Typisch Nachteule: Lang wachbleiben, spät aufstehen. Wer so lebt, stirbt früher. Zumindest legt das eine Studie nahe. 

Typisch Nachteule: Lang wachbleiben, spät aufstehen. Wer so lebt, stirbt früher. Zumindest legt das eine Studie nahe. 

Es gibt sie, diese Menschen, die bereits vor dem Sonnenaufgang in „Tim Bendzko“-Manier dreimal die Welt gerettet haben. Und es gibt die, die erst so richtig auf Betriebstemperatur sind, wenn andere längst ins Kissen schnarchen. Jeder Mensch hat einen anderen Biorhythmus, der darüber entscheidet, welcher Schlaftyp wir sind, ob Lerche oder Eule, Frühaufsteher oder Nachtmensch.

An dieser inneren Uhr lässt sich nur schwer drehen. Folgt man den Ergebnissen einer neuen Studie, die im Fachmagazin „Chronobiology International“ veröffentlicht wurde, sind das vor allem für die sogenannten Nachteulen schlechte Nachrichten. Denn diese haben im Vergleich ein um neun Prozent erhöhtes Risiko, einen frühen Tod zu sterben. Am langen Wachbleiben allein liegt das aber nicht. Viel mehr ist es das, was die Eulen des Nachtens machen, was die Wissenschaftler:innen bedenklich stimmt. STERN PAID 16_23 Reise Douro Tal Der Schlafwandel 19.40

Nachteulen trinken und rauchen mehr

Die finnischen Forschenden wollten der Frage nach den Unterschieden von Morgen- und Abendmenschen nun genauer auf den Grund gehen und nutzten dafür Daten einer finnischen Zwillingsstudie aus dem Jahr 2002. Im Rahmen dieser waren fast 24.000 Zwillingspaare 37 Jahre lang wissenschaftlich begleitet worden.

Der Fokus lag dabei unter anderem auf den Lebensweisen und deren Einfluss auf die Gesundheit. Die Teilnehmenden hatten zu Beginn der Studie auch angeben müssen, ob sie sich eindeutig oder in gewissem Maße als Morgen- oder Abendmensch sehen. In der Folgestudie wurden nun die Sterbedaten von rund 8700 der Studienteilnehmer:innen untersucht und mit Faktoren wie Bildung, Schlafdauer und Alkohol- und Tabakkonsum abgeglichen.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Chronotyp nur einen geringen oder gar keinen unabhängigen Beitrag zur Sterblichkeit leistet“, zitiert „The Telegraph“ Studienautor Christer Hublin vom Finnischen Institut für Arbeitsmedizin in Helsinki. Es seien viel mehr Angewohnheiten, die verstärkt in der Nacht ausgeübt werden, die an der Lebenszeit knapsen – wie das Rauchen und Alkohol trinken. Fallen diese Faktoren weg, leben die Eulen demnach genauso lang wie Lerchen.Energiekiller im Alltag 16.20

Bei Nachteulen tickt die innere Uhr langsamer

Dass Spätschlafende ein erhöhtes Sterberisiko haben, hatten zuvor bereits andere Studien gezeigt. Zudem besteht, wie frühere Untersuchungen ebenfalls nahelegen, für diesen Schlaftyp ein höheres Risiko, chronische Krankheiten zu entwickeln. Außerdem tendieren Nachteulen mehr als Lerchen dazu, problematisches Fettgewebe an den Organen anzusetzen. Dieses viszerale Körperfett in der Bauchregion ist ein Risikofaktor für Erkrankungen des Herzens und Diabetes Typ 2 (mehr dazu). Insgesamt sind Menschen mit dem Chronotyp Nachteule der Forschung zufolge weniger aktiv und haben auch weniger Ausdauer.

Bei Nachteulen wird das Schlafhormon Melatonin später ausgeschüttet als bei Frühaufstehern. Das hat zur Folge, dass sie später in den Schlaf finden und auch am Tag länger brauchen, bis sie voll leistungsfähig sind. Das könnte auch erklären, warum Frühaufsteher unter anderem in der Regel nachweislich bessere Leistungen in der Schule bringen. Die innere Uhr von Eulen tickt anders als die der Durchschnittsbevölkerung. Sie ist langsamer. Das führt dazu, dass es zu einer Art zeitlichen Verzögerung kommt. 

Der verschobene Rhythmus kann dazu führen, dass Betroffene sich schwertun, im Alltag mitzuhalten, also beispielsweise morgens fit im Büro zu erscheinen. Mediziner sprechen in solchen Fällen vom Schlafphasensyndrom.

Quelle: Chronobiology International, Experimental Physiology, NIH 1NIH 2, The Telegraph, Bild der Wissenschaft