Donald Trump wird erst in einigen Wochen US-Präsident, irritiert aber bereits jetzt schon mit außenpolitischer Kraftmeierei. Ein Vertrauter sagt, was das alles soll.
Im Insel-Erwerben haben die USA durchaus Erfahrung: von Guam und Amerikanisch-Samoa im Pazifik, über Puerto Rico in der Karibik bis zu Hawaii – all diese Flecken in den Weltmeeren sind im Zuge des US-Sieges über Spanien vor rund 120 Jahren in den Besitz Washingtons gelangt. Andere, wie die karibischen Jungferninseln wiederum hat die Regierung der Vereinigten Staaten Dänemark abgekauft. 1917 war das, zuvor hatten die Amerikaner 50 Jahre lang um die damals Dänisch-Westindien genannte Inselgruppe gebuhlt.
„Notwendigkeit, Grönland zu besitzen und kontrollieren“
Ob Donald Trump den Lohn des langen Atems seiner Vorgänger im Sinn hatte, als er nun erneut Interesse an Grönland bekundete? Ebenfalls zu Dänemark gehörend und zum zweiten Mal nach 2019? Unklar. Anders als vor fünf Jahren aber hat er kein Kaufangebot unterbreitet, sondern deutlich harscher von der „absoluten Notwendigkeit“ gesprochen, die größte Insel der Welt „zu besitzen und zu kontrollieren“.
Donald Trump: Neues Chaos mit Ansage 12.31
Was aus diesem Anspruch folgt, wie und ob überhaupt er ihn umsetzen will, ließ der künftige US-Präsident, wie so oft, im Unklaren. Allerdings bekräftigte er ihn in einer Reihe von Social-Media-Posts, die er an den Weihnachtstagen absetzte.
Die Regierungen im weitgehend unabhängigen Grönland als auch die in Kopenhagen reagierten auf die unfreundlichen Worte mit: mehr Militär. 1,3 Milliarden Euro wollen die Dänen für den Ausbau der grönländischen Verteidigung ausgeben. Dass die beiden Ankündigungen zeitlich aufeinanderfolgten, sei „Ironie des Schicksals“, hieß es aus der dänischen Hauptstadt.
Donald Trump will Panamakanal zurück
Grönland ist nicht der einzige Landstrich, den Trump ins Auge gefasst hat. Auch den Panamakanal will er (wieder) unter seine Fittiche kriegen. Begründung: Die Durchfahrtsgebühren seien viel zu hoch, und außerdem würden chinesische Soldaten den Panamakanal „liebevoll, aber illegal, betreiben“. So behauptete es der frühere und kommende US-Präsident auf seinem Netzwerk „Truth Social“. „Der Kanal ist panamaisch und gehört Panamaern. Es gibt keine Möglichkeit, irgendein Gespräch über diese Tatsache zu beginnen, die das Land Blut, Schweiß und Tränen gekostet hat“, heißt es trocken aus der Hauptstadt.
Kanada kann ja 51. US-Bundesstaat werden
Und dann ist da noch Kanada. Viele Amerikaner betrachten den nördlichen Nachbarn in einer Mischung aus Geringschätzung und Neid. Vieles läuft dort deutlich besser als in den USA, etwa das Gesundheitssystem, aber Kanada tritt meist bescheiden auf, was in den USA nicht unbedingt als Stärke betrachtet wird. Auch Trump nimmt Kanada nicht ernst – und erklärte an den Weihnachtstagen, dass Land solle doch zum 51. US-Bundesstaat werden, dann könne es von den niedrigeren Steuern profitieren. Den innenpolitisch angeschlagenen Premierminister Justin Trudeau nannte Trump abfällig (und nicht zum ersten Mal) „Gouverneur“.
Warum das alles? Die Disziplin, Verbündete und Nachbarn zu bedrohen, zu brüskieren und zu beleidigen, beherrschte Donald Trump auch in seiner ersten Amtszeit bereits sehr gut. Teilweise war er damit sogar erfolgreich. Wie etwa bei der Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels für Nato-Verteidigungsausgaben, zu dem er Länder wie Deutschland förmlich gezwungen hat. Doch mittlerweile ist sein Ton noch einmal schärfer geworden.
Und was will Donald Trump jetzt?
Was motiviert den 45. und 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten dazu? Ist es ein nicht versiegendes Verlangen nach Schlagzeilen? Eine neue Großmannssucht, wie sie auch Russland und teilweise China antreibt? Die Lust an Disruption, Chaos und Irritation? Oder einfach nur gedankenlose Drohgebärden?
Vermutlich von allem etwas, wie auch Trumps wenig stringente Auswahl seiner Minister vermuten lässt. Sein designierter Außenminister Marco Rubio ist jemand, der Allianzen wie die Nato unterstützt, während der künftige Präsident offen mit dem Ausstieg aus dem Bündnis kokettiert. Sein Ukraine-Sondergesandter will das angegriffene Land weiter ausrüsten, während Trump einen „Frieden innerhalb von 24 Stunden“ ankündigt.
Trump-Berater erklärt seinen Chef
Sein Langzeitberater Corey Lewandowski hat jetzt verraten, wie das Regierungsteam die irritierenden Äußerungen ihres Chefs versteht: als taktische Raffinesse. „Er ist ein Präsident, der unerwartete Ankündigungen macht, um der Welt klarzumachen, dass die Vereinigten Staaten wieder die dominierende Weltmacht sind. Wir haben einen Präsidenten, der sich weder vor seinen ausländischen Freunden noch vor seinen ausländischen Gegnern verneigen wird“ so Lewandowski im trump-freundlichen US-Sender Newsmax.
Konkret auf die Äußerungen zu Grönland und Panama angesprochen, sagte Lewandowski, Adressat sei eigentlich China. „Trump spricht davon, dass Grönland aus historischer Perspektive vielleicht Teil der USA wird und dass er den Panamakanal zurückerobern wird, damit China dort keinen Einfluss mehr hat.“
Und immer wieder China
Die neue Macht Chinas trieb bereits viele US-Präsidenten um, nicht nur Donald Trump. Der aber eskaliert die Rivalität mit dem Reich der Mitte mithilfe von höheren Strafzöllen. Gleichzeitig aber will er sich aus internationalen Kooperationen zurückziehen und schafft so Räume für autokratische Regime wie eben China oder Russland. Die er dann mit interventionistischen Anwandlungen wie jetzt in Panama und Grönland wieder zurückdrängen möchte. Die nächsten vier Jahre dürften voll von solch irrlichternden Trump-Taktiken sein.
Quellen: „Politico„, „Vanity Fair„, „National Review„, „Rolling Stone„, Deutsche Welle, US-Department of State