Eine Volksinitiative protestiert gegen das Gendern und will 70.000 Unterschriften sammeln. Gelingt ihr das, muss sich der Landtag mit der Forderung befassen.
Gut ein Dutzend Männer hat vor der Staatskanzlei in Hannover gegen das Gendern demonstriert. Dazu aufgerufen hatten die Initiatoren einer Volksinitiative, die sich insbesondere gegen das Gendern an niedersächsischen Schulen und Hochschulen richtet. Sie forderten Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) auf, sich ebenfalls dagegen zu positionieren.
Für gegenderte Sprache gibt es verschiedene Varianten – etwa mit Sternchen, Doppelpunkt oder großgeschriebenem I im Wortinneren. Befürworter sehen darin einen Weg, alle Menschen anzusprechen und sichtbar zu machen, unabhängig vom Geschlecht.
Die Initiatoren der Volksinitiative kritisieren dagegen, dass Gendern Sehbehinderte und Legastheniker diskriminiere und Zuwanderer im Spracherwerb ausgrenze. Zudem lehne eine Mehrheit der Bevölkerung das Gendern ab. Für ihn sei das Gendern „ein Verlust von Heimat“, sagte Mitorganisator Alexander Börger bei der Demo.
Ministerium: Aktion läuft inhaltlich ins Leere
Für die Landesregierung erklärte das für Gleichstellung zuständige Sozialministerium, die Initiative fordere ein Verbot von etwas, das es nicht gebe. „Niemand in Niedersachsen wird gezwungen, zu gendern“, sagte ein Sprecher. „Es gibt keine einzige Vorschrift, die eine bestimmte Schreib- oder Sprechweise vorschreibt. Insofern läuft die Aktion inhaltlich ins Leere.“
Regierungschef Weil hatte vor der Landtagswahl 2022 gesagt: „Ich habe mit dem Sternchen auch meine Probleme.“ Die Staatskanzlei verwendet in ihren Veröffentlichungen sowohl die männliche als auch die weibliche Form.
Initiative hat Quorum bisher nicht erreicht
An Niedersachsens Schulen soll eine geschlechtergerechte Sprache laut Kultusministerium weder verordnet noch in Abschlussprüfungen als Fehler gewertet werden. „Es sollte auch im Schulkontext eine verständliche Sprache gewählt werden, die niemanden diskriminiert.“ Verbindlich sei das vom Rat für deutsche Rechtschreibung herausgegebene amtliche Regelwerk. Sprachformen wie das Gendersternchen seien darin weder vorgesehen noch würden sie als fehlerhaft deklariert.
Die Volksinitiative „Stoppt Gendern in Niedersachsen“ gibt an, sie wolle möglichst bald 50.000 Unterschriften haben. Um erfolgreich zu sein, bräuchte sie bis zum 7. März mindestens 70.000 Unterschriften. Dann müsste sich der Landtag mit den Forderungen befassen. Das Landesparlament könnte sich in dem Fall jedoch auch gegen die Volksinitiative aussprechen.