wird zum Tal der Tränen
Die Welt ging dann doch nicht unter, sogar die Betten blieben größtenteils benutzbar sehr zur Verwunderung von „Ich-wäre-safe-auch-ein-guter-Sonnenkönig-Sam“. Stattdessen öffneten sich nach dem großen Regen bei einigen bereits am zweiten (!) Tag die schweren Schleusentore, mit denen Normalsterbliche ihre Seele verrammeln, aber das ist ja hier das Abenteuerland für Prominente und, wie jeder weiß, der Eintritt kostet den Verstand. Yeliz Koç sprach über ihre traurige Kindheit ohne Vater. Jimi Blue Ochsenknecht, der Vater ihrer gemeinsamen Tochter, tauchte auch just nach drei Jahren Funkstille wieder auf. „Das ‚Papa‘ muss er sich aber erst wieder verdienen“, so die 31-Jährige. Schauspielerin Nina Bott wuchs als Kind alkoholkranker Eltern auf. Edith Stehfest nahm schon mit 17 Jahren täglich Drogen.
Anna-Carina Woitschack und Lilly Becker rekapitulierten den Moment, in dem sie wussten, dass ihre Ehe den Bach herunter ging: „Du verlierst zwei Menschen“, sagte die Sängerin unter Tränen, denn Ihr Ex, Trompeter Stefan Mross und ihre ehemals beste Freundin sind jetzt ein Paar. Lilly Becker erklärte, Boris Becker habe sie „von einem Tag auf den anderen auf die Straße gesetzt“ mit den Worten: „Amadeus kann bleiben, du musst gehen.“ Das Camp, kaum leidlich getrocknet, drohte erneut zum Tal der Tränen zu werden. Dschungelcamp Maurice Dziwak. 12.00
Maurice Dziwak zeigt Mitleid
Dass es nicht dazu kam, hat auch mit diesem Mann zu tun: Maurice Dziwak, 26 Jahre, bisher nur in Dating-Shows leidlich erfolgreich unterwegs, sorgt mit seiner Mischung aus Naivität, Durchhalteparolen, Empathie und Unwissen für Sympathiepunkte. Seine eigene Prominenz schätzt der Mann, der kurz vor dem Beginn des Dschungelcamps erstmals Vater wurde, erfrischend realistisch ein: „Im Gegensatz zu Boris Becker bin ich ein ja ein kleiner Fisch im Ozean“, so Maurice im Gespräch mit Lilly. Als das erste Mal der Fresskorb ins Camp herab schwebte, zeigte er sich ehrlich betroffen, als er die Fleischquelle entdeckte: den Kopf eines Krokodils. „Boah, der Arme, Mann! Mann, der Arme!“, schüttelte er sich, bevor er höflich ablehnte „Krokodeilfleisch“ (Lilly) zu essen. Maurice: „Die australische Küche und ich werden wohl keine Freunde mehr.“
Jovial und unbekümmert hingegen sein Umgang mit dem größten Sport-Star des diesjährigen Camps, Ex-Zehnkämpfer Jürgen Hingsen: „Juckt dir auch immer der Arsch so?“, fragt er den 67-Jährigen unvermittelt. Falls noch jemand einen Eisbrecher bei der nächsten Geburtstagsfeier braucht. Als Alessia Herren einen Weinkrampf bekam (die Spinnen, eigentlich alles!) versuchte er sie zu trösten und mit Worten wieder aufzubauen. Die Tochter von Willi Herren hatte zuvor schon Sportreporter Jörg Dahlmann, das Moderatoren-Duo Sonja Zietlow und Jan Köppen sowie vermutlich 99 Prozent der Zuschauer mit ihren beruflichen Plänen für die Zeit nach dem Dschungelcamp verblüfft: „Beim Aldi arbeiten wäre ein Träumchen“, so die 23-Jährige. Influencer-Dasein schön und gut, aber „seit ich Mama bin weiß ich, dass es gut ist, wenn alles finanziert ist.“ Sam Dylan Dschungelcamp Steckbrief
„Die schlimmste Prüfung, die es gibt“
Dass man im Dschungel auch darauf achten sollte, immer fleißig aufs Karmakonto einzuzahlen, um seine Siegchancen zu erhöhen, hat Sam Dylan offensichtlich noch nicht auf dem Zettel. Der Reality-TV-Profi erklärte, er wolle „generell keine Nachtwachen machen“, motzte über die legendäre Dschungelcamp-Hängebrücke („Was ist das hier für ’nen Billigscheiß?“) und brach seine Dschungelprüfung unter Tage kreischend ab, obwohl er bereits vier Sterne ergattert hatte. Die Gründe: „Die Schlange hat mich angeleckt!“, „Für mich war es die schlimmste Prüfung, die es gibt.“
Kaum verwunderlich, dass die Zuschauer Dylan erneut abstraften und den ehemaligen „Prince Charming“-Kandidaten auch in die nächste Prüfung schicken. „Die wollen mich leiden sehen“, ahnte er dann doch irgendwann. „Die fangen einfach alle an zu Weinen aus dem nichts. Ich weiß nicht, ob die noch Aufmerksamkeit brauchen oder was?“, hatte er zuvor noch die Nase gerümpft, als bei Alessia Herren alle Dämme gebrochen waren. Er hätte stattdessen auch leise „Holding Back The River“ summen können – einen Song von Wet Wet Wet. Die Band tourt übrigens gerade durch Großbritannien.
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