Atlantas Geschichte ist so vielfältig wie die Stadt selbst. Bis heute sind die Wunden der Vergangenheit sichtbar. Doch es gibt auch Orte des Aufbruchs.

Atlantas Geschichte ist so vielfältig wie die Stadt selbst. Bis heute sind die Wunden der Vergangenheit sichtbar. Doch es gibt auch Orte des Aufbruchs.

Atlantas Geschichte ist so vielfältig wie die Stadt selbst. Schon Martin Luther King Jr. wusste um ihre Besonderheit. „Atlanta ist eine Stadt, in der das Unmögliche möglich wird und Träume wahr werden“, sagte der weltberühmte Bürgerrechtler einst über seine Geburtsstadt.

Mehrfach wurde die Stadt zerstört und wieder aufgebaut, überlebte die Sklaverei und die Rassentrennung und wurde zur Wiege der Bürgerrechtsbewegung. Im Wahljahr 2020 hat die 500.000-Einwohner-Metropole den südlichen US-Bundesstaat Georgia zu einer blauen Welle (der Parteifarbe der Demokraten) in einem Meer von benachbarten republikanisch-roten Staaten verwandelt. Vier Jahre später fiel Georgia zurück in die Hände von Donald Trump.

Joshua Dudley Greeg kennt die Stadt, so gut wie kaum einer. In seinem Bildband „The Makeshift City“ (zu Deutsch, „die provisorische Stadt“) nimmt der Fotograf die Leserinnen und Leser mit ins zeitgenössische Atlanta und zeigt, wie die Stadt um ihre einzigartige Identität kämpft.

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Atlanta im Wandel – eine Stadt voller Hoffnung und Schrecken

Atlantas Geschichte ist gleichermaßen dramatisch wie hoffnungsvoll. Das Gebiet, in dem Atlanta heute liegt, war ursprünglich ein Gebiet der indigenen Stämme Creek und Cherokee. Der Ort wurde als Endstation der Eisenbahnstrecke gewählt, und so wurde die Stadt 1837 vorrangig als Verkehrszentrum gegründet. Atlanta wurde sowohl im Bürgerkrieg von General William T. Shermans Truppen als auch bei einem großen Brand im Jahr 1917 zerstört – der mythische Phönix, der aus der Asche aufsteigt, wurde daraufhin zum offiziellen Symbol der Stadt. 

Im Laufe seiner Geschichte wurde Atlantas Aufbau und Wachstum durch Sklaverei und Rassendiskriminierung beeinflusst. Und doch ist die Stadt heute als „Black Mekka“ bekannt, weil es hier florierende Unternehmen, politische Führung, Hochschulbildung und Unterhaltung von Schwarzen für Schwarze gibt. Das rasche Bevölkerungswachstum und die zunehmende Gentrifizierung bereiten jedoch die Bühne für ein neues Kapitel, das in eine unruhige politische Ära fällt.

Die Bilder in „The Makeshift City“ wurden zwischen 2020 und 2024 aufgenommen – eine Zeit, die von der Coronapandemie, den „Black Lives Matter“-Protesten und einer zunehmenden Einkommensungleichheit geprägt war. Auf eindrückliche Weise dokumentiert Greer, Menschen, die trotz allem ihrem Alltag nachgehen. Seine Fotografien zeigen Momente der Resilienz, des Aktivismus, der Selbstlosigkeit und der Freude. Aber es gab auch Momente der Banalität, der Ignoranz und sogar der Verachtung. „Es gibt so viel über Atlanta, das ich nicht verstehe und vielleicht, wahrscheinlich, auch nie verstehen werde“, bringt Greer seine Erfahrungen auf den Punkt.

Fotograf Joshua Dudley Greer lebt in Atlanta, wo er an der Georgia State University lehrt. Sein Bildband „The Makeshift City“ erschien im Dezember 2024 beim Verlag Gost Books.