Gekündigt worden war Boris Böhmann schon. Dagegen hatten Unterstützter ausgerechnet an Weihnachten protestiert – und dem Mann damit wohl einen Bärendienst erwiesen.
Nach Vorfällen in der Christmette an Heiligabend und beim Weihnachtsgottesdienst ist der Leiter der Freiburger Domsingschule, Boris Böhmann, mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. „Die Heiligen Messen wurden mutwillig gestört, die Störungen hatten hier keinen Platz, ausgerechnet an Weihnachten“, erklärte Erzbischof Stephan Burger. „Der Leiter der Chöre hat dies mindestens gebilligt. Daraus musste der Domfabrikfonds Konsequenzen ziehen, so bitter es ist.“ Böhmanns Anwalt teilte mit, rechtliche Schritte zu prüfen. Zuerst hatte die „Badische Zeitung“ darüber berichtet.
Der Domfabrikfonds ist Träger der Dommusik in Freiburg. Böhmann war zu Ende Februar 2025 – nach 22 Jahren im Amt – gekündigt worden. Das und die Art und Weise, wie die Erzdiözese die Entscheidung kommuniziert hatte, löste Protest unter anderem von Eltern der Domsingknaben aus.
Weit über die Grenzen Freiburgs hinaus sorgte langanhaltender Applaus für einen Auftritt Böhmanns und der Domsingknaben in der Christmette für Aufsehen. Burger hatte den Gottesdienst im Münster unterbrechen und erst später mit dem Segen weitermachen können. Auch eine Liveübertragung im Internet über den katholischen Sender k-tv wurde abgebrochen.
Bischof beklagt enormen Schaden
Der Erzbischof erklärte nun: „Die jüngsten Vorkommnisse rund um die Freiburger Dommusik treiben mich um. Sie stellen eine belastende Situation dar: Für die Sängerinnen und Sänger, für die Eltern, für die Mitarbeitenden.“
Die künstlerischen Qualitäten des Domkapellmeisters stünden außer Frage, so Burger. „Die Gründe für die Kündigung liegen in den tiefgreifenden Streitigkeiten in der Dommusik. Rechtliche Voraussetzungen unterbinden, dass der Domfabrikfonds die Gründe öffentlich benennt, so bedauerlich dies ist.“ Der so auch in der Öffentlichkeit entstandene Schaden sei für alle Beteiligten enorm.
Die Kündigung Böhmanns sei nach Jahren des internen Streits der letzte Ausweg gewesen, erklärte er. Die fristlose Freistellung sei eine Reaktion auf die Ereignisse in den Gottesdiensten an Heiligabend und Weihnachten.
Im Internet gibt es eine Petition für den Verbleib von Böhmann in seinem Amt. Bis Montagnachmittag hatten diese fast 2.900 Menschen unterstützt.
Anwalt: Betrachten Freistellung als rechtswidrig
Der Domkapellmeister wurde in einem persönlichen Gespräch über die Freistellung informiert, wie ein Sprecher der Erzdiözese mitteilte. Diese gelte schon für den Jahresabschlussgottesdienst an Silvester. Elternvertreter und Chorsprecher seien über die Entscheidung informiert worden.
Böhmanns Anwalt Knut Müller teilte mit, eine Begründung sei dem Freistellungsschreiben nicht zu entnehmen. „Wir betrachten diese Freistellung als rechtswidrig und prüfen gemeinsam mit unserem Mandanten, ob kurzfristig gegen diese Freistellung rechtliche Schritte eingeleitet werden.“
Am Freitag hatte Müller erklärt, seinem Mandanten sei von den Protestaktionen aus der Gemeinde an Heiligabend und Weihnachten nichts bekannt gewesen. „Er betont, dass die Liturgie in allen Elementen gefeiert werden konnte und lediglich der Schlusssegen durch den Applaus etwas verzögert wurde.“
Burger will nach vorne schauen
Erzbischof Burger will jetzt den Blick in die Zukunft richten: „Doch nun gilt es, mit all jenen, die sich weiterhin kirchenmusikalisch engagieren wollen, nach vorne zu schauen“, erklärte er. Die neuen Leitungen der Chorformationen stünden bereit, frischen Wind und neue Motivation zu bringen.
„Mir ist wichtig: Die Dommusik ist ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil unseres kirchlichen Lebens in Freiburg wie für die ganze Erzdiözese“, sagte Burger in seiner Stellungnahme. „Musik im Freiburger Münster, das sind vor allem die vielen Menschen, insbesondere die Kinder und Jugendlichen mit ihren Stimmen. Ihnen gilt auch in Zukunft mein Engagement.“