AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel stützt in einem Interview ihre Thesen zum Euro durch eine Buchempfehlung. Der Autor ist davon alles andere als begeistert.

AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel stützt in einem Interview ihre Thesen zum Euro durch eine Buchempfehlung. Der Autor ist davon alles andere als begeistert.

In einem Videointerview mit dem Schweizer Magazin „Die Weltwoche“ sprach Alice Weidel unter anderem über den angeblichen „Zusammenbruch des Euro“. Gegen Ende des Gespräches drehte sich die AfD-Chefin, die am Wochenende auf dem Parteitag zur Kanzlerkandidatin gewählt wurde, nach hinten und griff in ihr Bücherregal.

Kurz darauf hielt sie ein Buch in die Kamera, das ihre Thesen offenbar untermauern sollte: „Die Deutsche Mark – wie aus einer Währung ein Mythos wurde“ von Frank Stocker. Stocker ist Wirtschaftsexperte und Historiker, arbeitet als Finanzredakteur bei der Tageszeitung „Die Welt“ und hat das Buch 2023 zum 75. Geburtstag der D-Mark herausgebracht. Die Empfehlung durch Alice Weidel, selbst promovierte Ökonomin, passt ihm allerdings gar nicht.AfD Riesa Analyse Sonntag 6.06

Autor will sich von Alice Weidel nicht vereinnahmen lassen

Auf der Karriere-Plattform Linkedin veröffentlichte Stocker einen „Beitrag zu meiner Ehrenrettung“, in dem er sich gegen die Vereinnahmung durch die AfD-Politikerin zur Wehr setzte. „Ich fürchte, die meisten, die mein Buch jetzt aufgrund dieser Empfehlung von Frau Weidel gekauft haben, werden maßlos enttäuscht sein“, schrieb Stocker: „Denn von dem ganzen Hass auf die EU und den Euro, den sie in dem Video verbreitet, von der angeblichen geplanten Ausplünderung und Verarmung der Deutschen, steht darin nichts. Schon gar nicht ist es eine Warnung, wie sie behauptet.“

Sein Buch sei stattdessen „sachlich und neutral geschrieben“ und stehe „diametral im Gegensatz zu dem Furor, den Weidel verbreitet“. Er lasse sich von Weidel und der AfD nicht vereinnahmen, stellte der Journalist und Autor in einem weiteren Beitrag klar.

Stocker vermutet außerdem, dass Alice Weidel ohnehin ein anderes Buch von ihm empfehlen wollte – nämlich „Die Inflation von 1923“. Schließlich nannte Weidel diese Jahreszahl, bevor sie den Band aus ihrem Regal zog. Aber auch das sei „keine Warnung für die Gegenwart“, betonte Stocker, sondern lediglich ein historischer Abriss der Hyperinflation in der Weimarer Republik.

Quellen: „Die Weltwoche“, „Die Welt“, Frank Stocker auf Linkedin