Donald Trump zieht bald um. Er kann es nicht abwarten, hat er doch vier Jahre nachzuholen. Sein Auftritt in Mar-a-Lago war ein widerlicher Vorgeschmack.

Donald Trump zieht bald um. Er kann es nicht abwarten, hat er doch vier Jahre nachzuholen. Sein Auftritt in Mar-a-Lago war ein widerlicher Vorgeschmack.

Nach intensiver Recherche (zwei Minuten Googeln) ist festzustellen: Im Gegensatz zu deutschen Exportschlagern wie „Schadenfreude“ und „Weltschmerz“, hat es der hiesige Leitsatz „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten“ nicht ins Amerikanische geschafft. Hätte er das getan, hätte Donald Trump sich Galle und der Welt Nerven gespart.

Wobei, Nonsens. Zurückhaltung ist nicht die trumpsche Werkseinstellung – wie er am Dienstagvormittag wieder eindrucksvoll bewies.Infobox US-Wahl-NL

Pressekonferenz in Mar-a-Lago – eine Masterclass im Bullshitten

Mit einer 70-minütigen Tirade in seinem Protzressort Mar-a-Lago hat der Maga-Lord einmal mehr die völlige Abwesenheit seines Filters zwischen Gedachtem und Gesagtem zur Schau gestellt. Vor Journalisten gab er hier eine Masterclass im Bullshitten, ein beeindruckender Rundumschlag in Sachen Schwachsinn. Windräder an der Ostküste würden Wale stranden lassen, der „Golf von Mexiko“ müsse eigentlich „Golf von Amerika“ heißen, aus Duschköpfen käme wegen staatlichem Klimagaga kein Wasser.

All das fällt mit zwei zugedrückten Augen noch in die Kategorie verbales Twittern: sinn-, aber vergleichsweise harmlos. Nur ist aus Trumps Sicht kein Tag ein guter, an dessen Ende er nicht wenigstens einmal Verbündete beleidigt oder besser noch: das Zerplatzen der Weltordnung in Aussicht gestellt hätte. Und was war der Dienstag ein guter Tag! 

Ein Worst-of gefällig? Der Panama-Kanal solle „vollständig und bedingungslos“ an die USA zurückgegeben, das zum Königreich Dänemark gehörende Grönland notfalls annektiert und Kanada als 51. Bundesstaat eingegliedert werden. Ach ja. Und die Nato-Partner sollten doch bitte ihre Verteidigungsausgaben von zwei auf fünf Prozent ihres BIP hochschrauben – in Deutschlands Fall wären das zusätzliche 200 Milliarden Euro. Aus dem Mund eines gebürtigen Immobilienhais klang die Forderung wie eine spontane Mieterhöhung: Wer nicht zahlt, fliegt raus.

Und warum das alles? Na, 

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Donald Trumps Gezeter lässt sich nicht ignorieren

Man möchte Trump den Zeigefinger auf die Lippen legen und ihm ein langes  „Shhh“ ins (ironischerweise heile linke) Ohr hauchen. Aber Trump ist in diesen letzten Tagen vor seiner Amtszeit wie entfesselt. Nicht zuletzt durch das gegenseitige toxische Hochgejazze mit Trollkönig Elon Musk. Als wolle er die versäumten vier Jahre im floridianischen Exil noch vor der erneuten Machtübernahme nachholen.

Wie umgehen mit einem Typen, der die größte Militärmacht aller Zeiten führen will wie ein Gangster sein Schwarzmarkt-Imperium? Deals statt Diplomatie. Konkurrenten statt Partner. Amerika alles, statt alle etwas. Ihn nicht ernst nehmen, damit er es selbst nicht tut? Donald Trump im Grönland Fieber 15:11

Die Aussagen des bald mächtigsten Präsidenten der US-Geschichte, so krude sie auch sein mögen, lassen sich nicht kleinreden, erst recht nicht ignorieren. Denn jede seiner vielleicht unechten Drohungen könnte sehr echte Konsequenzen für Milliarden Menschen haben.

Wenn ein selbstverliebter, alter Mann am Stammtisch Ländergrenzen infrage stellt, ist das in der Kneipe nervig. Wenn derselbe Senior denselben Stuss auf dem Weg ins Weiße Haus verzapft, ist das brandgefährlich.

Deswegen machen Vormittage wie am Dienstag in Mar-a-Lago solche Angst. Weil sie der Trailer zu einem Horrorfilm sind, den niemand sehen will, aber alle sehen werden. In diesem Sinne: Shut up, Donald. Pretty please.