Die Leiterin der Generaldirektion Kulturelles Erbe muss sich neben dem Manipulationsverdacht von Funden mit weiteren Vorwürfen beschäftigen. Auch sie stammen aus der Zeit vor ihrem Amtsantritt.
Die Landesarchäologie in Rheinland-Pfalz steht wegen Aktivitäten früherer Jahre erneut in der Kritik. Diesmal geht es um möglicherweise rechtswidrige Verkäufe der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) an die Liebenstein-Gesellschaft. Der Zweck dieses Vereins mit Sitz in Koblenz ist nach eigener Darstellung die Förderung sowohl kultureller als auch sozialer Belange. Der SWR hatte zuerst berichtet.
„Der GDKE sind die Hinweise auf rechtswidrige Verkäufe an die Liebenstein-Gesellschaft bekannt, die die GDKE aktuell auch zurückfordert“, sagte ein Sprecher des zuständigen Innenministeriums in Mainz. Weitere Auskünfte seien wegen des laufenden Verfahrens nicht möglich. Die GDKE selbst äußerte sich nicht. Deren Leitung hat 2021 Heike Otto übernommen. Die Liebenstein-Gesellschaft wies die Vorwürfe zurück.
Liebenstein-Gesellschaft sieht „behördeninternen Dissenz“
Im kulturellen Bereich seien in Einzelfällen „in Abstimmung/auf Wunsch der GDKE“ Objekte erworben worden, um sie dann etwa lokalen Museen unentgeltlich zu überlassen, heißt es in der Antwort der Liebenstein-Gesellschaft. „Im konkreten Fall hatte diese vor einigen Jahren entschieden, nach gängiger Verwaltungspraxis Objekte nach der wissenschaftlichen Bearbeitung durch die Behörde mangels besonderen wissenschaftlichen Werts an die privaten Eigentümer zurückzugeben.“
Zugleich habe die GDKE die Liebenstein-Gesellschaft gebeten, diese für eine weitere Verwendung zu erwerben. „Die Gegenstände wurden unmittelbar von der GDKE übergeben und sind aktuell öffentlich als museale Leihgabe ausgestellt. Sie wurden also nie „gehandelt“.“ Nach Wechseln auf den Führungsebenen der GDKE/Landesarchäologie seien die neuen Leitungen dagegen Jahre später der Ansicht, „dass entgegen früherer Verwaltungspraxis die Objekte damals von den Vorgängern nicht hätten freigegeben werden sollen“, heißt es in der Stellungnahme weiter.
„Diese divergierenden Auffassungen zur Rechtsfrage stellen mithin einen behördeninternen Dissens dar“, stellt die Liebenstein-Gesellschaft fest. „Da der Erwerb durch die GDKE erbeten wurde und die Übergabe durch sie erfolgte, kann er nicht rückwirkend „rechtswidrig“ gewesen sein.“
GDKE war auch Thema von drei Rechnungshofberichten
Vor Ottos Leitung war die GDKE auch dreimal Gegenstand der Jahresberichte des Landesrechnungshofs. 2010 wurde kritisiert, dass es für das Verleihen von Fundgegenständen für Ausstellungen kein einheitliches Vertragsmuster gegeben habe. „Die Außenstelle in Mainz überließ der Stadt Mainz 2003 ohne schriftlichen Vertrag mehr als 150 Fundgegenstände im Wert von 244.000 Euro“, hieß es. Die Rückgabe von Fundgegenständen sei zudem nicht ordnungsgemäß dokumentiert worden.
2011 bemängelte der Rechnungshof fehlende Transparenz bei Förderverfahren. 2017 ging es um mangelnde Transparenz und Dokumentation bei der Förderung von Kulturdenkmälern.
Aufklärung von 18 Manipulationsvorwürfen läuft noch
Die GDKE klärt derzeit mit Hilfe zweier Experten 18 Manipulationsverdachtsfälle auf, darunter vermeintliche Sensationsfunde wie den „Neandertaler von Ochtendung“ und das „Schlachtfeld von Riol“. Der verdächtige Landesarchäologe hat die Vorwürfe zurückgewiesen und von einer Kampagne gegen sich gesprochen.