Gut fünf Wochen vor der Bundestagswahl kommt Alice Weidel auf Einladung der AfD-Fraktion ins Hamburger Rathaus. Für Bürgermeister Tschentscher und Tausende Demonstranten ist sie nicht willkommen.

Gut fünf Wochen vor der Bundestagswahl kommt Alice Weidel auf Einladung der AfD-Fraktion ins Hamburger Rathaus. Für Bürgermeister Tschentscher und Tausende Demonstranten ist sie nicht willkommen.

Mehr als 10.000 Menschen haben gegen einen Besuch von AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel in Hamburg demonstriert. Bis auf einige Versuche, die Absperrungen zum Rathaus zu durchbrechen, sei die Veranstaltung friedlich geblieben, sagte ein Polizeisprecher. 

Das Hamburger Bündnis gegen Rechts hatte zu der Demonstration unter dem Motto „Alle gemeinsam gegen die AfD und Alice Weidel“ aufgerufen. „Die Bundesvorsitzende und Kanzlerkandidatin der völkischen AfD (möchte) im Hamburger Rathaus Hass und Hetze verbreiten. Dem widersetzen wir uns energisch“, hieß es in dem Aufruf.

Weidel sprach am Abend auf einer Veranstaltung der AfD-Bürgerschaftsfraktion im Großen Festsaal des Rathauses. Die Polizei sicherte den Bannkreis um den Sitz der Bürgerschaft mit einem Großaufgebot. Zu der Auftaktkundgebung am Bahnhof kamen Junge und Alte, auch Kinder mit Familien. Einige Teilnehmer trugen selbst gemalte Schilder mit Aufschriften wie „Demokratie schützen!“ und „Radical Love Now!“. 

Demonstranten rufen gegen AfD auf

Daneben waren Transparente zu sehen, auf denen „Revolution“ oder „Kapitalismus abschaffen“ gefordert wurde. Auch Palästinenserflaggen wurden gezeigt. An der Fassade des Deutschen Schauspielhauses hing eine große Aufschrift „Kein Platz für Nazis“, am benachbarten Ohnsorg-Theater war die Botschaft auf Plattdeutsch zu lesen: „Keen Platz för Nazis!“

In Sprechchören skandierten zahlreiche Demonstranten am Hauptbahnhof „Ganz Hamburg hasst die AfD!“ und „Hoch die internationale Solidarität!“. Vor der Rathausabsperrung am Jungfernstieg riefen zum Teil vermummte Teilnehmer mit Palästinenserflaggen: „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten.“

Bürgermeister: Weidel nicht willkommen

Weidel selbst erklärte in einem Video auf X, sie freue sich auf den Auftritt in Hamburg. „Ich habe mir extra für die Antifa diesen Herzchenpulli angezogen“, sagte sie mit Blick auf einen schwarzen Pullover mit roten Herzen, den sie im Auto trug. „Make love, not war“, fügte sie mit einem Grinsen hinzu.

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und CDU-Landeschef Dennis Thering hatten zuvor bereits auf der Plattform X erklärt, Weidel sei in Hamburg nicht willkommen. Tschentscher erinnerte an die in der Verfassung der Hansestadt festgeschriebene Vielfalt und Weltoffenheit. „Denn manchmal hat man auch im Rathaus ungebetene Gäste“, schrieb er in seinem Post. „Aber unsere Demokratie ist stark und wehrhaft.“ Thering postete: „Ich schließe mich an, Alice Weidel ist in Hamburg nicht willkommen!“