Enge Mitarbeiter hätten Biden von der Welt abgeschirmt, schreibt das "Wall Street Journal". So konnten sie seinen Verfall bis zum Live-Duell mit Donald Trump verbergen.  

Enge Mitarbeiter hätten Biden von der Welt abgeschirmt, schreibt das „Wall Street Journal“. So konnten sie seinen Verfall bis zum Live-Duell mit Donald Trump verbergen.

 

Dass es um die Gesundheit und die Konzentrationsfähigkeit von Joe Biden nicht gut bestellt ist, war spätestens seit dem TV-Duell mit dem Herausforderer Donald Trump offenkundig. In einer großen Recherche zeigt das „Wall Street Journal“ nun das System, das den alternden Präsidenten vor der Umwelt abschirmte und seinen Verfall geschickt verbarg – erst in einer Live-Sendung kam der Schutz-Kokon an seine Grenzen. 

Die Abschirmung begann bereits sehr viel früher. Schon in dem Wahlkampf 2020, der Biden ins Weiße Haus brachte, war seine Frau weit umtriebiger als ihr Mann. Als ihr damaliger Pressesprecher Michael LaRosa ihr Tempo erwähnte, wurde er schnell zurückgepfiffen. „Je mehr Sie über sie reden, desto schlechter lassen Sie ihn dastehen“, hieß es, das sagte LaRosa zum „WSJ“.Joe Biden – sein Leben in Bildern

Biden wurden geschützt 

Ein Team um Biden herum schottete den Präsidenten konsequent ab. Die Termine mit ihm wurden kürzer, Besucher wurden aufgefordert, sich auf wenige Punkte zu beschränken. Und die Termine mit dem Präsidenten wurden immer seltener. Führende Politiker hatten in wichtigen Momenten Schwierigkeiten, das Gehör des Präsidenten zu gewinnen, schreibt das „WSJ“, so etwa vor dem US-Abzug aus Afghanistan.

Aufgaben, die eigentlich der Präsident wahrnehmen sollte, wurden delegiert. Nicht nur der Präsident verschwand aus der Öffentlichkeit, die Öffentlichkeit verschwand auch aus dem Blick des Präsidenten. In den Zusammenstellungen aus der Presse wurden negative Geschichten aussortiert. Nachdem er bei der Wahl 2024 in Rückstand kam, sprach Biden nicht mit seinen eigenen Meinungsforschern. Joe Biden erlässt 37 Todesstrafen 12.41

Präsidenten hätten immer Torwächter, so das „WSJ“. „Aber in Bidens Fall waren die Mauern um ihn herum höher und die Kontrollen stärker, sagten demokratische Abgeordnete, Spender und Mitarbeiter, die für Biden und andere Regierungen gearbeitet haben, dem “WSJ”. Möglich wurde das durch eine kleine Gruppe enger Mitarbeiter. 

Den Anforderungen nicht gewachsen

Minutiös listet das Journal Hilfestellungen und die schwindenden Fähigkeiten Bidens auf. Der Präsident vergaß nach wenigen Minuten die Zeilen, die sein Team vorbereitet hatte. Dazu bekam er detaillierte Anweisungen, wie er sich bewegen sollte und wo er Treppen finden würde.

Schon zu Beginn seiner Präsidentschaft zeigte sich, dass Biden den Anforderungen des Terminplans nicht gewachsen war. Termine wurden sehr kurz gehalten und auf die wenigen guten Stunden am Tag verlegt. An schlechten Tagen wurden Treffen einfach abgesagt. Ein Berater sagte: „Er hat gute und schlechte Tage, und heute war ein schlechter Tag, also werden wir das morgen ansprechen.“

Wichtige demokratische Abgeordnete berichteten, dass sie keinen persönlichen Zugang mit dem Präsidenten aufnehmen konnten. Ehemalige hochrangige Kabinettsmitarbeiter sagten dem Blatt, es sei schwer zu erkennen, ob Biden aufgrund seines Alters isoliert wurde oder ob er einen mächtigen inneren Zirkel bevorzuge. Die Kommunikation des Kabinetts lief über diesen inneren Kreis.Donald Trump: Neues Chaos mit Ansage 12.31

Stunde der Wahrheit 

Dennoch folgte die Demokratische Partei Biden in den Wahlkampf. Sie hätten akzeptiert, dass Biden in der Lage sei, Trump den Kampf anzusagen. Am 27. Juni zeigte sich das Gegenteil. Beim TV-Duell in Atlanta suchte Biden nach Worten und konnte seine Gedanken nicht zu Ende bringen. Das Ende kam am 13. Juli als Biden versuchte demokratische Abgeordnete von sich zu überzeugen. Als das Gespräch nicht so verlief, wie erhofft, soll Biden der Gruppe plötzlich gesagt haben, er jetzt müsse in die Kirche gehen, dann war der Call beendet. Acht Tage später stieg er aus dem Rennen um die Präsidentschaft aus. Doch bis Ende Januar 2025 hat er das Amt inne. Die Frage ist nur, wer herrscht im Weißen Haus wirklich?

Quelle: WSJ