Berlins Wirtschaft wächst nach der jüngsten Prognose weiter überdurchschnittlich. Nachholbedarf sieht die zuständige Senatorin bei der Digitalisierung.

Berlins Wirtschaft wächst nach der jüngsten Prognose weiter überdurchschnittlich. Nachholbedarf sieht die zuständige Senatorin bei der Digitalisierung.

Die Wirtschaft in Berlin entwickelt sich weiter deutlich besser als im bundesweiten Durchschnitt. Die Investitionsbank Berlin (IBB) rechnet für das laufende Jahr mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Institut mitteilte. Für 2025 geht die IBB von einem Wachstum von 1,5 Prozent aus.

„Auch Berlin spürt die Krisenlage deutlich, das ist klar. Aber wir liegen 2024 und damit das elfte Jahr in Folge weiterhin deutlich über dem Bundesdurchschnitt“, sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) der Deutschen Presse-Agentur zu den neuen Zahlen. Mit der Prognose von plus 1,5 Prozent werde Berlin 2025 weiter zu den Zugpferden der deutschen Wirtschaft gehören. Die Bundesbank erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland insgesamt dieses Jahr leicht schrumpft und 2025 nur minimal um 0,2 Prozent zunimmt. 

Dienstleistungsbranche legt deutlich zu

Treiber der Entwicklung in Berlin dürfte der IBB-Schätzung zufolge das in der Hauptstadt traditionell starke Dienstleistungsgewerbe sein. Zuletzt verzeichnete der Sektor demnach ein Wachstum von 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Vor allem der Handel hat der IBB zufolge zum Jahresende deutlich davon profitiert, dass die Kauflaune bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Berlin zurückgekehrt sei.

Ein Grund dafür könnte der weitgehend robuste Arbeitsmarkt sein. Dieser habe zwar angesichts der bundesweiten wirtschaftlichen Flaute auch in Berlin an Dynamik verloren. Völlig eingebrochen sei er aber nicht, hieß es von der IBB. „So liegt die Zahl offener Stellen im November mit 21.433 rund 5,8 Prozent über dem Vorjahresmonat.“

Giffey sagte, Berlins großer Wachstumsbereich sei die Digitalbranche. „Vor allem Fintech, Green Tech, Health Tech und Games. Wir werben auch aktiv um neue Unternehmen und schauen, dass wir diejenigen, die hier wachsen, die sogenannten Scaleups, in Berlin besser halten können.“ Es gebe auch mehrere umfangreiche Gespräche mit Unternehmen über die Ansiedlung in Berlin. 

 Luft nach oben bei der Digitalisierung

„Die Digitalbranche ist das eine, wir müssen aber auch zusehen, dass die traditionellen kleinen und mittleren Unternehmen beim Thema Digitalisierung in Berlin aufholen“, sagte Giffey. „Wir unterstützen sie dabei über die Digitalagentur Berlin, wo sie Beratung erhalten, auch zum Thema Cybersecurity.“

Auch die Berliner Verwaltung müsse noch digitaler arbeiten. „Über 80 behördliche Dienstleistungen für die Wirtschaft haben wir schon digitalisiert und wir wollen bis Ende 2025 auf insgesamt 300 kommen“, so die Wirtschaftssenatorin.  

Das gelte auch für viele Berufsanerkennungsprozesse, mit dem Ziel die Fachkräftegewinnung aus dem Ausland zu beschleunigen. Weitere Themen seien digitale Sprechstunden in den Berliner Gewerbeämtern und Online-Bezahldienste. 

„Alle kennen zum Beispiel Paypal. Bezahlen kann man damit in unseren Bezirksverwaltungen noch nicht“, sagte Giffey. „Das wollen wir ändern.“ Die Wirtschaftsverwaltung unterstütze die Bezirke dabei, solche Dienste einzuführen. „Unser Ziel ist, damit im nächsten Jahr zu starten, wenn wir alle zwölf Bezirke an Bord haben.“