In Sachsen-Anhalt hatten Archäologen 2024 viel zu tun. Es gab mehr notwendige Bergungen im Vorfeld von geplanten Gewerbegebieten und Stromtrassen sowie Forschungsprojekte.

In Sachsen-Anhalt hatten Archäologen 2024 viel zu tun. Es gab mehr notwendige Bergungen im Vorfeld von geplanten Gewerbegebieten und Stromtrassen sowie Forschungsprojekte.

Sachsen-Anhalt ist ein Eldorado für Archäologen. In diesem Jahr stieg die Zahl der archäologischen Grabungen. „Mit über 550 Grabungen, einschließlich archäologischer Erkundungen, waren es 100 mehr als 2023“, sagte Landesarchäologe Harald Meller. 

„Die Energiewende mit dem Ausbau des Stromnetzes SuedOstLink und Gewerbeansiedlungen brachten Großgrabungen, wie etwa auf der Gewerbefläche für Intel in Magdeburg. Aber auch die Zahl der Forschungsgrabungen nahm zu“, führte Meller aus. „Gleichzeitig blieb 2024 der Bau von Einfamilienhäusern bereits im zweiten Jahr stark gedrosselt, insbesondere im Vergleich zu den späten 2010ern.“ 

Neue Forschungsergebnisse zur Himmelsscheibe

Die Forschung an der Himmelsscheibe von Nebra lieferte neue Erkenntnisse bezüglich des Guss- und Herstellungsprozesses der Grundform der bronzenen Scheibe. Zum ersten Mal war es Wissenschaftlern gelungen, den Herstellungsprozess der über 3.600 Jahre alten Himmelsscheibe umfassend zu analysieren. Jetzt ist klar, dass sie in einem aufwendigen Warmschmiedeprozess mit ungefähr zehn Zyklen hergestellt wurde. 

Ein Zyklus umfasst das Erhitzen bis auf rund 700 Grad Celsius, das Ausschmieden und anschließendes Glühen, um das Metallgefüge wieder zu entspannen. Die Bronzescheibe gilt weltweit als die älteste Darstellung konkreter Himmelsphänomene. 2013 wurde sie in das „Memory of the World“-Register der Unesco aufgenommen.

6000 Jahre alte Totenhäuser auf Intel-Gelände in Magdeburg 

Zwei rund 6000 Jahre alte überhügelte Totenhäuser sind auf dem künftigen Gelände des US-Chipherstellers Intel in Magdeburg entdeckt worden. Die Hügelgräber gehören zur Baalberger Kultur, benannt nach dem Erstfund in Baalberge bei Bernburg (Salzlandkreis). 

Die beiden im Durchmesser ungefähr 50 Meter großen Anlagen liegen etwa 200 Meter auseinander. Jede enthält ein aus Holz errichtetes, trapezförmiges Gebäude von 20 beziehungsweise 30 Metern Länge. Darin befanden sich mehrere Bestattungen.

Wallfahrtskapelle bei Allstedt wiederentdeckt

Die Wiederentdeckung der Mallerbacher Wallfahrtskapelle war ein besonderer Fund zum 500. Jahrestags des Bauernkriegs. In der Kapelle wurde einst ein wundertätiges Marienbild verehrt, welches der Legende nach salzige Tränen weinte. 

Der sakrale Bau wurde am 24. März 1524 von Allstedter Bürgern geplündert und niedergebrannt. Danach geriet der Standort in Vergessenheit.

Mittelalterliches Boot im Arendsee gesichert

Die Reste des rund 800 Jahre alten Prahmbootes im Arendsee sind gesichert worden. Für 2025 ist eine Hebung aus 35 Metern Tiefe für eine umfangreiche Dokumentation geplant. 

Ein Prahm ist ein Transportschiff mit schlanker und flacher Rumpfform und seit der Antike bekannt. Das Boot im Arendsee besteht aus Eichenholz und stammt aus der Zeit um 1265, vermutlich aus dem nahe gelegenen Kloster.

Ausblick: Grabmal Otto I. wird restauriert

Bei regelmäßigen Untersuchungen am Grabmal von Otto dem Großen (912-973) im Magdeburger Dom wurden besorgniserregende Schäden festgestellt. Durch Schadstellen in der Außenhülle des steinernen Sarkophags kommt es zu einem Klimaaustausch mit dem Kirchenraum. Insbesondere angesichts von relativ starken Schwankungen in Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die durch den Klimawandel verstärkt werden, ist unklar, welchen Schaden das Sarkophag-Innere hierdurch möglicherweise nimmt. 

Die Konservierungsmaßnahmen sollen Anfang 2025 beginnen. Zuletzt wurde der Kalksteinsarkophag 1844 geöffnet. Otto I. war der erste Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Er starb 973 in Memleben und wurde im Magdeburger Dom an der Seite seiner 946 verstorbenen Frau Editha beigesetzt.

Rund 65.000 Besucher bei Magie-Ausstellung in Halle

Für archäologische Funde und Geschichten um diese gehen viele Menschen gern ins Museum. Im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle etwa sahen rund 65.000 Besucher in diesem Jahr eine Sonderausstellung zum Thema Magie mit Exponaten zur Kulturgeschichte magischen Denkens und Handelns. Diese stammten aus der Zeit der Antike bis zur Gegenwart. Neben archäologischen Funden wurden Schriftzeugnisse, kunsthistorische und volkskundliche Objekte gezeigt.

Neue Ausstellungen folgen: Im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle soll es im Sommer 2025 eine Kabinettsausstellung im Rahmen der dezentralen Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“ zum Bauernkriegsjubiläum geben. Eine Sonderausstellung zum Schamanismus folgt dann 2026.