Der Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar hält an seiner Kandidatur für die Bundestagswahl trotz der Vorwürfe gegen ihn fest. Er drängt auf eine Verschiebung der Abstimmung.

Der Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar hält an seiner Kandidatur für die Bundestagswahl trotz der Vorwürfe gegen ihn fest. Er drängt auf eine Verschiebung der Abstimmung.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar will weiterhin in Berlin-Pankow für das Direktmandat bei der Bundestagswahl kandidieren. Der 48-Jährige, gegen den mehrere Frauen Vorwürfe sexueller Belästigung erhoben haben, will eine Verschiebung der für Mittwoch angekündigten Wahlversammlung erreichen, bei der über die Direktkandidatur abgestimmt werden soll, wie ein Sprecher des Kreisverbands Pankow sagte. Gelbhaar hat die Vorwürfe gegen ihn als „frei erfunden“ zurückgewiesen. 

Zuvor hatte der „Spiegel“ darüber berichtet und sich auf ein Schreiben von Gelbhaars Anwalt an das Landesschiedsgericht der Partei berufen. In einem „Antrag auf einstweilige Anordnung“ werde dem Kreisvorstand der Grünen in Pankow „aufgegeben“, die Wahlversammlung um eine Woche auf den 15. Januar oder einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, so der „Spiegel“. 

Lagodinsky will nicht mehr kandidieren

Der Kreisvorstand habe den Antrag in Kopie erhalten, sagte der Sprecher. Im Vorstand gebe es derzeit Gespräche dazu. Kurz nach Beginn des neuen Jahres hatte der Vorstand Gelbhaar dazu aufgefordert, auf eine Kandidatur zu verzichten. 

Für Mittwoch haben mehrere Grüne ihre Kandidatur angekündigt. Der Europaabgeordnete Sergey Lagodinsky, der auch zu diesem Kreis gehörte, habe inzwischen einen Rückzieher gemacht, so der Sprecher des Kreisverbands. 

Gelbhaar hatte im ersten Anlauf breite Unterstützung

Grünen-Bundesvorsitzender Felix Banaszak sagte im „Frühstart“ von RTL/ntv zu Gelbhaars Direktkandidatur: „Das ist seine Entscheidung.“ Er selbst habe keinen Kontakt zu ihm aufgenommen, um ihn zum Rückzug aufzufordern. Der Kreisvorstand, der das getan habe, habe aber sein Vertrauen. Die Grünen in Pankow hätten es sich nicht leicht gemacht. „Und deshalb habe ich keinen Grund, an deren Vorgehen zu zweifeln.“

Gelbhaar hatte an Silvester auf seiner Website ausführlich Stellung bezogen. „Die Vorwürfe sind gelogen“, erklärte er. Bei dem Vorgang müsse es sich „um eine in Teilen geplante Aktion“ handeln mit dem Ziel, ihn massiv zu diskreditieren. Mitte November war der Bundestagsabgeordnete bei einer früheren Wahlversammlung mit 98,4 Prozent der Stimmen zum Direktkandidaten für Pankow gewählt worden.