Erst fällt ein Roller von einer Brücke in die Tiefe. Wenig später folgt eine Tote. Der Fall beschert ZDF-Ermittlern eine Theorieprüfung in der Fahrschule und dem Publikum gute Dialoge und Weisheiten.

Erst fällt ein Roller von einer Brücke in die Tiefe. Wenig später folgt eine Tote. Der Fall beschert ZDF-Ermittlern eine Theorieprüfung in der Fahrschule und dem Publikum gute Dialoge und Weisheiten.

Der vielleicht beste Dialog des ganzen Films entwickelt sich erst wenige Minuten vor Schluss. Da laufen die Mordermittlungen im Kölner Kommissariat noch auf Hochtouren und das Publikum kann miträtseln, ob Ermittlerin Marie Brand gerade den Menschen vernimmt, der die Tat begangen hat.

„Ich hab‘ endlich mal wieder was gefühlt“, sagt die Person. „Was soll denn daran falsch sein?“ Es ist nur eine ganz kurze, aber doch wahrnehmbare Pause, bis Brand entgegnet: „Wie viele Festnahmen braucht es, bis Sie sich die Frage selbst beantworten?“ 

Die Kommissarin (Mariele Millowitsch) und ihr Kollege Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) müssen in der Folge „Marie Brand und das tote Au-pair“ am Mittwochabend (20.15 Uhr) im ZDF den Mord an der Britin Alice Taylor aufklären. Die junge Frau fällt gleich zu Beginn der neuen Episode von einer Brücke. 

Das Merkwürdige: Der Motorroller, auf dem sie unterwegs gewesen sein dürfte, kracht eine ganze Weile vor der jungen Frau auf den Gehweg darunter. Schnell ist klar: Ein Unfall dürfte das nicht gewesen sein.

„Ich war ihr Job“ 

Die Ermittlungen führen die Polizei in eine Auto-Werkstatt und eine Fahrschule, in den Dunstkreis von Teenager-Liebe und Eifersucht sowie zu einer Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, die sexuell belästigt wurden. 

Der alleinerziehende Vater (Mohamed Achour), der Alice Taylor als Au-pair für seine fast erwachsene Tochter (Saron Degineh) eingestellt hatte, verhält sich auffällig verdächtig. Derweil gibt die Jugendliche zu Protokoll, ihr anfangs freundschaftliches Verhältnis zur eigens engagierten Aufpasserin habe sich mit der Zeit verändert: „Sie wurde ja für alles bezahlt. Ich war ihr Job.“ 

Die Zuschauerinnen und Zuschauer bekommen Szenen zu sehen, in denen die Fahrlehrerin (Alexandra Schalaudek) mit dem Mechaniker (Timo Jacobs) erst das Fahrschulauto für Sex zweckentfremdet und dann illegale Pläne schmiedet. Hinzu kommen zwei Einbrüche und ein hinterhältiger Anschlag mit einem Feuerlöscher. Und zu allem Überfluss ist das Handy des Opfers verschollen.

Da den Überblick behalten? Autor Timo Berndt und Regisseurin Christine Repond gelingt es, die Story nicht zu verworren werden zu lassen, die Gemengelage Stück für Stück aufzudröseln und die Spannung bis zum Ende zu halten. 

Simmel rasselt durch die Theorieprüfung 

Zudem garnieren sie die 36. Folge der Reihe mit dem „Marie Brand“-typischen Dialogen zwischen den Kommissaren. Als die Ermittlerin Simmel fragt, wie es früher bei ihm mit den Mädchen gelaufen sei, antwortet der: „Das ist ja so, als würden Sie Romeo nach den ganzen Julias fragen.“

Auch als die Fahrlehrerin ihn zum Theorietest auffordert, wird der Kommissar bei seiner Ehre gepackt und macht zum Spaß mit: „Ich fahr‘ seit 100 Jahren Auto.“ Hatte er doch erst kurz vorher auf einem Kommentar seiner Kollegin zum Parken erwidert: „Wissen Sie was, Frau Brand, quengelnde Beifahrer sind ganz schnell lahme Fußgänger.“ Ergebnis der Prüfung: mit Pauken und Trompeten durchgefallen.

Seit 2008 ermitteln die hochbegabte Hauptkommissarin und ihr etwas hemdsärmeliger Kollege im ZDF. Sie bescheren dem Mainzer Sender immer wieder gute Quoten. Zwischen sechs und neun Millionen Menschen sehen im Schnitt bei den Erstausstrahlungen zu. Und dieses Mal erfährt das Publikum noch eine Weisheit von Spurenermittlerin Tina Schmitz (Stephanie Kämmer) am Tatort: „Lacksplitter sind die Fingerabdrücke eines Autos.“