Vom alten Dorf Mühlrose ist nicht viel übrig geblieben. Die meisten Häuser sind verwaist oder bereits abgerissen. Nun sollen die restlichen Flächen für den näher rückenden Tagebau geräumt werden.

Vom alten Dorf Mühlrose ist nicht viel übrig geblieben. Die meisten Häuser sind verwaist oder bereits abgerissen. Nun sollen die restlichen Flächen für den näher rückenden Tagebau geräumt werden.

Mühlrose im Nordosten Sachsens ist der letzte Ort im Freistaat, der für den Braunkohleabbau weichen muss. Die Umsiedlung des bisherigen Ortsteils von Trebendorf für den Tagebau Nochten steht nun unmittelbar vor dem Abschluss. 

Die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) rechnet nach eigenen Angaben fest damit, dass die noch bewohnten Grundstücke innerhalb des ersten Quartals 2025 aufgegeben werden. Später werden die Flächen komplett beräumt. Bereits ab Januar sollen die Straßen im alten Dorf für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden.

Unter Mühlrose befinden sich rund 150 Millionen Tonnen Kohle. Die LEAG geht nach wie vor davon aus, dass die Menge zur Stromerzeugung gebraucht wird, um vor allem das Kraftwerk Boxberg bis Ende 2038 „unterbrechungsfrei und bedarfsgerecht“ beliefern zu können. Dies habe der Tagebaubetreiber den Behörden für die bergrechtliche Genehmigung nachweisen müssen, sagte LEAG-Sprecher Thoralf Schirmer. 

Dorf ist bereits vom Tagebau umlagert

Der Tagebau rückt unaufhörlich vor, sodass Mühlrose inzwischen wie auf einer Halbinsel in der Bergbaulandschaft liegt. Bei einer Bürgerbefragung hatte sich eine deutliche Mehrheit der rund 200 Einwohner im Dorf schon 2017 dafür entschieden, gemeinsam in die Nachbargemeinde Schleife umzuziehen. Umsiedler konnten sich dort konzentriert an einem Standort neue Eigenheime bauen.

Etwa sieben Kilometer vom alten Dorf entfernt entstand damit eine kompakte Siedlung, in der inzwischen ein großer Teil der früheren Bevölkerung von Mühlrose lebt. Der neue Standort mit 38 bebauten Grundstücken sei nicht einfach nur ein „Anhängsel“ von Schleife, sondern neben Rohne und Mulkwitz nun ein weiterer Ortsteil der Gemeinde, sagte Bürgermeister Jörg Funda (CDU). 

In der vergangenen Legislaturperiode seien die Weichen gestellt worden, für Mühlrose einen eigenen Ortschaftsrat zu bilden. Nach Angaben von Funda brachte die Umsiedlung einen Zuzug von 100 Menschen für Schleife. 

Neue Siedlung als Heimat 

Die Gemeinde mit insgesamt 2.500 Einwohnern bekommt auch ein Freibad, das als Ersatz für die in Mühlrose abgerissene Freizeitanlage gebaut wird. So sieht es der Vertrag mit dem Bergbaubetreiber vor. Die Eröffnung des neuen Schwimmbades ist für die Saison 2025 geplant. Im Mai 2024 war in Schleife bereits die neue Ortsmitte von Mühlrose mit dem Dorfgemeinschaftshaus übergeben worden. 

Direkt daneben soll im kommenden Frühjahr der Wiederaufbau eines regionaltypischen Schrotholzhauses beginnen. Laut LEAG war das denkmalgeschützte Gebäude im alten Dorf behutsam abgetragen worden. Voraussichtlich im Spätherbst 2025 soll es am neuen Standort wieder errichtet sein und danach dem Dorfklub Mühlrose zur Verfügung stehen.